Die Playa Es Trenc zählt unter Einheimischen und Urlauber zu den meist frequentierten Strände auf Mallorca. | Patricia Lozano

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Ein neues Kapitel der öffentlichen Überwachung hat auf Mallorca begonnen: An einem der beliebtesten Strände der Insel, Es Trenc, sind jetzt Kameras im Einsatz. Die Balearen-Regierung will damit die Besucherzahlen in Echtzeit erfassen und so den Druck auf die empfindliche Natur verringern.

"Wir müssen wissen, zu welchen Zeiten und in welchen Gebieten es zu Überlastungen kommt, damit wir regulierend eingreifen können", erklärte der Vizepräsident der Regierung, Antoni Costa, bei der Vorstellung des Pilotprojekts am Donnerstag (25.7.). Mit Hilfe von Kameras, Wi-Fi-Sensoren und Durchgangssensoren soll nicht nur die Anzahl der Autos auf dem Parkplatz erfasst werden, sondern auch die Besucherzahl am Strand selbst.

Der balearische Vize-Ministerpräsident Toni Costa (3.v.l.) am Es-Trenc-Strand.

Datenschutzbedenken wachsen

"Wir haben gesagt, dass wir in erster Linie Daten verwalten müssen, und dieser Pilotversuch wird es uns ermöglichen, den Grad der Überlastung des Naturraums und des Strandes Es Trenc zu messen. Wir wollen Informationen für die Entscheidungsfindung erhalten", so Costa. Die Geräte sollen unter anderem an Zufahrtswegen zum Strand angebracht werden.

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Während die Regierung von einer besseren Steuerung der Besucherströme spricht, sehen Kritiker Anfänge eines "ungerechtfertigten" Eingriffs in die Privatsphäre. Die Überwachung von Badegästen wirft Fragen auf: Dürfen Strände, an denen sich Urlauber auch gerne halbnackt sonnen oder in deren Nähe sie zu Ihren Fahrzeugen laufen mit Kameras überwacht werden? "Nach der aktuellen EU-Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) sind öffentliche Kamerasysteme zur Beobachtung direkt an Stränden und Badeanstalten eigentlich nicht erlaubt. Dabei spielt es auch keine Rolle, ob die Aufnahmen nur zur reinen Zählung der Besucher eingesetzt werden", sagt Holger Singer, freiberuflicher Datenschutzexperte aus Hannover auf Anfrage von MM.

Und das Projekt in Es Trenc ist nur der Anfang. Die Landesregierung in Palma plant bereits, weitere Strände wie Cala en Turqueta auf Menorca und Ses Salines auf Ibiza mit Kameras und Sensoren auszustatten. "Wir denken an eine Zukunft, in der jeder Bürger in Echtzeit wissen kann, wie stark ein Naturraum oder ein Strand überlastet ist", so Costa.

Die Generaldirektorin der Umwelt- und Forstverwaltung, Ana Torres, betonte die Notwendigkeit, die Überlastung der Strände zu reduzieren: "Wir sind dabei, im Rahmen des sozialen und politischen Pakts für die Nachhaltigkeit der Balearen Arbeitsgruppen zu bilden, von denen sich eine mit der Untersuchung der Faktoren befasst, die zur Überlastung der Strände führen. Sobald diese festgestellt sind, werden wir die entsprechenden Entscheidungen treffen."