Die Folgen einer Rissaga auf den Balearen. | Archiv

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Eine plötzliche Flutwelle hat am Dienstagabend zur Verwunderung von Einheimischen und Urlaubern den Hafen von Port d'Alcúdia auf Mallorca überspült und dort für Überschwemmung gesorgt. Bei dem Phänomen handelte es sich um eine sogenannte "Rissaga", eine meteorologisch bedingte Art Mini-Tsunami, der vor allem auf Menorca üblich ist, aber auch auf Mallorca vorkommt. Viele stellen sich jetzt die Frage: Wie entsteht eigentlich eine Rissaga?

Die Antwort: Ein solcher "Meteotsunami" oder "meteorologischer Tsunami" ist ein Phänomen, das durch Luftdruckschwankungen und Resonanzunterschiedene oft in seichten Gewässern ausgelöst werden kann, also zum Beispiel in Buchtbereichen oder in Fjorden wie dem Naturhafen von Ciutadella auf Mallorcas Nachbarinsel Menorca.

Dieses Naturschauspiel ist in unterschiedlichen Ländern unter verschiedenen Namen bekannt. Auf den Balearen heißt es "Rissaga", in Malta "Milghuba", auf Sizilien "Marrubio" und in Japan Abiki oder Yota. Untersuchungen der Balearen-Universität zufolge sind diese Pegelschwankungen nicht seismischen Ursprungs – ihnen geht also kein Seebeben voraus und sie haben mit den Gezeiten nichts zu tun – sondern es handelt sich um einen plötzlichen kurzen Luftdruckabfall, dem viele Luftdruckschwankungen in Minutenabständen vorausgehen.

IMAGEN DE LA RISSAGA DEL 21 DE JUNIO DE 1984 EN EL PUERTO DE CIUTADELLA.
Blick ins Geschichtsbuch: Folgen einer Rissaga auf Menorca. Foto: Archiv

Die Schwingungen der Atmosphäre übertragen sich dabei offenbar auf die Wasseroberfläche. Damit große Wasserstandsschwankungen auftreten können, bedarf es zweier Voraussetzungen: geringe Wassertiefe und eine enge Bucht. An einem Messpunkt vor der Hafenbucht von Ciutadella schwankt der Wasserstand während einer Rissaga um etwa 60 Zentimeter, im Hafen können es bis zu zwei Meter sein. Es gibt eindrucksvolle Bilder von Menorca, die zeigen, wie Boote nach einer Rissaga auf dem Trockenen liegen.

Auf Mallorca sind "Rissagas" deutlich unüblicher als auf Menorca, kommen aber auch hier bisweilen vor. Meist ist dann der Hafen von Port d'Alcúdia betroffen, der Menorca gegenüber liegt. Anders als in Ciutadella, wo das staatliche spanische Wetteramt Aemet vor fünf Rissagas warnte, war die Flutwelle von Alcúdia nicht vorhergesehen worden.