Das Kabarett-Restaurant öffnet seine Türen mit „Delicatessen“, einer Show voller Sinnlichkeit und großer Stimmen. | J. AGUIRRE

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Seit Anfang des Jahres ist Julio Bruno, der 1965 in Asturien geboren wurde, der neue Vorsitzende der Gruppe Lío. Das Unternehmen, das im Oktober 2023 seine Trennung von dem Mutterkonzern Pacha Group vollzog, und nun in Eigenregie seine Show-Restaurants in London, Mykonos und auf Mallorca führt. Am Anfang stand das Lío Ibiza, das im Jahr 2011 seine Pforten in dem Yachthafen Marina Botafoch eröffnet hatte. Es ist seitdem ein fester Bestandteil des Nachtlebens der Insel. Auf Mallorca öffnete das noble Etablissement, das in den ehemaligen Räumlichkeiten der Diskothek Tito’s am Paseo Marítimo untergebracht ist, im August 2023.

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Julio Bruno führte das Gespräch mit MM auf der Dachterrasse des Bistros im Corte Inglés in der Avenida Jaime III in der Balearenhauptstadt. Foto: Patricia Lozano

Mallorca Magazin: Herr Bruno, wie war das Opening des Lío Mallorca vergangene Woche und somit der Start in die neue Saison aus Ihrer Sicht?

Julio Bruno: Das Opening war großartig. Ich denke, wir bringen mit dem neuen Show-Restaurant Lío einen Hauch von Luxus auf die Insel, etwas, was es so in dieser Form vorher noch nicht gegeben hat. Auch in dieser Saison werden Sternekoch Andreu Genestra und sein Küchenchef Felipe Moreno für den Gaumengenuss unserer Gäste zuständig sein, worauf ich sehr stolz bin. Auf der Karte finden sich 35 größtenteils mediterrane Gerichte, die von einem 16-köpfigen Küchenteam mit saisonalen Produkten zubereitet werden.

MM: Was genau ist denn Ihr Konzept eigentlich?

Bruno: Bei uns können die Gäste mit ihren Freunden, ob nun Ausländer oder Spanier, kommen, um die Show zu genießen und den Abend feiern. Es geht darum, großartige Momente zu verbringen. Was sollen etwa Kreuzfahrttouristen, wenn ihr Schiff in Palma anlegt, hier tun – einfach nur Essen gehen in ein Lokal oder zum vierten Mal die Kathedrale besichtigen? Das Wort „liar”, wovon sich Lío ableitet, hat im Spanischen verschiedene Bedeutungen. „Tener un lío” etwa heißt so viel wie eine Affäre mit jemandem haben. „Buscarse und lío” hingegen kann man im Englischen mit „looking for trouble” übersetzten, was heißt, dass man sich durch das eigene Verhalten in Schwierigkeiten begibt. Es gab früher mal diesen Song von Elvis Presley mit dem Titel „Trouble”. All diese Facetten und vielschichtigen Bedeutungen treffen auf das Lío zu.

MM: Welches ist die neue Show, die den Gästen in diesem Sommer am Standort Mallorca geboten wird? Ist sie gleichermaßen sinnlich-pikant wie die im ersten Jahr der Eröffnung?

Bruno: Das neue Programm hat den Titel ‚Delicatessen’ und wurde zunächst in unserem Club auf Mykonos gezeigt. Wir rotieren mit den Shows von Standort zu Standort, so dass den Gästen immer etwas Neues geboten wird. In Abhängigkeit von dem Team und seinen Fähigkeiten nehmen wir jedoch kleine Veränderungen vor. Unsere Künstler können am Trapez akrobatische Stunts vollführen, tanzen, singen und schauspielern. Und ja, das Programm ist sehr sinnlich und hat ‚sexy’ Elemente. Wir wollen in Zukunft auch Varieté-Nummern bringen, die der Zirkusakrobatik entnommen sind. Ich bin auch immer dabei, neben den zahlreichen internationalen Künstlern vor allem lokale Talente zu suchen, doch müssen sie meine hohen Qualitätsstandards erfüllen. Zu den 18 Künstlern unter der Leitung von Joan Gràcia gehört die mallorquinische Opernsängerin Mar Vives.

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Promi-Auflauf am Tag des Season Openings des glamourösen Show-Restaurants: Peter Olsson, Claudelle Deckert, Luzandra Strassburg, Roberto Blanco, Birgit Schrowange und Frank Spothelfer (v.l.n.r.). Foto: Kay Kirchwitz/ Star Press

MM: An den Tischen der VIPs in Ihrem Glamour-Restaurant saßen zahlreiche deutsche Prominente, darunter Roberto Blanco, Birgit Schrowange und die Schauspielerin Claudelle Deckert. Wie sieht es mit den spanischen Stars und Sternchen aus?

Bruno: Der erste und zweite Abend des Soft Openings war hochrangigen Gästen aus der Hotellerie und internationalen VIPs vorbehalten. Ich selbst habe den bekannten Schönheitschirurgen Carlos Rubi, der mit dem Model Carla Barber zusammen ist, gesehen. Auch Corinna Graf, die Eigentümerin des Luxushafens Puerto Portals, TV-Persönlichkeiten und wichtige spanische Unternehmerfamilien.

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MM: Das Lío hat ja nun verschiedene Standorte, Ibiza, Mykonos, London und Mallorca. Was kommt als nächstes?

Bruno: Demnächst planen wir in Dubai ein Show-Restaurant zu eröffnen, wo wir bereits die perfekte Location mit 3200 Quadratmetern gefunden haben, doch wird es noch schätzungsweise anderthalb Jahre bis zur Eröffnung dauern. Auch in Übersee fasst die Lío Group derzeit Fuß. Im The Mayfair Supper Club in Las Vegas vollführen unsere Künstler unsere Show, das Lío pop up, doch haben wir in den USA noch keine eigenen Standorte.

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"Unter Uns"-Star Claudelle Deckert wurde am Eröffnungsabend ungeplant zum Teil der Bühnen-Show, wobei sie von Striptease-Tänzern umgarnt wurde. Foto: Star Press

MM: Ein Abend im Líos, inklusive Show und Diner, kann durchaus 200 Euro kostet. Ist dieser Preis nicht etwas gehoben?

Bruno: Wenn ich beispielsweise in Barcelona in die Oper gehe oder ins Theater und sodann in ein hochklassiges Restaurant gehe, komme ich auf denselben Preis oder zahle noch mehr. Wir bieten den Gästen ein Erlebnis für alle Sinne an. Und nur wenige Shows auf der ganzen Welt können da mithalten. Mir fällt da nur das Moulin Rouge in Paris ein oder Shows am Broadway in New York. Nun bringen wir eine solche Darbietung nach Palma, was somit zu einem Zentrum der nächtlichen Unterhaltung wird. Alleine, wenn man als Gast den Fahrstuhl in unser Show-Restaurant hochfährt, betritt man auf magische Weise eine eigene Erlebniswelt – fast wie etwa bei den Drachenhöhlen bei Porto Cristo – wo man alles andere, alltägliche komplett hinter sich lässt. Bei uns wird jeder Gast so behandelt wie ein VIP, das ist ein Teil unseres Erlebnis-Konzepts.

MM: In den Räumlichkeiten des Lío Mallorca Paseo Marítimo war zuvor die Diskothek Tito’s untergebracht. In ihrer hundertjährigen Geschichte gab es Zeiten, in denen Weltstars wie Marlene Dietrich, Frank Sinatra, Ray Charles oder Josephine Baker ein- und ausgingen. Selbst Alain Delon, Grace Kelly, Peter Ustinov und Sean Connery. Haben Sie vor, an diese früheren glanzvollen Epochen anzuknüpfen?

Bruno: Die Verknüpfung zu diesen früheren Zeiten, die mit den Goldenen Zwanzigern begann, besteht für mich in der Kunstform des Kabaretts. Dieses hatte von jeher etwas komisch-unterhaltendes an sich. Doch war und ist diese Kunstform auch mit oftmals anrüchigen, derben, schlüpfrigen oder gar verrückten Elementen durchsetzt – so traten damals wie heute etwa Dragqueens oder Dragkings auf, bei denen man das Geschlecht nicht zuordnen konnte. Im Berlin der zwanziger und dreißiger Jahre hatte diese Kleinkunstform ihre Blüte und wurde später aus politischen Gründen verboten. Doch in den heutigen Zeiten bieten wir den Gästen zu späterer Stunde auch ein musikalisch glanzvolles Programm an, indem wir internationale Top-DJs auf die Insel bringen. Unter anderem der britische Künstler Damian Lazarus, der aus Griechenland stammende Angelos und der Spanier Arodes an den Turntables des Lío, das sich ab Mitternacht in eine Diskothek verwandelt.

MM: Sie sind Spanier, haben Business und Economics in London und in New York studiert und waren CEO der Time Out Group, einem britischen Medienunternehmen. Wie transferieren Sie diese Erfahrungen in Ihre neue berufliche Tätigkeit?

Bruno: Ich war zuvor auch in der Chefetage bei TripAdvisor und kenne mich daher bestens in der Touristik-Welt aus, was mir in meiner jetzigen Position zugutekommt. Darüber hinaus bin ich Präsident von Mercato Metropolitano, Londons erstem nachhaltigen Gemeinschaftsmarkt mit fünf Standorten. Und auch in dieser Hinsicht nützt mir das Wissen bei der Leitung der Lío Group.

Das Interview führte 
Dominik Sarota