Mallorca gedenkt am 1. April dem Ende des Bürgerkriegs – warum mit dem Frieden der Hunger kam
Vor 85 Jahren, am 1.April 1939, endete der Spanische Bürgerkrieg. Auf Mallorca hatten die Sieger bereits vorher die Macht fest im Griff
Siegesparade am Kreuz für die Gefallenen in Palma 1939. Das Denkmal am Stadtbalkon zwischen Kathedrale und Almudaina-Palast existiert heute nicht mehr. | Archiv
Alexander SepasgosarianPalma, Mallorca01.04.24 11:11
Dem Diktator standen Tränen der Rührung in den Augen. Niedergestreckt von einem grippalen Infekt, hatte er zwei Tage das Bett gehütet. Doch als der letzte Lagebericht zu dem zu Ende gehenden Bürgerkrieg im Rundfunk verlesen werden sollte, hatte sich General Francisco Franco – der den Spanischen Bürgerkrieg mit dem von ihm initiierten Militärputsch losgetreten hatte – dann doch erhoben, um die Nachricht stehend zu vernehmen. „Am heutigen Tag, mit der Gefangennahme und Entwaffnung des roten Heeres, haben die nationalen Truppen ihre letzten militärischen Ziele erreicht”, verkündete die Sondermeldung unter Fanfarenklängen: „Der Krieg ist beendet.”
Seit jenem Tag vor 85 Jahren steht der 1. April 1939, 23.15 Uhr, für den Abschluss eines gnadenlosen Tötens unter Brüdern, das am 17. Juli 1936 seinen Anfang genommen hatte. Für die Franquisten, die sich als die Sieger des Machtkampfes betrachteten, bedeutete das Ende des Bürgerkrieges einen Triumph, der ihr Regime begründete und eine Zeit des scheinbaren Friedens anbrechen ließ. Für die unterlegenen Spanier, die auf Seiten der Republik gegen Franquisten, Falangisten und Militär gekämpft hatten, brachen hingegen entbehrungsreiche Jahre, wenn nicht Jahrzehnte an, die von Angst, Terror und Repressalien geprägt waren.
Auf Mallorca waren die Machtverhältnisse bereits kurz nach Ausbruch des Spanischen Bürgerkrieges zugunsten der Franquisten geklärt gewesen. Wie in Nordafrika hatte sich die Militärführung auf der Insel dem Putsch angeschlossen und nahezu über Nacht alle potenziellen Widerstandskräfte wie etwa die Gewerkschaften ausgeschaltet. Wer dem Regime nicht genehm war – das waren viele – wurde ohne jedes Gerichtsverfahren erschossen.
Die Vereinigung zur Erforschung der Auswirkungen des Bürgerkrieges („Memoria de Mallorca”) hat die Fälle von 2300 Menschen dokumentiert, die als Opfer des Regimes gewaltsam ums Leben kamen. Sie wurden oftmals in anonymen Massengräbern beerdigt, der Verein listet 47 solche Stellen in 27 Gemeinden der Insel auf.
Anders als auf dem Festland, wo die Machtverhältnisse in den ersten Stunden nicht eindeutig geklärt waren, saßen die Anhänger der Republik regelrecht in der Falle. Eine Flucht von der Insel gelang nur Wenigen. Die Jahre, die auf das Kriegsende folgten, heißen auf Mallorca nur die „Jahre des Hungers”. Damals wurden Lebensmittelkarten eingeführt. Doch wer den Machthabern nicht passte, ging bei der Verteilung von Lebensmitteln oftmals leer aus.
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