Das Archivfoto von 2003 zeigt Schüler bei einem Aufforstungsprojekt für Steineichen in den Bergen von Esporles. | T. Monserrat

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Es verheißt meist nichts Gutes, wenn ein neues Insekt auf der Insel entdeckt wird. In der Regel handelt es sich um eine invasive Art, die bewusst oder unbewusst eingeschleppt wurde und hier Probleme verursacht, wie etwa der aus Asien stammende Palmrüssler, der die Palmen befällt und zu ihrem Absterben führen kann. Doch dieses Mal ist es anders. In Biniamar, einer Gemeinde von Selva, wurde die winzige Wespe Oobius rudnevi ausfindig gemacht. „Das ist eine sehr gute Nachricht”, freut sich Luis Núñez, der Leiter der balearischen Forstbehörde.

Die maximal einen halben Millimeter lange, nicht stechende Wespe kann tatsächlich eine effektive Waffe im Kampf gegen den Großen Eichenbock (Cerambis cerdo) werden, auf Mallorca nennt man ihn „Banyarriquer”. Mit über fünf Zentimeter Länge ist er einer der größten Käfer Europas. In der EU steht er unter Artenschutz, weil er vom Aussterben bedroht ist. Nicht so auf Mallorca. Hier wurde der Schutzstatus auf Druck Spaniens 2016 gesenkt, weil der Bockkäfer eine ernsthafte Bedrohung für die Steineichenwälder der Tramuntana darstellt.

Zur Erinnerung: Mallorcas Steineichenwälder, die zirka 21.000 Hektar Fläche vor allem in den Bergregionen bedecken, zählen zu den wichtigsten Ökosystemen der Insel. Sie bieten zahlreichen Tier- und Pflanzenarten Nahrung und Lebensraum. Jahrhundertelang hatten sie auch große wirtschaftliche Bedeutung, denn das Eichenholz diente zur Kohleherstellung. Alte Köhlerwege, Kohlenmeiler („Sitjas”) und Kohleöfen, die man auf Wanderungen durch die Tramuntana immer wieder sieht, zeugen davon. Mit dem Einzug des Butangases in den 1960er Jahren wurden die Eichenwälder verlassen und damit auch nicht mehr gepflegt. Zunehmende Dürreperioden als Folge des Klimawandels und die Vermehrung verwilderter Ziegen, die junge Triebe fressen, haben den Waldbestand zusätzlich geschwächt.

Der Große Eichenbock befällt in erster Linie alte und geschädigte Eichen. Er ernährt sich vom nährstoffhaltigen Saftfluss der verletzten Bäume und bringt sie zum Absterben. Im Prinzip hilft er dadurch dem Wald, sich zu erneuern. Aber in den ohnehin geschwächten Steineichenwäldern der Tramuntana konnte sich der Banyarriquer in den vergangenen Jahren stark vermehren. Er befällt inzwischen auch junge, gesunde Bäume. Dies hat strukturelle Schäden verursacht und ideale Bedingungen für das Wachstum eines Pilzes geschaffen: Biscogniauxia mediterranea, ein Ringelkugelpilz, führt bei Hitze- und Dürrestress der Bäume ebenfalls zu ihrem Absterben.

Neu entdeckt haben die Wissenschaftler jetzt das Nutzinsekt Oobius rudnevi. Foto: Mike Lewis / Archiv Ultima Hora

Zum Schutz der Steineichenwälder werden Bäume beschnitten, erkrankte Exemplare gefällt, junge Eichen zur Abwehr von Ziegen umzäunt und verwilderte Ziegen abgeschossen. In den öffentlichen Fincas Menut und Binifaldó in der Nähe des Klosters Lluc, die zu den am stärksten betroffenen Gebieten gehören, verbrenne die Forstbehörde vom Pilz befallene Baumstämme, weil diese Infektionsherde darstellten, sagt Behördenleiter, Luis Núñez.

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Wichtig seien auch Fallen, betont der Forstwirt. „Wir haben spezielle Fallen erfunden, bei denen nur der Eichenbockkäfer eingefangen wird. Indem wir die Population reduzieren, verhindern wir, dass die Weibchen mehr Eier legen.”

Und mit der winzigen Wespe Oobius rudnevi kommt nun ein weiteres Instrument im Kampf gegen die Plage hinzu: Das Insekt sei eine parasitoide Wespe, die vorzugsweise den Großen Eichenbock heimsuche, erklärt Núñez. „Sie legt ihre Eier in die Eier des Käfers. Die Larven ernähren sich davon und entwickeln sich darin. Am Ende tötet der Wespennachwuchs den Wirt, sodass anstelle der Larve des Käfers die winzige Wespe aus dem fremden Ei schlüpft.

Oobius rudnevi stelle dabei keine exotische Spezies dar, die irgendwie nach Mallorca gelangt sei, sondern komme wahrscheinlich schon sehr lange auf der Insel vor. Bisher sei die Art nie aufgefallen, weil sie so klein sei. „In ein Ei des Banyarriquer, das nur halb so groß ist wie ein Reiskorn, passen 43 Eier der Schlupfwespe.” Man müsse gezielt nach ihr suchen. Das habe die Forstbehörde im Sommer vergangenen Jahres getan. Dabei sei sie dem Beispiel ihrer Kollegen in der Extremadura auf dem Festland gefolgt, wo die Erforschung dieser biologischen Schädlingsbekämpfung schon weiter fortgeschritten sei. Das Ziel sei es nun, die winzige Wespe zu züchten und sie gezielt auszusetzen. „Damit verstärken wir die natürliche biologische Kontrolle – Vögel fressen Insekten, Igel fressen Schnecken, und so weiter.”, meint Núñez.

Dennoch gebe es ein großes Problem bei der Bekämpfung der Eichenbock-Plage. Von den 21.000 Hektar, die auf der Insel mit Steineichen bewaldet seien, befänden sich nur 2000 Hektar in öffentlicher Hand, die restlichen 19.000 Hektar seien in Privatbesitz. Die Mithilfe der Bevölkerung sei unerlässlich, meint der Leiter der Forstbehörde und bittet: „Bringen Sie an Ihren Steineichen Fallen an.”

Der Leiter der Forstbehörde hat eigens eine Falle für den Großen Eichenbock entwickelt, die man ganz einfach nachbauen könne. „Sie brauchen dazu nur zwei Plastikflaschen, etwas Zucker und Rotwein”, verrät er In einem kurzen Video erklärt Luis Núñez höchstpersönlich, wie das geht. Es findet sich auf Youtube unter: ¿Cómo construir una trampa de banyarriquer? Angebracht werden sollten die Fallen in 1,5 Meter Höhe am Stamm. Die beste Zeit ist Anfang Juni, wenn die Käfer die Bäume anfliegen.

(aus MM 51/2023)