Ihr mit Tätowierungen überzogener Körper ist mit kreisförmigen Wunden übersät, die für Laien auch von einer Schusswaffe stammen könnten. Sie lassen nur erahnen, wie sie 40 Tage vorher ausgesehen haben mögen. "Der Heilungsprozess ist bislang gut verlaufen", sagt Nesrin Gohl etwas überraschend. Für Teile ihres malträtierten Rückens und der Arme gilt das allerdings nicht. Dort hatten ihr die sieben Hunde im Blutrausch das Fleisch regelrecht vom Körper gerissen. "Ich konnte zusehen, wie einer der Hunde ganze Hautstücke von mir herunterschluckte." Die Hauttransplantationen an diesen Stellen stehen noch aus.
Für einen Moment will die mit dem deutschen Mallorca-Residenten Rene Gohl verheiratete Frau mit ihrem Leben bereits abgeschlossen haben. Dann, als sie hilflos auf dem Boden lag, die Arme von sich gestreckt und die Augen geschlossen. Über ihr sechs außer Kontrolle geratene Pitbulls und der Rottweiler. "Ich dachte in diesem Augenblick, es wäre vorbei." Als sie Sekunden später wieder die Augen öffnete, sah sie plötzlich einen Mann mit einem Stock in der Hand neben sich. "Ohne ihn wäre Nesrin nicht mehr am Leben", ist sich Rene Gohl, 38, sicher.
Die brutale Hundeattacke hinterließ bei Nesrin Gohl nicht nur physische und psychische Wunden, auch die finanzielle Stabilität der fünfköpfigen Familie geriet aus dem Gleichgewicht. Aufgrund des Krankenhausaufenthalts seiner Frau sah sich Rene Gohl gezwungen, seinen Job ruhen zu lassen. Seine Zeit verbringt er seither nicht mehr auf Baustellen, sondern am Krankenbett und mit den gemeinsamen Kindern im Alter von vier, elf und sechzehn Jahren. "Uns wäre sehr geholfen, wenn wir eine Betreuungsperson für die Kinder engagieren könnten, die für sie kocht und auch ein bisschen den Haushalt macht", sagt der gebürtige Stuttgarter.
Weil hierfür jedoch das Geld fehlt, entschieden sich Nesrin und Rene Gohl jetzt für den Gang an die Öffentlichkeit. Ein Spendenaufruf, so die Hoffnung der Eltern, könnte das Konto wieder soweit füllen, dass der Wunsch nach einer Betreuungshilfe bald Wirklichkeit wird. Rene Gohl bittet hilfsbereite Mitbürger, sich mit ihm zunächst via E-Mail (gohl85nesrin@gmail.com) in Verbindung zu setzen.
Der Halter der Hunde wurde von Polizei nach dem Vorfall schnell ausgemacht. Drei der Tiere erschossen die Beamten noch am Ort des Geschehens, die anderen vier Hunde wurden Tage später eingeschläfert.
2 Kommentare
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Schrecklich was hier geschehen ist. Normalerweise muss die spanische INSS eine Haushaltshilfe stellen, so lange die Mutter ihre Kinder nicht versorgen kann. Hat man da schon vorgesprochen? Der Mann kann gut spanisch dürfte kein Problem sein. Es gibt sehr viele Residenten die leider nicht so der spanischen Sprache mächtig sind, die sind an Krebs erkrankt oder hatten schwere OPs. Und leben alleine, obwohl sie Anspruch auf diese Hilfen haben, werden ihnen diese verwehrt mangels der Sprache um dies auch durch zu setzen. Ihnen bleibt nur der Weg für alle Hilfen selbst zu bezahlen. Wer kontrolliert eigentlich diese Missstände bei der INSS, gegenüber ausländischen Patienten? Wahrscheinlich niemand, so bleibt ihnen viel Geld erspart.
Ist ja eine Geschichte, die nachdenklich macht. Natürlich lassen sich die schweren Verletzungen, die Schmerzen und das seelische Trauma nicht so einfach in Geldform wieder ,,gutmachen", aber eine ,,Entschädigung" sollte doch irgendwie möglich sein, zumal die Polizei den oder die verantwortlichen Hundehalter ermitteln konnte. Auch die Hundehalterhaftpflichtversicherung wäre da in der Pflicht, also Übernahme der ärztlichen Behandlungskosten, Verdienstausfall, Betreungsaufwendungen und ggf. sogar ein Schmerzensgeld.