Ein Blick auf die Statistik des spanischen Innenministeriums genügt, um festzustellen, dass Cyberkriminalität auf dem Vormarsch ist. Die IT-Experten des Ministeriums verzeichneten im ersten Halbjahr 4.525 entsprechende Straftaten im Netz, 27,6 Prozent mehr als im Vergleichszeitraum 2022. Im Visier vieler Cyberangreifer stünden längst nicht nur namhafte Großunternehmen wie aktuell Air Europa, sagte die Staatssekretärin Carmen Artigas. Vielmehr hätten es Betrüger zumeist gezielt auf kleine und mittelständische Unternehmen abgesehen, selbst wenn dort verhältnismäßig geringe Mengen an Geld abzugreifen wären. Denn bei diesen, das hat sich mittlerweile auch unter Cyberkriminellen herumgesprochen, werde erfahrungsgemäß beim Thema Sicherheit gespart.
Gerade einmal sechs Prozent ihre Budgets, so Artigas, würden Mittelständler dafür aufwenden, ihre Systeme gegen Angriffe von außen zu schützen. Mit fehlendem Geld lasse sich das nachlässige Verhalten vieler Firmen nicht entschuldigen, zumal die EU eigens einen Subventionstopf namens Kit Digital auf den Weg brachte. Dieser würde von den hiesigen klein- und mittelständischen Unternehmen aber kaum in Anspruch genommen werden, weiß der Vorsitzende des balearischen Mittelstandsverbands PIMEM, Jordi Mora, zu berichten. Einerseits mangele es "schlicht am Interesse", in anderen Fällen fehle noch das Bewusstsein für die Problematik.
Einen Bewusstseinswandel fordert auch der Leiter der Stelle für Innovation und Internetsicherheit der Balearen-Universität (UIB), Llorenç Huguet. "Von großen Konzernen können sich die Mittelständler eine Scheibe abschneiden." Während dort ganze Abteilungen sich der Sicherheit im Netz verschrieben hätten, werde das Thema bei kleineren Unternehmen noch immer nicht ernst genommen. Zur Untermauerung seiner Argumentation hält Huguet Zahlen des Nationalen Instituts für Internetsicherheit (INCIBE) parat. Demnach machte man dort im vergangenen Jahr 3,3 Millionen Internetverbindungen aus, die anfällig für Cyberattacken und die Installation von Malware waren. "Es gibt zwei Arten von Firmen: Solche, die einen Cyberangriff bereits erlitten haben und solche, die einen solchen noch vor sich haben", sagte Huguet.
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