Auf Mallorca sind deutsche Urlauber von einem Katamaran "geflüchtet" (Symbolbild). | Janusz Klosowski/pixelio.de

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Unverantwortliche Fahrlässigkeit oder jugendliche Übertreibung? Bei einem Ausflug mit einem Segelkatamaran sind am Sonntag auf Mallorca sechs deutsche Jugendliche in einer Badebucht an der Ostküste von Bord gesprungen und ans Ufer geschwommen, weil sie nicht länger den schweren Wellengang und die damit einhergehende Übelkeit ertragen konnten. Ihrer Meinung nach hätte die Mehrheit der rund 80 Passagiere ebenfalls unter den unsäglichen Witterungsbedingungen auf der Fahrt gelitten und sich während der knapp dreistündigen Ausflugstour mehrmals übergeben müssen, darunter auch der DJ sowie einige Crewmitglieder.

"Kurz nachdem wir aus dem Hafen von Cala Ratjada ausliefen, wurde das Boot von den Wellen kräftig hin- und hergeschaukelt, wird mussten uns während der gesamten Zeit festhalten, um nicht zu stürzen", so einer der Deutschen. Nach weiteren zehn Minuten hätten die ersten Passagiere angefangen, sich in die dafür vorgesehenen Speitüten zu übergeben. "Der Seegang wurde immer heftiger, niemand an Bord hatte noch Lust, zu trinken, zu essen oder gar zu tanzen", so der Deutsche gegenüber MM.

Nach der Ankunft in der Badebucht hätten sich er und fünf seiner Freunde entschlossen, den Ausflug abzubrechen. Sie hätten dem Skipper Bescheid gegeben, dass sie von Bord gehen würden, um anschließend zu Fuß in den Hafen zurückzukehren. Dort hätten sie sich als erstes in das Büro des Unternehmens begeben, um das Geld für den Ausflug in Höhe von 65 Euro pro Person zurückzufordern. Das hätte man in dem Büro jedoch kategorisch abgelehnt. „Wenn man in einem Flugzeug in Turbulenzen gerät, kann man ja auch nicht sein Geld von der Airline zurückverlangen“, soll den Deutschen als Begründung gesagt worden sein.

Auf Anfrage von MM zeigt man sich beim Veranstalter über die Beschwerde überrascht. Tatsächlich sei eine Gruppe von Deutschen in der Badebucht von Bord gesprungen, doch nur ein einziger von ihnen hätte um Rückerstattung des Ticketpreises gebeten. Dass es ein "windiger Tag mit etwas bewegter See" gewesen sei, konnte der Veranstalter bestätigen, dennoch hätte sich keiner der Gäste nach dem Ausflug darüber beschwert. Der Skipper an Bord sei ein erfahrener Mann, bereits von Donnerstag bis Samstag zuvor hätte man das Boot wegen hoher Wellen und starkem Wind im Hafen gelassen, am Sonntag wären die Witterungsverhältnisse für ein Auslaufen ermöglicht.

Tatsache ist, dass das spanische Wetteramt für den Sonntag Alarmstufe Orange auf den gesamten Balearen wegen hoher Brandungsgefahr an den Küsten ausgegeben hatte. Das meteorologische Institut in Palma bestätigte der MM auf Anfrage, dass am Sonntagnachmittag zwischen 13 und 14 Uhr, also eine halbe Stunde vor dem Auslaufen des Segelkatamarans mit 80 jugendlichen Party-Urlaubern von Cala Ratjada, Windstärke 4 bis 5 mit einer Wellenhöhe von bis zu zwei Metern und mehr geherrscht habe.

"Cala Ratjada ist einer der gefährlichsten Ecken Mallorcas bei stürmischen Wetter, dort können sich die Wellen bei auflandigem Wind sehr schnell auftürmen. Mit 80 Menschen, die keinerlei nautische Kenntnisse besitzen, geht man bei so einem Wetter nicht aufs Wasser. Das macht nicht nur keinen Spaß, sondern ist auch fahrlässig", erklärte ein Berufsskipper in Palma.