Einer der Festgenommenen wird zur Tatrkonstriuktion in das Hotel Occidental gebracht | Ultima Hora

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Vor gut einem Jahr sorgte der Fall der „Kegelbrüder” für Schlagzeilen auf Mallorca. Jener Trupp von Trinkkumpanen, dem vorgeworfen wurde, betrunken und durch fahrlässige Kippenabwürfe vom Hotelbalkon den Außenbereich eines Playa-Lokals samt darunter liegendem Freudenhaus abgefackelt zu haben. Wochenlang hielt das Verfahren um die 13 Jungs aus dem Münsterland die Insel und den deutschen Boulevard in Atem. Als der Sommer vorbei war und sich der Rummel um die „sonst eigentlich ganz braven Buben” nach deren Freilassung aus dem Malle-Knast gelegt hatte, war in der Redaktion dieser Zeitung oft zu hören: „Auch nächstes Jahr wird es wieder irgendwelche Kegelbrüder geben.”

Jetzt ist es so gekommen. Und das mutmaßliche Verbrechen, um das es geht, kommt abscheulicher her als die fahrlässige Brandstiftung, um die es im vergangenen Jahr ging. Sechs junge Männer sollen in den frühen Morgenstunden des vergangenen Donnerstags in einem ansehnlichen Hotel an der Playa de Palma eine 18-Jährige vergewaltigt haben – eine junge Frau aus Hannover, für die der Traumurlaub zum Albtraum wurde.

Hintergrund: In den frühen Morgenstunden des Donnerstags wurde die Polizei zu einem Hotel an der Playa de Palma gerufen, wo sich der Vorfall ereignet haben soll. Vor Ort wurde dann zunächst das mutmaßliche Opfer von den Einsatzkräften befragt. Eine Freundin der Bundesbürgerin half dabei und übersetzte vom Spanischen ins Deutsche und umgekehrt. Hierbei stellte sich dann auch heraus, dass es sich bei der jungen Frau, die behauptet, missbraucht worden zu sein, um eine Deutsche im Sommerurlaub handelte.

Dem Polizeibericht zufolge beschrieb die 18-Jährige, dass sie zunächst einen jungen Mann kennengelernt und freiwillig Zeit mit ihm verbracht habe. Gemeinsam habe man schließlich beschlossen, ein Hotelzimmer aufzusuchen. An der Rezeption wurde den beiden aber verboten, gemeinsam aufs Zimmer zu gehen, weshalb sie sich dazu entschieden, das Hotel aufzusuchen, in dem die Freunde des jungen Mannes untergekommen waren: das Occidental Playa de Palma am oberen Ende der sogenannten Schinkenstraße, in der sich auch das Partylokal „Bierkönig” befindet.

Als es sich das Paar auf dem Zimmer bequem machen wollte, seien dann zunächst zwei weitere Männer hinzugekommen, wenig später drei weitere. Vier dieser Männer sollen die junge Frau zu sexuellen Handlungen gezwungen haben. Einer von ihnen soll die Tat auch mit seinem Handy gefilmt haben. Der Frau gelang es schließlich, ins Badezimmer des Raumes zu fliehen. Einer der jungen Männer habe, so die Polizei, offenbar erkannt, dass man zu weit gegangen sei, die junge Frau beruhigt und sie in ihr Hotel begleitet, in dem auch ihre Freundinnen wohnen. Dort angekommen, verständigten die Frauen die Polizei, die wenig später eintraf. Die Einsatzkräfte begaben sich im Anschluss zu dem Hotel der Männer, wo zunächst fünf der Männer, später auch der sechste, festgenommen werden konnte. Allesamt seien deutsche Staatsbürger. Die junge Frau kam mit einem Krankenwagen für weitergehende Untersuchungen in eine Klinik.

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Nach einer Nacht in der Zelle wurden zwei der Männer am Freitag zurück zum vermeintlichen Tatort gebracht, um der Polizei bei der Rekonstruktion der Vorgänge zu helfen. Auf einem von der Nationalpolizei veröffentlichen Video ist zu sehen, wie ihnen Handschellen angelegt und sie zu einem Streifenwagen verbracht werden. Die jungen Männer tragen dabei offenbar dieselben Klamotten, in denen sie in der Nacht zum Donnerstag verhaftet wurden. Fußballtrikots, Schlabbershorts und Badelatschen, einer der beiden auch weiße Socken. Die Nacht zum Freitag verbrachten alle sechs Männer erneut im Polizeirevier, am Samstagmorgen wurden sie zum Ermittlungsrichter gebracht, der entschied: Fünf von ihnen müssen in den Knast, einer darf gehen.

Die Jungs sollen aus Lüdenscheid kommen, wie der „Westfälische Anzeiger” schreibt. Eine Redakteurin spricht gegenüber MM von „gesicherten Informationen.” Die Männer sollen auch in der Vergangenheit gemeinsame Urlaube auf Mallorca verbracht haben – wie das Blatt aus deren Umfeld berichtet.

Alle sind Polizeiangaben zufolge deutsche Staatsangehörige, sollen aber türkischen Migrationshintergrund haben und teilweise verwandt sein. Sie gelten laut „Westfälischem Anzeiger” als voll integriert, sind nach Informationen der Zeitung nicht vorbestraft. Ihre Angehörigen seien am Wochenende nach Palma gereist, um die Söhne zu unterstützen und um anwaltliche Hilfe zu organisieren.

Diese fanden sie unter anderem bei der Strafverteidigerin Maria Barbancho, die auch schon die Kegelbrüder vertrat. Anders als von verschiedenen Medien berichtet, ist der zwischenzeitliche Austausch des zuständigen Richters allerdings keinem Befangenheitsantrag Barbanchos geschuldet, sondern vielmehr ein normaler Teil des Verfahrens, wie eine Gerichtssprecherin gegenüber MM bestätigte.

Dennoch gilt es als unwahrscheinlich, dass die jungen Männer das Gefängnis an Palmas Ringautobahn allzu schnell verlassen können. Einer zumindest würde sie dort besuchen und durch die Haftzeit begleiten: der evangelische Mallorca-Pfarrer Holmfried Braun. Das sagte er gegenüber MM.