Angesichts solcher Zustände an Mallorcas wichtigster Touristenmeile sahen sich nun Hoteliers, Gastronomen und Diskotheken-Betreiber der Gegend zu einer öffentlichen Stellungnahme veranlasst, die es in sich hat. Die Dachverbände prangern die „alarmierende Lage” an der Playa de Palma an. Die Situation sei „unerträglich”. „Der Mangel an Kontrolle des Alkoholkonsums in der Öffentlichkeit und das Fehlen effektiver Vorschriften zur Bestrafung solcher Verhaltensweisen gefährden Gegenwart und Zukunft dieses wichtigen touristischen Gebiets”, heißt es in der Mitteilung. „Trotz der in den vergangenen Jahren unternommenen Anstrengungen, das Niveau durch Investitionen in Infrastruktur, Verbesserung der Produktqualität und Schulung der Mitarbeiter zu erhöhen, gefährdet die Verwahrlosung durch unzivilisierten Tourismus die gesamte geleistete Arbeit”.
Dass sich die Unternehmerverbände zu Beginn der Hauptsaison zu einem Weckruf genötigt sehen, ist nicht neu. Im vergangenen Jahr etwa trommelte die Qualitätsinitiative Palma Beach im Juni die Journalisten zusammen, um über die große Zahl Sauftouristen zu klagen, die sich an der Playa de Palma wieder breit zu machen anschickten, nachdem dort die große Party in den beiden Corona-Jahren ausgeblieben war. So schlimm sei es noch nie gewesen, klagte der Vorsitzende des Unternehmerverbandes, Juan Miguel Ferrer, im vergangenen Jahr. In diesem Jahr sagt er: „Lärm, Schmutz, Exzesse: Die Situation ist grenzwertig.” Die Playa de Palma erlebe eine zunehmende Verschärfung der Lage. „Es wird von Jahr zu Jahr schlimmer.”
Auch andere Gastronomen beklagen das. „So schlimm wie in diesem Jahr war es noch nie”, gestand beispielsweise Beatrice Ciccardini vom Restaurant „Zur Krone” kürzlich dem Mallorca Magazin. „Wir kommen jetzt schon an unsere körperlichen Grenzen und der Sommer hat noch nicht einmal angefangen.” Bei vielen Urlaubern stehe „Komasaufen” auf der Tagesordnung. „Es wird getrunken ohne Ende. Einige liegen noch um 9 Uhr morgens besoffen auf der Straße.” Michael Bormann vom „Deutschen Eck” äußerte sich ähnlich. „Die Feierlust ist schon sehr extrem dieses Jahr. Nach Corona herrscht eindeutig Nachholbedarf.” Einige Urlauber benähmen sich maßlos daneben.
Das sieht auch Gerlinde Weininger vom „Münchner Kindl” so. Neulich habe sie auf dem Nachhauseweg morgens um halb vier eine Gruppe Urlauber beobachtet, die auf dem Hotelbalkon bei lauter Musik eine Party feierten. „Das ist doch ein No-Go”, sagt sie. Schon mittags stünden viele betrunkene Touristen vor den Supermärkten, in denen sie sich mit Bier und Hochprozentigem eindecken. „Viele frühstücken noch nicht einmal”, sagt Weininger. „Kein Wunder, dass die dann irgendwann am Boden liegen.”
Eigentlich sollte es solcherlei auf Mallorca überhaupt nicht mehr geben. Denn seit Jahren versuchen Politik und Tourismusbranche, die Insel zur Qualitätsdestination zu machen und den Sauftourismus abzuschaffen. „Dieser widerspricht diametral dem Ziel der Balearen-Regierung, die Wettbewerbsfähigkeit der Inseln durch nachhaltigen, verantwortungsvollen und qualitativ hochwertigen Tourismus zu verbessern”, heißt es in der Einleitung zum Gesetz „gegen den Exzess-Tourismus”, das 2020 in Kraft trat. Das Gesetz ist nur der bisherige Höhepunkt der Bemühungen der Politik (siehe dazu Seite 18). So richtig fruchten wollen diese aber nicht. Das ist auch in diesem Jahr wieder zu beobachten.
Hoteliers, Gastronomen und Diskothekenbetreiber rufen die zuständigen Behörden daher in ihrer nun veröffentlichten Mitteilung auf, „energische und effektive Maßnahmen zu ergreifen, um diese unhaltbare Situation anzugehen”. Es sei unerlässlich, klare Vorschriften festzulegen und Sanktionen rigoros anzuwenden, um den Konsum von Alkohol in der Öffentlichkeit zu unterbinden, fordern sie. Darüber hinaus sei eine verstärkte Polizeipräsenz nötig, um die Einhaltung dieser Vorschriften zu gewährleisten.
Wer sich in diesen Tagen an der Playa de Palma umschaut, bekommt tatsächlich den Eindruck, dass es hier keinerlei Regeln und Vorschriften gibt. Urlauber ziehen mit laut plärrenden Megafonen umher, Hütchenspieler versuchen, arglose Urlauber übers Ohr zu hauen, illegale Straßenhändler bieten ungestört ihre Plastikware feil. Auf den Terrassen der Lokale wird geraucht, einige Wirte beschallen die gesamte Gegend mit lauter Musik. All das ist verboten, zum Teil seit vielen Jahren. Patroullierende Polizisten aber sucht man an der Playa de Palma vergeblich. Die mitten in der konfliktiven Zone gelegene Wache ist bereits am frühen Abend geschlossen, mittags ebenfalls.
„Ganz klar: Wir brauchen mehr Polizisten auf den Straßen”, sagt Juan Jesús Bouzas. Er betreibt einen Schuhladen an der Playa de Palma, lebt auch in der Gegend und engagiert sich im lokalen Anwohnerverband. Neulich fand er nachmittags um vier einen sturzbetrunkenen Touristen unweit seines Wohnhauses auf dem Gehweg liegen. Dass es in diesem Jahr besonders schlimm sei mit den Partyurlaubern, findet er trotzdem nicht. „Ich wundere mich über gar nichts mehr.” Wie viele andere auch sieht er in verstärkter Polizeipräsenz die einzige Möglichkeit zur Besserung. Ein Beispiel könne sich die Stadt Palma an der Nachbargemeinde Llucmajor nehmen, zu der der letzte Abschnitt der Playa de Palma gehört. Dort hat die Lokalpolizei jetzt ihre Kontrollen massiv verstärkt, um tausende Abiturienten vom spanischen Festland in Schach zu halten, die wie jedes Jahr in diesen Wochen ihre Abschlussfahrten nach Mallorca unternehmen. Auch sie haben nur eines im Sinn: Feiern bis zum Umfallen.
5 Kommentare
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@werter Hajo, es ist doch nicht so, als hätte ich behauptet, es sei woanders anders, als seien diese Urlauber daheim in deutschen Landen alles brave Mauerblümchen. Der Artikel handelt von den Zuständen auf Mallorca in besagten Brennpunkten und dazu hatte ich mich geäußert, zu den möglichen Gründen für deren ungesteuertes Verhalten. Im übrigen sei mal angemerkt, dass Ihr Pseudonym hier beim MM auch in gewisser Weise assoziativ irritierend wirkt. Ansonsten wollen wir doch beide hoffen, dass alle Urlauber wieder unbeschadet nach einem schönen Urlaub wieder heile zu Hause ankommen.
JupiterSind Sie mir net bös, aber das fördert nur die Illegaliät, wie uns die Geschichte zeigt, wo man das versucht hatte. Prohibition fördert nur die Geschäfte der Mafia. Und was in den arabischen Länder passiert, wollen Sie doch wirklich nicht bei uns einführen, wie? Eines haben Sie dabei auch übersehen, die uralten religiösen Gebote, die in diesen Ländern seit Jahrhunderten das Leben im Alltag bestimmen. Ach ja, wohin ideologische Diktatur führt, erleben Sie doch gerade in DE. Jeden Tag wird es schlimmer und steht ein neuer Heilsbringer der alleinigen Wahrheit auf, um die Welt zu retten. Das nennt man auch Faschismus (Lexikon). Also, vorwärts, es geht zurück vor 45. - Warum merkt denn das keiner????? Es gibt sogar schon eine moderne Meldeplattform im internet, wo man irgend jemanden anschwärzen kann. - Hatten wir das nicht schon mehrfach. WIE??
Alkoholverkauf grundsätzlich regulieren und nur noch gegen Gutscheine. Pro nachgewiesener Übernachtung 2 oder 3 Bier oder ähnlich. Gutschein missbrauch mit Inselverweis ahnden. Dazu Alkoholpreise verdreifachen. Dann wird das schon. Schon mal von solchen Exzessen in den arabischen Ländern gehört..?
MimiAch Ja?? - Ist das etwa im rheinischen Karneval anders? Urinieren in Briefkästen, sich erbrechen in Hauseingängen, seine Notdurft dort verrichten, wo die Eigentümer vergessen haben mit Spanplatten zu zu nageln? Ist das etwa hinter den Bierzelten der Volks- und Schützenfeste was anderes? Volltrunkene Minderjährige torkeln herum und keinen störts? Notgeile Paare üben Sex auf der Böschung? Die Helfer vom Roten Kreuz haben in den Ausnüchterungszelten mehr als genug zu tun? Die Polizei verhaftet Dealer und Taschendiebe am laufend Band? Fakt = alle DIESE fliegen auch nach irgendwo in Urlaub. Und dort fällt Euch das plötzlich auf, statt SCHON zuhause?
Wer bis zum Umfallen feiert, kippt dann irgendwann einfach um und liegt als Schnapsleiche im Weg herum. An Orten wie Arenal, Playa und Magaluf passiert das gleich massenhaft und das scheint in gewisser Weise Ausdruck einer kaputten Gesellschaft zu sein, in der man glaubt, Probleme ertränken zu können und sich eine Weile ,wegmacht", indem man bis zur Besinnungslosigkeit trinkt oder andere Rauschmittel konsummiert. Jedoch, umso größer die Probleme sind, einen desto klareren Kopf benötigt man eigentlich. Diesen Saufexzessen Einhalt zu gebieten, ist nicht ganz einfach, so viele Ausnüchterungszellen gibt es gar nicht. Und auch die Kapazitäten in Krankenhäusern dürften begrenzt sein, die Alkoholvergiftungen behandeln. Die Menschen sollten sich am Ende nicht wundern, dass sie streng reglementiert werden, weil sie nicht in der Lage sind zu einer eigenverantwortlichen, vernünftigen Lebensführung und zivilisiertem Auftreten und Verhalten im öffentlichen Raum.