Angesichts der immer größer werdenden Zahl von Touristen auf Mallorca in diesem Jahr steigt die Verärgerung bei Anwohnern des historischen Zentrums von Palma. Die Gegend sei inzwischen ein "Vergnügungspark", sagte Jaime Herrero vom Nachbarschaftsverband Sa Llotja der MM-Schwesterzeitung "Ultima Hora". Inés Jiménez (Name von der Redaktion geändert) verkaufte sogar ihre Wohnung an der Plaça Major, weil sie die Zustände nach eigenen Angaben nicht mehr aushielt.
Sie hatte die Immobilie zusammen mit ihrem Ehemann im Jahr 1988 erstanden, als die Gegend um die Sindicat-Straße noch fast als No-Go-Area gegolten hatte. Laut Jiménez gab es rund um den Platz früher ganz normales Stadtviertelleben mit Eisdielen, kleinen Läden und kleinen Bars. Das alles existiere nicht mehr, jetzt dominierten "irgendwelche Touristenläden" und es sei bis in die späten Abendstunden sehr laut. Es könne nicht angehen, dass man im Sommer die Fenster zu machen müsse, um sich vor dem Lärm zu schützen.
Die Nachbarschaftsvereinigung von Sa Llotja hat inzwischen insgesamt 530 Anzeigen bei der Stadtverwaltung gestellt, und das vor allem im Zusammenhang mit Restaurants, die sich nicht um Lärmregelungen scheren. Die Urlauber hinterließen auch zu viel Müll, es gebe keine Parkplätze, und die fortschreitende Gentrifizierung sei ohnehin seit Jahren ein Problem. Dass in jedem Monat ein bis zwei alteingesessene Einwohner dem Viertel den Rücken kehren, sei nicht verwunderlich. Die Wohnungen gerieten dann in die Hände von Spekulanten.
Auch Lara González, eine eingefleischte Palmesanerin, wollte sich im historischen Zentrum für längere Zeit einrichten. Sie wohnt in einer Parallelstraße der Fußgängerzone Sant Miquel und fühlt sich nach eigenen Angaben inmitten der vielen ausländischen Urlauber wie eine Fremde, und das in ihrer Heimatstadt. Jetzt denke sie daran, Palma zu verlassen und in einer anderen Kommune zu leben.
4 Kommentare
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wenn die Dame ihre Wohnung an der Placa Major verkauft , dann soll sie sich doch freuen, denn dank der strömenden Touristen, hat sich der Wert Ihrer Wohnung seit 1988 bestimmt vervierfacht wenn nicht mehr. Die meisten Anwohner verdienen doch am Tourismus ordentlich mit. Das Geld nimmt man aber die Menschen will man nicht haben. Das man sich in seiner Heimatstadt als Fremder fühlt, dazu muss man nicht in Palma wohnen, das passiert einem auch in einigen Städten oder Stadtteilen in Deutschland, das wäre jetzt jammern auf hohem Niveau. Schlimmer ist doch wenn Kreuzfahrschiffe 3000-5000 Menschen ausladen, die durch die Stadt ziehen, diese kaufen und konsomieren in der Regel nicht viel, weil sie auf dem Dampfer All In haben und beim Rückflug auch nur 23kg Freigepäck haben. Diese Touristen verstopfen wirklich nur die Gassen, da gehört eine Regelung her, aber das wird ja mit dem neuen Tourismuss Minister wohl nix werden.
Worüber regen die sich denn alle auf? Sind sie doch selbst schuld. Denn als Wähler haben sie es doch in der Hand, politisch dafür zu sorgen, dass die Tourismusbehörde ENDLICH damit aufhört ""ohne jede Absprache mit der Regierung und im Parlament beschlossenem Konzept für die Zukunft"" immer mehr Touristen auf die Insel zu locken. Richtig @Mimi, @Heinrich, alle diese Kongresse und Messen sorgen doch dafür, das die Teilnehmer und deren Freunde als potentielle Kunden päter auch privat auf die Insel kommen. Das ist ein Multiplikationseffekt, den man einfach ignoriert. ""Kein Jahr vergeht, ohne mit großem Auftritt auf der größten Tourismus-Messe der Welt, die ITB in Berlin, sowie andere große in Stuttgart (CMT) und München (Free), die Insel wie saueres Bier anzubieten." Das Dümmste war doch zuletzt, die Amerikaner auf die Insel locken. Haben die noch alle Latten am Zaun?? Fazit = also SELBST SCHULD. Die Tourismusbehörde handelt wie sie will. Sich als Bürger hinstellen und hinterher scheinheilig klagen, nützt wie immer NIX. Vor allem dann, wenn man seine letzte Besenkammer noch an Touristen vermietet ohne sich gewerblich anzumelden.
Das ist der Lauf der Zeit. In Rothenburg o.d. Tauber, Bamberg, Freiburg i. Breisgau, Venedig oder anderswo sieht es nicht anders aus. Da ziehen die Innenstadtbewohner auch eine/r nach dem/r anderen aus, weil die Touristen das Kommando übernommen haben. Das ist zwar traurig, aber Realität. In und um Bamberg legen in einer Saison am Main ca. 600 Flusskreuzfahrtschiffe an - von März - November. Wie @Mimi schreibt, kommen dazu noch die Tagestouristen, Kongresse, Events usw. Wie pflegt der Italiener meines Lieblingsrestaurants zu sagen? "Isse so!"
Ist in vielen Städten mit Kreuzfahrttourismus nicht viel anders. In Palma kommen allerdings noch weitere Faktoren dazu wie Kongress-, Party-, Sportevent- und Lifestyletourismus.