Trotz stolzer Größe ist die "Odyssey of the seas", die zur Bauklasse Quantum gehört, beileibe nicht das Ende der Fahnenstange bei den Kreuzfahrtschiffen. Die Nasen vor ihr haben die Klassen Oasis und Meraviglia. Was auf die Passagiere im Inneren des Schiffes wartet, gleicht einer Fusion aus exklusivem Einkaufszentrum und Jahrmarkt. An Freizeitangeboten stehen unter anderem Fallschirmflugsimulatoren, Kletterwände und ein Wellenpool zum Surfen bereit. Von schnöden Tennisplätzen und mehreren Kinos ganz zu schweigen. Die 5.500 Gäste möchten schließlich nicht nur gelangweilt am Pool dösen. Dass es soweit nicht kommt, dafür sorgen auch Fahrattraktionen, die der Wies'n in München gut zu Gesicht stünden, etwa ein gigantischer Stahlarm, der mehrere Dutzende Passagiere knapp hundert Meter hoch in die Luft katapultiert.
Damit sich das Ganze auch finanziell lohnt, sollen die Gäste möglichst viel Geld an Bord ausgeben. Nicht zufällig sind die 2100 Kabinen um das Herz der "Odyssey of the seas" angeordnet, dem glitzernden Shopping-Tempel im Stile der Pariser Galeries Lafayette. Hier lockt Cartier mit angeblichen Sonderangeboten, ein paar Meter weiter serviert Starbucks Kaffee zum gefühlten Preis eines Kleinwagens. Kreuzfahrtpassagiere gehen erfahrungsgemäß auch nur ungern mit leerem Magen ins Bett. In sage und schreibe 16 Restaurantbereichen können sie quasi rund um die Uhr dafür sorgen, dass sie auf der "Odyssey of the seas" ihr Körpergewicht halten. Ist der Bauch erstmal gefüllt, ist es zu einem der sechs Barbereiche auch nicht mehr weit.
Die "Odyssey of the seas" lief 2021 vom Stapel, doch erste Modernisierungsmaßnahmen seien bereits geplant, sagt die Direktorin des Schiffs, Ana Ribeiro. Der Kreuzfahrtindustrie ist offenbar nicht entgangen, dass ihre Geschäftsmodell in Zeiten von Klimawandel und jungen Menschen, die sich auf Straßen kleben, nur noch schwer vermittelbar ist. Daher soll der Ausstoß in Form von Gas schon bald ein neuartiges Filtermodell durchlaufen, das die Emissionen quasi in Luft auflösen lässt. "Letztlich kommt dann nur noch Wasserdampf hinten raus", beschreibt es Ribeiro. Was bereits bestens funktioniere, sei das Prinzip Null Abfall. "Wir recyceln fast 100 Prozent von dem, was wir an Bord konsumieren." Nach Mallorca zieht die "Odyssey of the seas" weiter in östlichere Gefilde, wo sie den europäischen Sommer verbringen wird: Türkei, Italien und Griechenland.
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