Rolf Knobloch mit seiner Patin Birgitt Nergenau und Roland Werner, dem Leiter der Stiftung „Herztat” (v.l.n.r.) in der Casa de Familia des Krankenhauses Hospital General de Mallorca. | Patricia Lozano

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Diagnose Lungenkrebs mit Metastasen – das musste Rolf Knobloch im November 2021 von den Ärzten des Krankenhauses Son Espases in Palma vernehmen. Dabei konnte er noch kurz zuvor ein eigenständiges Leben in einem Van auf einem Camping-Gelände auf Mallorca führen. Schon immer hat der heute 75-jährige Deutsche, der in Radebeul in Sachsen geboren wurde und in Dresden wohnte, ein eher unkonventionelles Leben geführt.

Noch im Juni 2022 war Rolf Knoblochs Gesundheitszustand wesentlich besser. (Foto:privat)

1996 hat ihn die Suche nach einem Segelboot, in dem er wohnen wollte, auf die Baleareninsel geführt. Und nach Jahren auf dieser schwimmenden Unterkunft ist er 2010 in einen Mercedes-Bus gezogen. Ende 2021 ging dann alles plötzlich Schlag auf Schlag. Beim Wandern merkte Rolf Knobloch, dass er Probleme beim Atmen hatte. Ärzte in Andratx teilten dem Deutschen daraufhin bei einer Untersuchung mit, dass für ihn ein weiteres Leben als Camping-Nomade im Bus nicht mehr möglich sei, und er kam in stationäre Behandlung in ein Krankenhaus.

Zur gleichen Zeit etwa, als sich Rolf Knoblochs Gesundheitszustand rapide verschlechterte, bekam er von der Stiftung "Herztat" auf Mallorca eine Patin zugeteilt – Birgitt Nergenau. Die Deutsche lebt bereits seit 40 Jahren auf der Insel, und arbeitet halbtags in der Buchhaltung eines Reiseunternehmens. Im September 2021 ist Nergenau, über einen Facebook-Post auf "Herztat" gestoßen. Da sie Zeit hatte, sich wöchentlich ein paar Stunden karitativ zu engagieren, wurde ihr bereits im November ihr erster Pate zugeteilt.

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Die Stiftung wurde 2017 von Roland Werner ins Leben gerufen. Er sagt: "Die Idee hierfür kam von der ehemaligen Pfarrerin der Deutschsprachigen Evangelischen Gemeinde auf den Balearen. Sie beobachtete, dass es zunehmend mehr einsam lebende Rentner auf Mallorca gibt." Zu der sozialen Isolation kämen bei vielen älteren Menschen noch finanzielle und gesundheitliche Probleme hinzu. Auch bei administrativen Angelegenheiten würden sich aufgrund mangelnder Spanischkenntnisse große Hindernisse auftun. Hier möchte "Herztat" mit der Arbeit der ehrenamtlichen Paten helfen. "In manchen Fällen ist die Situation so kritisch, dass eine Rückkehr nach Deutschland, wo die Senioren vom Sozialsystem aufgefangen werden, am sinnvollsten ist", so Roland Werner.

Im Fall von Rolf Knobloch hat einer seiner beiden Söhne, Gerald, versucht, Kontakt mit der Krankenkasse in Deutschland aufzunehmen und nach Heimen gesucht. Letztendlich war es aber Rolf Knobloch selbst, der entschied, in seiner Wahlheimat Mallorca zu bleiben.

Sohn Gerald Knobloch (l.) kam im August nach Mallorca, um sich zu verabschieden.
(Foto: privat)

Anfang August stattete Gerald Knobloch seinem Vater noch einen Besuch auf der Insel ab. Vielleicht war es das letzte Mal, dass sich beide gesehen haben. Mittlerweile wird der kranke Senior in der Casa de Familia betreut, die ans Krankenhaus Hospital General de Mallorca angeschlossen ist. Fünfzig Prozent seiner Rente muss er hier für den Aufenthalt und die Pflege zahlen. Angst vor dem Tod hat Rolf Knobloch nicht, und auf lebensverlängernde Maßnahmen verzichtet er freiwillig. Die Ärzte geben ihm nur noch wenige Wochen zu leben. Am 14. September würde er seinen 76. Geburtstag feiern. Seine Beerdigung – von den Kosten, den Koordinaten der Seebestattung bis hin zu Trauergästen – hat er bereits akribisch geplant. "Nur die Blumen haben wir noch nicht ausgesucht", scherzt Knobloch, der sich seinen Humor bis zum Schluss nicht nehmen lässt.

Anmerkung der Redaktion: MM erreichte die Nachricht, dass Rolf Knobloch am Samstag, 20. August 2022, verstorben ist.