Der Architekt erklärt seine Idee für den Umbau der Hafenmauer in Cala Rajada. Direkt neben dem linken Gustavo-Wandmosaik klafft derzeit eine Zehn-Meter-Lücke. | man

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Es ist kaum abschätzbar, wie viele Millionen Füße in den Jahren ihres Bestehens bis an das Ende der äußeren Mauer im Hafen von Cala Rajada spaziert sind, um dort ein einzigartiges Erinnerungsfoto mit dem für viele besonderen Urlaubsort im Hintergrund zu machen. Würde man jedoch aktuell versuchen, zu diesem Selfi-Hotspot zu gelangen, müsste neben den üblichen Baustellenabsperrungen noch ein bis zu zehn Meter langes Loch in der Mauer überwunden werden.

„Dieser Durchbruch dient dazu, den Außenbereich der Mauer auszubessern und zu erweitern”, sagt Manfred Fassbender. Der Architekt zeigt mit dem Finger links neben das große Loch, indem gerade ein Bagger und ein Kipplaster mit Abbrucharbeiten beschäftigt sind. „Da links, das sind die alten Beton-Wellenbrecher. Die werden ausgebessert. Alles wird nach außen verbreitert, und soweit ich weiß, soll die Mauer auch noch verlängert werden”, erklärt der 77-Jährige, der sich, wie er selber sagt, im „Unruhestand” befindet.

1985 sei Fassbender das erste Mal in Cala Rajada gewesen und habe sich direkt in den Ort im Inselnorden verliebt. „Meine Frau und ich habe uns 1999 eine Wohnung in erster Meereslinie gekauft und schauen seitdem beim Frühstück auf der Terrasse auf die Mole.” Als durch die Bauarbeiten kürzlich das Loch in der Mauer entstand, hatte der Dürener eine Idee: „Anstatt alles später einfach wieder zuzubetonieren, könnte man doch eine Panzerglas-Konstruktion errichten und die Hafenmauer zu etwas wirklich Besonderem machen.” Weil ihm dieser Gedanke keine Ruhe lässt, fertigt er kurzerhand eine Skizze seiner Idee an. Die Zeichnung sei ohne Maßstab, denn zum Messen müsse man schließlich an die Mauer und das gehe ja gerade nicht.

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Auch gebe es einige weitere Punkte zu beachten. „Es bräuchte nicht nur Panzerglas, sondern auch eine Stahl- oder Stahlbeton-Konstruktion, und man müsste Sturmfluttore installieren, die die Glasmauer im Ernstfall schützen.”

Fassbender ist sich sicher, architektonisch sei seine Idee definitiv umsetzbar. „Schau nach Norwegen. Die haben mit Panzerglas ein ganzes Restaurant unter den Meeresspiegel gebaut.” Freilich sei das mit Mehrkosten für die Bauarbeiten verbunden, aber ein paar Millionen hin oder her würden bei Großprojekten meist eh eine untergeordnete Rolle spielen. Die Hamburger Elbphilharmonie sei dafür ein gutes Beispiel. „Die hat fast zehnmal so viel gekostet wie geplant. Ist dafür jetzt aber nicht nur ein Gebäude, sondern ein echtes Wahrzeichen der Hansestadt.” Würde es bei der Architektur immer nur um das Budget gehen, würde man wohl heute noch in Lehmhütten wohnen, erklärt der Mann mit 45 Jahren Erfahrung in seinem Beruf.

Mit seiner Idee möchte sich Manfred Fassbender nun an die zuständigen Behörden wenden; in der Hoffnung, dass sein Vorschlag von der Hafenmauer aus Glas Anklang findet. Sie würde, neben den bekannten Wandmosaiken des Künstlers Gustavo, für Durchblick sorgen. „Cala Rajada ist für so viele Urlauber und Anwohner etwas ganz Besonderes. Warum sollte die Hafenmauer es dann nicht auch sein?!”