Die Markthalle ist seit Beginn der Pandemie, im März 2020, geschlossen. Der Betreiber hat im November Insolvenz beantragt.

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Mallorquinische Brotaufstriche, landestypische Tapas, traditionelle „Pinchos”-Spieße aus dem Baskenland, Tacos und Enchiladas aus Mexiko, feinste Sushi-Happen, Mini-Pizzen oder aber auch französische Austern mit einem Glas Champagner serviert – in der gastronomischen Markthalle „Mercado Gastronómico San Juan” in Palmas ehemaligem Schlachthof S’Escorxador war der kulinarischen Vielfalt jahrelang keine Grenzen gesetzt. An insgesamt 17 Ständen auf 1300 Quadratmetern präsentierten diverse Gastronomen seit 2015 allerhand nationale und internationale Leckereien. Gegessen wurde an langen Holztischen, und auf rustikalen Hockern im Mittelgang Platz genommen – direkt zwischen den Anbietern. Wer hungrig genug war, konnte sich mitten im Geschehen einmal durch den Markt schlemmen. Am Wochenende gab es oftmals Live-Musik. Doch das ist nun allerdings offenbar Geschichte.

Am 16. November vergangenen Jahres meldete der Betreiber des Gastro-Marktes offiziell Insolvenz an. Am 2. März dieses Jahres genehmigte das Gericht einen Liquidationsplan. Die in Konkurs gegangene Betreiberfirma MGSJ Quality SL schuldet dem Komplexbesitzer Mercasa nach Informationen der MM-Schwesterzeitung „Ultima Hora” rund 320.000 Euro an Miete.

Aufgrund der Corona-Pandemie und den daraus resultierenden Restriktionen musste der Markt im März 2020 vorerst schließen. Durch die weiteren eingeschränkten Restaurant-Regelungen konnte der Gastro-Markt auch im Sommer seinen Betrieb nicht fortsetzen. Doch der Food-Market hatte auch schon vor der Pandemie Probleme. Bereits Ende 2019 kam es zu erheblichen Einnahmeverlusten. Grund dafür war unter anderem die Etablierung weiterer Gastro-Märkte, wie des„Mercat 1930”, der sich am Hafenboulevard Paseo Marítimo befindet und mit einem ähnlichen Konzept zahlreiche Besucher und Residenten anlockt. Einen Vorteil, den dieser Markt vorab hatte, war seine prädestinierte Lage in Hafennähe.

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Aufgrund der wirtschaftlichen Probleme und der hohen Mieten konnten zahlreiche Restaurantbetreiber des Mercado San Juan ihre Fixkosten nicht mehr zahlen. Viele Standbesitzer weigerten sich bereits vor der Corona-Krise die Miete zu zahlen. Die Stimmung zwischen Marktleitung und den Gastronomen wurde daher zunehmend angespannter. Einige Gastrobetriebe verließen den Markt, andere forderten eine Mietsenkung. Diese war vom Marktleiter vorab von 2500 Euro auf 1200 Euro herabgesenkt worden. Doch schon kurze Zeit später kam die Pandemie und auch die verringerte Mietzahlung wurde für die meisten Gastronomen unmöglich.

Derzeit wird versucht, die fehlenden Gelder bei Standmietern auch für die Monate der coronabedingten Zwangsschließung einzutreiben. Nach Angaben von „Ultima Hora” stößt das bei den Beteiligten nun aber auf erheblichen Widerstand. Man bemängelt auch Knebelverträge für den Kauf von Getränken zu überhöhten Preisen bei MGSJ Qualitiy SL. So wurden internen Angaben zufolge die Betreiber aufgefordert Wasser, Softdrinks, Eis und Bier beim Marktbetreiber zu kaufen. Und das zu hohen Preisen: ein 50-Liter-Fass Mahou-Bier wurde mit 72 Euro berechnet, während es im Handel für 38 Euro zu haben gewesen sei.

Die Markthalle befindet sich gegenüber vom historischen Kino Cine Ciutat, das ebenfalls mit wirtschaftlichen Schwierigkeiten zu kämpfen hat. Dort werden Filme in Originalsprache gezeigt. Ansonsten finden sich im Ex-Schlachthof S’Escorxador, Restaurants, ein Supermarkt und kulturelle Einrichtungen. 2016 war der Gastro-Markt auch Schauplatz des Häppchenfestivals Tapalma.

Auch wenn es auf Mallorca noch weitere Gastro-Märkte gibt, geht mit dem stimmungsvollen „Mercado Gastronómico San Juan” ein kulinarischer und bei Insulanern und Urlaubern beliebter Treffpunkt verloren.