Aus Containern und Zelten wurde dieses Impfzentrum am ehemaligen Krankenhaus Son Dureta in Palma gebaut. | as

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Der Anruf kam vollkommen unerwartet: Die männliche Stimme fragte, ob man sich denn gegen das Coronavirus impfen lassen wolle. Wer diese Frage mit Ja beantwortet, wird dann weiter gefragt: „Leiden Sie an Allergien? Sind Sie schwanger? Hatten Sie bereits eine Infektion mit Covid-19?” Je nach Antwort vergibt der Mitarbeiter der balearischen Gesundheitsbehörde Ib-Salut, die eigens den Telefondienst „Infovacunacovid” eingerichtet hat, einen Impftermin. „Sie können sich übermorgen um 14 Uhr ihre erste Dosis mit Astrazeneca spritzen lassen!” So rasch? Wow, unglaublich!

Nach welchen Kriterien wurden die Personen, die Anrufe wie diesen erhalten sollten, eigentlich ausgewählt? In der ersten Märzhälfte hatte die Balearen-Regierung beschlossen, den Impfstoff Astrazeneca massiv für die „normale” Bevölkerung bis 55 Jahren einzusetzen, nachdem bereits Polizisten, Feuerwehrleute und Lehrer den Impfschutz des schwedisch-englischen Vakzins erhalten hatten. Danach wurden Personen des Jahrgangs 1966 in den verschiedenen Zentren der Inseln geimpft, insgesamt gehören 16.226 Balearen-Bürger zu dieser Bevölkerungsgruppe. Nach und nach sollten ursprünglich dann alle zwischen 45 und 55 Jahren (Gruppe 9 des Impfplans) an die Reihe kommen, doch Anfang April wurde klar: Nur Personen ab 60 Jahren bekommen fortan auf Mallorca dieses Vakzin.

Bei der Ankunft auf dem Parkplatz des ehemaligen staatlichen Krankenhauses Son Dureta in Palma wird die MM-Mitarbeiterin gleich am Eingang vom Wachpersonal in Richtung der installierten Container und Zelte geschickt. Dort empfängt eine ausgesprochen freundliche Krankenschwester die Auserwählten und geleitet sie zu einem Schalterhäuschen. „Bitte nennen Sie uns Ihre Ausweis- oder NIE-Nummer”, sagt die Sanitätsangestellte und wirft aus ansteckungssicherer Entfernung einen Blick auf die grüne DIN-A-4-Seite für Residenten. Der Termin stimmt. Die Krankenschwester von vorhin zeigt nun, wo man sich anstellen muss.

Schon treffen weitere Impfkandidaten ein. „Sie kommen wegen der Impfung?”, wiederholt die Krankenschwester fröhlich. „Und ob!”, lacht der Mann. Es herrscht eine freudig ausgelassene Stimmung. Rund 400 Menschen sind zu dem Impftermin an diesem Samstag bestellt. „Das liegt an der Anzahl der Impfdosen, die wir derzeitig vorrätig haben”, verrät ein Mitarbeiter. An einem guten Tag könnten dort nach seinen Worten aber auch bis zu 2000 Menschen geimpft werden.

Die Schlange vor dem zum Impfzentrum umfunktionierten Baucontainer ist kurz. Nur fünf Personen warten vor dem Eingang. Einer der Pfleger streicht den Namen auf der Liste mit einem grünen Textmarker ab. Dann geht es hinein und gleich links in einem Raum wartet ein Arzt. „Allergien gegen irgendwelche Medikamente, andere Krankheiten oder Fieber? Nein? Gut, dann kann es ja losgehen”, lacht der Mann im weißen Hemd, das seine über und über tätowierten Arme kaum bedeckt.

Wieder fragt jemand von medizinischem Personal nach dem Namen und hakt ihn im Computer ab.

„Ah, eine Deutsche”, freut sich der Mediziner und zieht die Spritze auf. „Ich war schon ein paar Mal in Berlin,” sagt er während er die Nadelspitze in den Arm der 54-Jährigen sticht. Durch das Gespräch abgelenkt, ist alles schon vorbei, bevor die Spritze richtig zu spüren ist.

Am Ausgang des Containers erhält jeder Geimpfte ein Papier mit Datum, Namen und Chargennummer des Vakzins, das er gerade verabreicht bekommen hat. Draußen stehen Stühle im Schatten und in der Sonne bereit, denn vor dem Aufbruch nach Hause heißt es 15 Minuten warten, falls sich doch noch eine allergische Reaktion oder andere schnell auftretende Nebenwirkungen zeigen sollten.

Auch der zweite Impftermin knapp drei Monate später ist auf dem Merkzettel verzeichnet. Doch ob dieser Termin überhaupt noch stattfindet, ist fraglich. Mal sehen, wie es weitergeht. (is)