Bis zu drei verschiedene Sorten von Öko-Honig werden auf dem Landgut produziert. Die Bienenstöcke müssen mindestens drei Kilometer entfernt von konventionell betriebenen Feldern liegen. | Puig

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Mit leichtem Ächzen schiebt sich die Eingangspforte auf. Stück für Stück gibt sie den Blick frei auf ausgedehnte Felder mit Johannisbrotbäumen. Blumenteppiche und Sträucher bilden fröhliche Farbtupfer. Kräftig gelb leuchten Ackersenf und Balearen-Johanniskraut, blau die Blüten von Traubenhyazinthen. Der weitläufige Landbesitz liegt bei Santa Maria. Zu den Eigentümern gehört Pilar Puig. Auf 175 Hektar hat sie in ihrer Finca Es Cabás Nou das „Projecte Equilibri” („Projekt Gleichgewicht”) initiiert.

„Wir kombinieren Landwirtschaft mit der Förderung biologischer Vielfalt”, erklärt die Mallorquinerin. Die Finca lebt vom Verkauf von Johannisbrot (Carob). Die Hauptprotagonisten sind aber Honigbienen. 30 Bienenvölker produzieren Honig, der mit dem Ökozertifikat des Consell Balear de la Producció Agrària Ecològica (CBPAE) ausgezeichnet ist. Pro Jahr sind es 600 bis 800 Gläser.

Aber die Bienen tun noch viel mehr. Indem sie von Blüte zu Blüte schwirren, um Nektar und Pollen für ihr Volk zu sammeln, verteilen sie Blütenstaub und davon profitiert die Landwirtschaft. „Je mehr wir an die Bestäuber denken und dafür sorgen, dass sie genügend Nahrung haben, desto fruchtbarer wird der Boden und desto größer der Ertrag.”

Sie sei auf dem Landbesitz aufgewachsen und habe eine Kindheit in der Natur genossen, erzählt Pilar Puig. Mit den Jahren sei der Besitz aufgeteilt worden. Sie gehöre zu den Eigentümern in fünfter Generation und habe sich für ökologischen Anbau entschieden. Groß sei die Ernüchterung gewesen, als sie feststellte: „Öko-Dünger ist finanzieller Ruin.” Die Suche nach einer Alternative für nachhaltige Bewirtschaftung führte zu den Bienen. Schon immer habe es Bienen auf dem Gut gegeben, aber noch nie eine Besitzerin mit so viel Leidenschaft für die Imkerei, meint Pilar Puig. Ihre Bienen ernährten sich von Wildblumen und von gesäten Blumen. Je größer die Vielfalt und Abwechslung an Blüten, desto besser für die Bestäuber. Vor der Aussaat prüfe man immer, ob die Sorte ans Klima angepasst sei und Nährstoffe und gutes Protein für die Bienen liefere. Nie diene eine Aktion nur einem Ziel. Ackersenf sei zum Beispiel auch ein Nitratfixierer im Boden. „Wir spielen mit der Natur, um eine Landschaft zu schaffen, die wir Menschen schön, und die Bienen attraktiv finden, weil sie ihnen Nahrung schenkt.”

„Zeit für eine Honigprobe”, meint die Imkerin. Die Gläser sind eckig. Sie sehen aus wie kleine Bienenstöcke. Das Ökozertifikat bestätigt, dass im Umkreis von drei Kilometern der Bienenvölker keine konventionell betriebenen Felder liegen.

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In Sachen Honig gibt es drei Sorten: Frühlingshonig, Carob-Honigtau und Carob-Blütenhonig. Der Frühlingshonig schmeckt sehr aromatisch, blumig, irgendwie fröhlich.

Im nächsten Glas steckt Carob-Honigtau. Im Juli würden die anfangs grünen Schoten des Carobbaums violettbraun, erklärt die Imkerin. In der Hitze schwitzten sie und Fruchtzucker tropfe heraus. Die Bienen seien ganz verrückt auf diesen Zuckersaft. Daraus entstehe Carob-Honigtau. Die Konsistenz ist schmieriger, der Geschmack herber und mit eindeutigem Carobaroma. Man könne sehr gut damit kochen, meint die Imkerin. Sie bereite zum Beispiel Rebhuhn mit Carob-Honigtau zu.

Die Blütezeit des Carobbaums reicht von September bis November. „Da gibt es eine Woche, in der riecht es sehr stark hier, weil die Blüten Nektar ausscheiden”, erzählt die Imkerin. Der Carob-Blütenhonig schmeckt blumig wie die erste Sorte, aber leicht malzig.

Mit dem Kauf des Honigs werde das „Projecte Equilibri” unterstützt, betont die Landbesitzerin. Seit zwei Jahren laufe das Projekt (projecteequilibri. org) , und es sei unglaublich, wie die Artenvielfalt in der kurzen Zeit deutlich zugenommen habe. „Sehen Sie das?”, sagt Pilar Puig und zeigt auf ein Feld. Man sieht Schmetterlinge, Marienkäfer, eine Hummel und eine Gottesanbeterin. Auch andere Bestäuber würden angezogen und Vögel, weil sie alle mehr Nahrung fänden. „In der Erde ist mehr Leben.” Das wiederum komme dem Ertrag zugute. Momentan gebe es 3000 Johannisbrotbäume mit einer Produktion von bis zu 140 Tonnen Johannisbrot im Jahr. Das Ziel sei es, die Zahl der Johannisbrotbäume und die der Bienenstöcke in ausgewogener Weise zu erhöhen. Puig hofft, dass andere Landwirte das Modell kopieren – zu ihrem eigenen Nutzen und zum Wohl der Bienen. Weltweit gehe die Zahl der Insekten dramatisch zurück. Die Folge sei die Bestäubungskrise mit schrumpfender Biodiversität und Löchern in der Nahrungskette. Hier setze ihr Projekt an, und deshalb habe sie sich auch einer internationalen Forschungsinitiative angeschlossen. Es ist das „World Bee Project” („Welt-Bienen-Projekt”).

„Das Projekt nutzt neueste Technologien wie Fernsensoren und künstliche Intelligenz, um die Gesundheit der Bienenstöcke zu überwachen und zu erforschen, warum die Bestäuber weltweit sterben.” Imker und Institute aus verschiedenen Ländern nehmen an dem Projekt Teil. Die Messdaten werden an einen zentralen Hub geschickt und von Wissenschaftlern ausgewertet. Die Projektleitung befindet sich in London, und die Messgeräte kommen aus Wales. Doch wegen der Reisebeschränkungen konnten die Techniker noch nicht nach Mallorca kommen. „Aber spätestens im Juni werden sie die Geräte anbringen”, hofft Pilar Puig. Dazu gehören auch Kameras. Diese wolle sie auch für Bildungsaktivitäten nutzen und zum Beispiel Schulklassen in die Bienenstöcke hineinschauen lassen. Mit Blick auf ihre Felder meint sie: „Wir müssen uns um die Bestäuber kümmern.”