Gerdi Edtstadtler-Pietsch ist eine zierliche Person, aber Energie und Ideen hat sie für zwei. Seit Juli leitet die Österreicherin die Rotarier in Calvià. Vor drei Jahren sei sie erst Mitglied geworden, erzählt sie. Freunde, die sich schon länger in dem Service-Club engagieren, hätten sie dazu gebracht. „Ich habe in meinem Leben viel gelernt, viele schöne Dinge erlebt. Es ist an der Zeit, der Gesellschaft etwas davon zurückzugeben, nicht nur an Geld, sondern auch an Zeit und Projekten”, findet sie. Rotarier hätten das Image, alle reich zu sein. Das stimme nicht. Zwar gebe es auch reiche Rotarier, aber nicht ausschließlich.
Gerdi Edtstadtler-Pietsch ist promovierte Tierärztin und diplomierte Übersetzerin für medizinische Texte. Ursprünglich wollte sie Ärztin werden, aber nach einem Spanienurlaub als Studentin Ende der 1960er sattelte sie um auf Dolmetscherin. „Beim Sprachstudium musste man nicht nur in staubigen Bibliotheken büffeln, da war mehr Leben dabei.” Die Medizin blieb jedoch ihr Spezialfach. Auf tiermedizinischen Kongressen, auf denen sie dolmetschte, fiel ihre Expertise auf, so sehr, dass man ihr vorschlug, doch Veterinärmedizin zu studieren. Das tat sie dann auch bis hin zur Promotion.
Anfang der 2000er Jahre kaufte sie sich zusammen mit ihrem Mann eine Finca bei Llucmajor. Auf Mallorca wollte sie als Tierärztin arbeiten. Sie fand auch eine Beschäftigung in einer Tierklinik. „Aber die vielen Einsätze nachts steckt man mit über Fünfzig doch nicht mehr so leicht weg”, meint sie. So übersetzt sie seit ein paar Jahren wieder Fachbücher für die Veterinärmedizin, und sie engagiert sich bei den Rotariern.
Der Club Rotary Calvià International zählt aktuell 26 Mitglieder aus acht verschiedenen Ländern. Die gemeinsame Sprache ist Englisch. Wie alle Rotarier weltweit treffen sie sich einmal in der Woche. Am Anfang habe sie diese Verpflichtung etwas erschreckt, aber inzwischen seien die Meetings fixer Bestandteil ihres Lebens. „Wir sind alle gute Freunde. Und durch die Treffen fördern wir auch die internationale Freundschaft.” Das sei eines der Hauptziele von Rotary weltweit. In den Meetings werden auch die Projekte besprochen.
Ein großes Anliegen für ihre einjährige Amtszeit sei die Förderung der Zusammenarbeit mit den anderen Rotariern auf Mallorca, betont Gerdi Edtstadtler-Pietsch. Neun Rotary Clubs gibt es insgesamt auf der Insel, davon sind alle spanischsprachig bis auf Rotary Calvià. Ein zweiter englischsprachiger Club ist in Gründung, Rotary Club East Mallorca. Die Österreicherin ist prädestiniert für die Aufgabe. Sie spricht perfekt Spanisch und Englisch. „Aber”, meint sie und seufzt, „dann kam Corona.” Die Pandemie hat die Pläne gehörig durchkreuzt. „Viele Clubs treffen sich immer noch nicht in Person.” Noch ein Herzensprojekt liegt auf Eis. Eine tiergestützte Therapie für alte oder demente Menschen sowie für kranke Kinder wollte die Tierärztin ins Leben rufen. „Hygienetechnisch geht das im Moment noch nicht, aber aufgeschoben ist ja nicht aufgehoben.”
Der alljährliche Charity Walk, dessen Erlös an verschiedene Organisationen geht, soll nicht jetzt im Herbst, sondern nächstes Frühjahr stattfinden. Die Jazznight im Saratoga Hotel in Palma, einer der wichtigsten Fund-raising-Events, ist ganz abgesagt.
Andere Aktionen wiederum sind durch die Coronakrise um so wichtiger geworden. Dazu gehört die traditionelle „Operation Kilo”. An elf Vormittagen vor Weihnachten werden die Rotarier von Calvià vor dem englischen Supermarkt Nice Price in Portals Nous stehen. „Wir fragen die Kunden, ob sie ein zweites Paket eines Grundnahrungsmittels kaufen und an bedürftige Familien spenden wollen, Mehl zum Beispiel. Wir geben das dann an die großen Charitys weiter.” Das komme sehr gut an. Viele Menschen spendeten lieber Lebensmittel als Geld. Dieses Jahr plant die Präsidentin auch zu fragen, ob die Menschen etwas Tiernahrung spenden möchten. Viele Hunde- und Katzenbesitzer könnten das Futter für ihre Haustiere nicht mehr bezahlen.
Außerdem soll die Essensvoucher-Aktion im Bereich Calvià verlängert werden. „Aus unserer Spendenkasse bezahlen wir 20-Euro-Gutscheine und verteilen sie an Bedürftige.”
Wichtiger denn je sei die finanzielle Unterstützung vieler Organisationen, etwa der Stiftung „Rana”, die für die Weihnachtszeit geplant ist. Die Stiftung kümmert sich um sexuell missbrauchte Kinder und um die entsprechende Prävention. „Während des Lockdowns sind in vielen Familien schreckliche Dinge passiert”, meint die Rotarierin.
Am Schluss hat sie noch einen Vorschlag. Am 28. und 29. November organisiere die Jugendorganisation von Rotary, Rotaract Mallorca, ein Charity-Padelturnier auf dem Sportkomplex von La Salle in Palma. Rotary Calvià sei als Sponsor dabei. Der Spieleinsatz von 25 Euro werde an die NGO Mallorca Sense Fam gespendet, um Lebensmittel für Bedürftige zu kaufen. „Man kann nicht die ganze Welt heilen”, sagt Gerdi Edtstadtler-Pietsch und versichert lachend, „aber helfen kann jeder etwas.”
4 Kommentare
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@Asterix: ich zeige Schwachstellen auf, an denen Interssierte arbeiten können. Sie bewerten dies - Macher werten solche Hinweise aus - und MACHEN! " "Selbst die Regierung in Deutschland mußte die Maßnahmen anziehen" - weil die Menschen, so dumm wie sie sind, sich nicht freiwillig vernünftiger verhalten als die Vorschriften es gebieten. Einfach DUMMHEIT! "das Sie alles "totschreiben" müssen?" Es geht um die Existenz der nachfolgenden Generationen - von ein bisschen heile Welt haben die gar nichts. Mangels Wissen verstehen Sie die Dringlichkeit nicht. @Michael Düsseldorf: Neben Ihren allumfassenden Dummheiten sind meine Bemühungen verschwindend gering xD
@Asterix Das kann man kurz benennen: Allmachtsphantasien
@Majorcus: Hat Ihnen schon mal jemand gesagt,das Sie ein sehr negativ eingestellter Mensch sind?? Es gibt keinen, bzw kaum ein Kommentar, wo was positives kommt: Grundsätzlich machen die Leute was verkehrt und entsprechen nicht Ihren Gutdünken. Kann es sein, das SIE sich als Maß ALLER Dinge sehen. Ihre Kommentare prägen diesen Eindruck. Erweitert geben es auch die Kommentare wieder, indem Sie Ihre Intelligenz und Gedankengut auch als das Maß aller Dinge sehen. Sie haben ein großes Problem damit,das ein Großteil der Menschen nicht so handelt oder auch denkt. Auch Ihre Einschätzung des Verhalten der Bürger in Bezug der Coronamaßen ist total überzogen..Selbst die Regierung in Deutschland mußte die Maßnahmen anziehen. Das bräuchte sie nicht,wenn ein Großteil der Bürger sich so verhalten würde, wie SIE es einschätzen. Ihre Einstellung Bezüglich Klimawandel habe ich in einen anderen Treat ja schon dargestellt....Sind Sie so frustiert, das Sie alles "totschreiben" müssen?
Hier zeigt sich das Problem der Rotarier: durch die Trennung von alt & jung (vollkommen unsinnig!) sind die Senioren in der Nutzung moderner Technologien vorsichtig formuliert "sehr zurückhaltend" - Beispiele: „Viele Clubs treffen sich immer noch nicht in Person.” Zu unflexibel für Telefon, facetime & zoom?; "Aus unserer Spendenkasse bezahlen wir 20-Euro-Gutscheine und verteilen sie an Bedürftige.” Verteilung via email mit Strichcode? usw. Time for change! Komisch, warum Akademiker nicht auf Ihre Enkel hören - ach ja, sie treffen sich ja nicht .... Technologische Innovation Fehlanzeige.