Weinspezialistin Eva Strunz.

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Eva Strunz sitzt an einem Holztisch unter uralten Bäumen auf einem Hunderte Jahre alten Bauerngut in Porreres im Landesinneren von Mallorca. Weinreben umgeben das Anwesen, eine Sonnenuhr an der Fassade zeigt den späten Nachmittag an. Die Grillen zirpen laut und Eva Strunz ist glücklich. „Ich liebe diesen Platz, ein wirklich magischer Ort“, sagt sie. Seit zwölf Jahren nennt die gebürtige Nürnbergerin Mallorca ihr Zuhause. Hier ist ihre Tochter Zoe geboren und hier hat sie sich in den vergangenen zehn Jahren einen Namen als Weinhändlerin gemacht.

„In erster Linie bin ich Weinliebhaberin, aber es stimmt, ich verkaufe auch Wein“, sagt sie lachend. Ihr Humor, ihre Ehrlichkeit und ihr Engagement sind es, was ihre Kunden, vor allem aber auch die mallorquinischen Winzer, an ihr schätzen. In ihrer „Bodega de la Rubia“ in Sineu verkauft Eva Strunz seit einem Jahrzehnt ausschließlich mallorquinischen Naturwein, vor kurzem eröffnete sie mit ihrer Geschäftspartnerin und Freundin Maya Arlt einen zweiten Laden in Santanyí. Naturwein, das bedeutet, dass der Wein ausschließlich ökologisch ausgebaut wird und bei Bedarf auch im Holzfass gereift ist. Auf Geschmacksverstärker wird verzichtet, ebenso auf Pestizide.

Außerdem kommen bei Strunz’ Winzern hauptsächlich heimische Rebsorten, wie etwa Mantonegro, Callet, Premsal Blanc oder auch Giró, in die Flasche. „Zum großen Teil autochthone, also lokale Weintrauben zu verwenden, ist nicht unbedingt einfach. Sie sind speziell und haben ganz eigene Charakteristika“, erläutert Eva Strunz. Gleichwohl sei dies natürlich auch Teil der Besonderheit der mallorquinischen Weine.

„Im Moment arbeite ich mit sieben Inselwinzern zusammen. Alles sind kleine Familienbetriebe, teilweise schon in vier Generation“, erklärt Strunz. Die Güter produzieren zwischen 2500 und 35.000 Flaschen Wein im Jahr, die dann (unter anderem) in Strunz’ Bodegas zwischen 9,90 und 60 Euro verkauft werden. „Damals, als ich angefangen habe, bin ich drei Jahre lang durch die Weingüter Mallorcas gezogen – auf der Suche nach den besten Weinen der Insel“, erinnert sich die 48-Jährige und fügt lachend hinzu: „Wobei das natürlich Geschmacksache ist. Guter Wein ist der, der mir schmeckt.”

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Bis heute legt Eva Strunz großen Wert auf den persönlichen Kontakt zu den Winzern, besucht sie regelmäßig und geht zwischen August und Oktober auch manchmal mit zur Lese in die Reben. Da überrascht es nicht, dass Strunz nicht nur die Weine „ihrer“ Winzer kennt, sondern auch deren Sorgen. „Eine Ernte- Prognose für das laufende Jahr ist schwierig, im Moment kämpfen wir gegen gleich acht verschiedene Käfer, die die Trauben befallen“, erklärt sie. Und dann ringen die Winzer mit einem anderen Problem: Durch die Corona- Krise und den dadurch bedingen verspäteten Saisonstart waren die Restaurants, die normalerweise Wein in großen Mengen ausschenken, lange geschlossen. Erst jetzt mit der Rückkehr der Touristen wird wieder mehr Wein getrunken und die Keller der Winzer leeren sich langsam. „Gott sei Dank läuft es jetzt wieder besser, wir hätten sonst gar keinen Platz, einen weiteren Jahrgang neben dem alten zu lagern. Ganz abgesehen von den fehlenden Einnahmen, da stehen Existenzen auf dem Spiel“, sagt Eva Strunz, die auch in ihren Läden seit ein paar Wochen endlich wieder mehr Wein verkauft.

Die Deutsche macht sich für Mallorcas Winzer stark. In einem emotionalen Video, das sie in den sozialen Netzwerken teilte, appellierte sie Anfang April diesen Jahres, die Winzer mit dem Kauf ihrer Produkte zu unterstützen. Das Video wurde tausendfach gesehen und viele folgten der Bitte, Wein zu bestellen. „Das hat uns gerettet. Die Winzer – aber natürlich auch mich“, sagt Eva Strunz. Nachts habe sie Kartons gepackt und die Weine nach Deutschland, aufs spanische Festland und natürlich auch innerhalb Mallorcas verschickt.

Und mit einer weiteren Idee kämpfen Eva Strunz und ihre Geschäftspartnerin Maya Arlt für die Existenz der kleinen Winzer: Sie geben unter dem Label „exclusiv fine vine“ dem Interessierten die Möglichkeit, in Wein zu investieren oder Eigenproduktionen in die Flasche zu bringen. „Das ist quasi ein Investment, mit dem die Weinproduktion vorfinanziert wird. Nach fünf Jahren bekommt man sein Geld zurück und die Zinsen in Form von Wein dazu“, erklärt Eva Strunz das Prinzip. Die ersten Geldgeber seien bereits gefunden. Das Investment soll den kleinen Familienunternehmen in Zukunft das Überleben sichern – und damit auch die Zukunft des ökologischen Weinanbaus.

Auf Eva Strunz können die mallorquinischen Winzer in jedem Fall zählen. „La Rubia“ (Spanisch für: „die Blonde“), wie sie von vielen genannt wird, ist wirklich mehr als „nur“ eine Weinhändlerin. Eva Strunz liebt die Tradition, Mallorca und den Wein. Da überrascht es nicht, dass sie auch selbst schon zwei eigene Edeltropfen gemeinsam mit einem befreundeten Winzer aus Santa Maria del Camí abgefüllt hat. „Wein, das ist eine Traube, eine Erde und ein Dirigent, der ein Kunstwerk in die Flasche zaubert“, philosophiert Eva Strunz, während die Sonne immer tiefer sinkt.

Eine exklusive Weinprobe oder ein Besuch in ihrer „Bodega de la Rubia“ in Sineu oder auch bei Freundin Maya Arlt in Santanyí lohnt sich für alle, die nicht nur auf guten Wein, sondern auch auf die Geschichte hinter den Gewächsen stehen. Mehr noch, auch hinter den (natürlich auf der Insel designten) Flaschen-etiketten verbergen sich oft spannende Geschichten, die Eva Strunz gerne erzählt. Am liebsten natürlich bei einem Tropfen Wein – den in diesem liegt ja bekanntlich die Wahrheit.