Die Heftigkeit des Virus zeigt den Irrsinn des Krieges. Deshalb rufe ich heute zu einem sofortigen globalen Waffenstillstand in allen Teilen der Welt auf. Es ist an der Zeit, bewaffnete Konflikte einzustellen und sich gemeinsam auf den wahren Kampf unseres Lebens zu konzentrieren.“ Mit diesen Worten schwor UN-Generalsekretär António Guterres am 23. März die Weltgemeinschaft auf den „gemeinsamen Feind“ Covid-19 ein. Vertriebene seien mit am meisten von dem Coronavirus gefährdet, zudem seien die Gesundheitssysteme in den Kriegsgebieten zusammengebrochen. Sein Appell: „Beenden Sie die Krankheit des Krieges und bekämpfen Sie die Krankheit, die unsere Welt verwüstet.“
Mit diesen Worten sprach der UN-Generalsekretär dem Bauträger und Innenarchitekten Hans-Peter Oehm aus der Seele. Schon Ende Februar, als der türkische Präsident Erdogan der EU damit drohte, die Grenzen für Flüchtlinge zu öffnen, hatte es in dem gebürtigen Kölner und Wahlmallorquiner rumort. „Ich dachte mir: Können die nicht mal anfangen, die Ursachen zu bekämpfen? Diese Menschen laufen doch los, weil ihnen die Bomben um die Ohren fliegen!“
Die Sache ließ ihm keine Ruhe. Und weil sich unter seinen Kunden Prominente aus Wirtschaft, Sport und Kultur befinden, sprach er diese an. „Ich versuchte, über die große Schiene und von oben etwas ins Rollen zu bringen“, erzählt er.
Doch Oehm rannte gegen Wände. Er sei naiv, man erreiche eh nichts, bekam er von Menschen zu hören, deren Stimmen ein besonderes Gewicht in der Gesellschaft haben und die ihn wie einen einsamen Rufer in der Wüste stehen ließen. Dabei will er weder ein Prophet sein noch im Rampenlicht der Öffentlichkeit stehen. Es geht ihm nur um die Sache. „Das kommt einfach aus mir heraus“, sagt er. „Es kann doch nicht sein, dass jeder nur an seinen eigenen Hintern denkt.“
Den Grund für seine Haltung sieht Oehm in seiner Biografie. Jahrgang 1958, gehört er einer Generation an, die für vieles auf die Straße ging, was seinerzeit als radikal oder verrückt abgelehnt wurde, inzwischen aber längst in der Mitte der Gesellschaft angekommen ist, allen voran die Gleichberechtigung und der Umweltschutz. Auch der Slogan „Frieden schaffen ohne Waffen“ wurde damals geprägt. „Wir hatten eine weltweite Jugendbewegung, ohne Internet und nur über die Musik und das Herumsprechen“, ruft er die 70er und 80er Jahre in Erinnerung.
Nachdem Oehm mit seinem Weg über das gesellschaftliche Establishment gescheitert ist, will er es jetzt von unten angehen. Mit seiner Frau Maren, seinen Töchtern Marie und Alice und Freunden hat er einen Brief aufgesetzt, mit dem er möglichst viele Menschen ansprechen will. „Das haben wir in den 70er Jahren auch so gemacht. Einfach anfangen.“ Jeder, so Oehm, könne seinen Teil zu einem globalen Waffenstillstand beitragen, und sei es nur auf der Internetplattform Awaaz (secure.awaaz.org) den Appell von UN-Generalsekretär Guterres zu unterzeichnen – was seit 30. März weit über zwei Millionen Menschen getan haben.
Dass man kann, wenn man nur will, hat Oehm auch auf Mallorca gezeigt, wo er mit seiner Frau das Bau- und Architekturunternehmen Piedra de Santanyí betreibt. Inmitten des Baubooms verhinderte er vor 20 Jahren, dass das malerische Hinterland der Buchten Caló des Moro und Cala s‘Almonia in eine Hotelanlage verwandelt wurde. Stattdessen erwarb er nach zähen Verhandlungen das 40.000 Quadratmeter umfassende Anwesen von dem damaligen Besitzer, dem Earl of Bradford, was er mit dem Verkauf einer Firma in Deutschland finanzierte.
Statt einem Hotelkomplex steht dort nun lediglich das 230 Quadratmeter große Haus der Oehms. In mühevoller Eigenarbeit entfernten sie tonnenweise Müll und Unrat der Badegäste, forsteten die halb zerstörte Natur in dem felsigen Gelände mit rund 2000 Pflanzen auf und riefen 2014 die Stiftung Amics d‘Es Caló – S‘Almonia ins Leben. Mehr als 50 Mitglieder zählt diese Stiftung inzwischen. Von deren Spenden wird ein Gärtner bezahlt. Mit seiner Hilfe setzt die Familie ihre Arbeit fort und hält das Land um die Bucht sauber und in Schuss.
Was das mit dem Aufruf zum weltweiten Waffenstillstand zu tun hat? Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg. Oder wie ein Sponti-Spruch aus den 70ern lautet: „Frieden ist machbar, Herr Nachbar.“ Und tatsächlich scheint der Aufruf von Guterres nicht folgenlos verhallt zu sein: Derzeit herrscht sowohl im Jemen als auch in Syrien und im Irak eine – wenn auch gespannte – Waffenruhe.
(aus MM 16/2020)
2 Kommentare
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@Freedomfighter: Bitte nehmen auch Sie dies ernster, es geht um Ihre Gesundheit: „Keine Macht den Drogen!“
Für UN-Generalsekretär António Guterres und diesen Wahlmallorquiner Oehm gilt besonders der Spruch: „Keine Macht den Drogen!“ Oder haben die sich was in den Tee gekippt? Gefahr droht auch noch vom Coronafisch und von der Coronaalge. Darum keine Meeresfrüchte zu sich nehmen, auch wenn die Restaurants wieder geöffnet sind. Für den Weltfrieden!