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Viele Menschen aus dem deutschsprachigen Raum haben einen Zweitwohnsitz auf Mallorca. Sie genießen so oft es geht, ein paar relaxte Tage auf der Insel oder bleiben auch mal länger. Doch daran ist erst mal nicht zu denken. Die Wege sind dicht und niemand weiß, wann sich das wieder ändert. MM hat mit einigen Kontakt aufgenommen, die auf Mallorca in gewisser Weise zu Hause sind, im Moment aber nur von ihrer Lieblingsinsel träumen können.

„Wir hatten bereits für Sonntag, 15. März (an dem Tag begann die Ausgangssperre, d. Red.), eingecheckt. Aufgrund der Entwicklung der Lage sind wir dann aber in Deutschland geblieben”, erzählt der Schlagersänger und Moderator Olaf Berger. Der 56-Jährige war schon in mehreren Orten auf der Insel ansässig und hat seit gut drei Jahren einen Zweitwohnsitz am Stadtrand von Palma, unweit vom Flughafen. „Wie oft ich nach Mallorca komme, das hängt ganz von meiner beruflichen Situation ab. Auch nach nunmehr 35 Jahren im Musik- und Showgeschäft bin ich nach wie vor mit zahlreichen Veranstaltungen, Tourneen und TV-Produktionen unterwegs. Aber sobald es die Zeit erlaubt, fliegen meine Frau Julia und ich nach Palma, um abzuschalten und unseren Akku aufzuladen.” Das Paar kommt, bedingt durch Auftritte am Wochenende, mal von Montag bis Donnerstag, dann bleibt es auch wieder mal drei Wochen. Die Nähe zum Airport war bei der Wahl des Wohnorts beabsichtigt. „Ja, durch meine berufliche Pendelei zwischen Palma und Berlin war dies ein wichtiger Aspekt”, bestätigt der aus Dresden stammende Sänger.

„Wir vermissen Mallorca sehr. In der Vergangenheit haben wir besonders in dieser Jahreszeit die Schönheit der Insel bei Wanderungen und ausgiebigen Spaziergängen sehr genossen”, so Berger, der Mallorca vor langer Zeit durch seinen 2011 verstorbenen Kollegen Bernd Clüver kennen- und liebengelernt hatte. „Mallorca ist für mich in den vielen Jahren ein zweites Zuhause geworden und ich möchte es nicht missen.” Nimmt er möglichst rasch einen Flieger nach Palma, wenn dies wieder möglich ist? „Sofort!” Doch Berger hat auch Verständnis für die aktuellen Maßnahmen. „Leider ja, wir müssen momentan diesen konsequenten Weg gehen. Wir sitzen alle in einem Boot und haben nur das eine Leben.”

Der 64-jährige Günter Lorenz betreibt in München einen Biergarten mit Imbiss. Er war früher Ibiza-Fan, inzwischen hat Mallorca bei ihm die Nachbarinsel als Hotspot abgelöst. Seit fünf Jahren hat Lorenz dauerhaft ein Haus in Sa Ràpita gemietet, war davor schon in Ses Salines und Campos ansässig. Der Gastronom versucht, einmal im Monat hier zu sein. Zuletzt war das im Februar, der Plan, im März nach Palma zu fliegen, ging nicht auf.

„Natürlich fehlt mir die Insel sehr. Sie ist ja zu meiner zweiten Heimat geworden.” Was genau vermisst er? „Das Licht, die Luft, das Meer, die ganze Lebensphilosophie, la pura vida.” Lorenz steht in regem Kontakt mit Freunden auf Mallorca und will so schnell wie möglich einfliegen, wenn das wieder geht.

Der Münchner glaubt, dass die Coronakrise dauerhafte Auswirkungen auf unsere Gesellschaft haben dürfte. „Ich denke schon, dass sich sehr viel verändern wird. So bleibt zu hoffen, dass wir endlich wieder erkennen, dass die Börsenkurse, die jeden Tag unsere Nachrichten beherrschen, nicht das Wichtigste im Leben sind.” Lorenz weiter: „Der Mensch an sich wird ein Stück weit demütiger werden. Eine Normalität, wie wir sie bisher kannten, wird es wohl so schnell nicht mehr geben. Aber war das ,normal’, wie wir die letzten Jahren gelebt haben?”

Der Journalist Alex Schütz betreibt in Wien das Redaktionsbüro „lexNews media consult“, hat ein Haus in Calvià und kommt alle vier bis fünf Wochen für ein paar Tage auf die Insel. Der Grund: Schütz’ 13 Jahre alte Tochter Lilly wohnt mit ihrer Mutter fest auf Mallorca. „Wenn ich da bin, ist sie komplett bei mir. Diesen Rhythmus sind wir seit fast zehn Jahren gewohnt.” Alle drei Monate reist der 46-Jährige zudem mit Familie an, dann ist auch Lillys Halbschwester Emily (zweieinhalb) mit von der Partie. Eigentlich wollten zu Ostern alle zusammen im Pool planschen. Doch dann kam alles anders. Für Schütz, der früher auch mal eine Zeit lang auf der Insel gelebt und gearbeitet hat, ist Mallorca zu einem „Stück Heimat” geworden. Er räumt dennoch ein, dass er in diesen Tagen nicht unbedingt Sehnsucht nach Mallorca verspürt, sondern nach seiner Tochter und den gemeinsamen Tagen in Calvià. „Hilft aber nichts. Wir holen das nach.” Jetzt muss erst mal die moderne Kommunikationstechnologie die Situation erträglicher machen. „Wir telefonieren täglich, manchmal auch zwei- oder dreimal. Bei den Video-Calls busselt die kleine Schwester dann immer das iPad ab und sagt sehnsüchtig ,meine Lilly, meine Schwester’.”

„Eigentlich wollte ich im März nach Mallorca kommen, aber da hat mir Corona einen Strich durch die Rechnung gemacht. Das Flugticket war auch schon gebucht“, verrät Medien-Manager Bernd Reisig, der in diesen Wochen von seiner Heimatstadt Frankfurt aus genau verfolgt, was sich in Sachen Corona auf Mallorca tut. „Das mache ich bei allem, nicht nur bei den Corona-Nachrichten. Ich schaue auch immer nach den Fußball-Ergebnissen der beiden großen Clubs auf Mallorca, interessiere mich für politische Nachrichten von der Insel”, so der 57-Jährige, der seit 2008 ein Haus in der Cala Llamp bei Andratx hat. Oft denkt er an die Insel. „Ich habe immer Sehnsucht nach Mallorca, wenn ich für mehrere Wochen nicht dort bin. Mallorca ist auf alle Fälle auch ein Stück Heimat. Und da ich mehr Europäer als Deutscher bin, sowieso.”

Reisig kommt so oft wie möglich auf die Insel, manchmal für drei oder vier Wochen, andere Male auch nur drei oder vier Tage. „Ich habe in Port d’Andratx viele Freunde, die ich gerne mal wiedersehen würde.”

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Mit Sorge blickt Reisig in die Zukunft: „Gerade die Gastronomie, Hotels und Tourismus haben enorme Verluste eingefahren. Ich hoffe, dass sich alle so schnell wie möglich von dieser Katastrophe erholen.” Er selbst will dazu seinen Beitrag leisten: „Ich verspreche, dass ich viel in Restaurants gehen und deren Umsatz steigern werde. Dass ich damit die Verluste wieder gut machen kann, bezweifle ich allerdings.”

„Natürlich wären wir zu Ostern, wie jedes Jahr, auf Mallorca gewesen. Die Prozession zieht normalerweise direkt an unserem Haus vorbei ...” Auch für den Schauspieler, Regisseur und Sprecher Mario von Jascheroff ist in diesem Jahr alles anders. Seit dem Jahr 2000 hat er ein Stadthaus in Llucmajor („Wir lieben unsere kleine Stadt”), das auch immer wieder mal von den Söhnen Constantin und Felix genutzt wird, die in der deutschen Öffentlichkeit als Schauspieler bekannt sind.

„Uns fehlen unsere mallorquinischen und deutschen Freunde auf der Insel, die Strandspaziergänge, das Meer, der frische Fisch ...” Seine Gefühlslage bringt der 60-Jährige wie folgt auf den Punkt: „Wir sind echt krank vor Sehnsucht.” Trotzdem zeigt er Verständnis für die Maßnahmen: „Um die Verbreitung des Virus einzudämmen, müssen wir in den sauren Apfel beißen, ganz klar. Trotzdem sollten die Reise- und Ausgangsbeschränkungen wieder gelockert werden. Aber wie gesagt: Die Gesundheit der Menschen geht vor.”

Eine Veränderung nach der Krise ist von Jascheroff schon klar: „Die herzlichen Begrüßungen werden nicht so schnell wieder stattfinden. Ich sehne mich allerdings nach den Umarmungen mit meinen Freunden.”

Unternehmensberater Roman Hummelt pendelt zwischen Palma und München. „Im Winter sind wir mehrheitlich in Palma, im Sommer in München”, meint der 68-Jährige, der schon seit 1997 eine Wohnung im Herzen der Balearen-Metropole hat.

Über das Geschehen auf der Insel ist Hummelt, der zuletzt noch im März hier war, gut informiert. Er liest die Online-Meldungen von MM und „Ultima Hora” „Und wir tauschen uns mit Freunden über Whatsapp aus. Die Classic Car Clubs der Insel haben eine 
Whatsapp-Gruppe eingerichtet, in der wir uns mittwochs treffen”, erzählt der Oldtimer-Fan, der auch Chef-Organisator der „Mallorca Classic Week” ist, die im September zum fünften Mal stattfinden soll. Ein Alternativtermin wäre im November.

Der Analyse von Hummelt zufolge befinde sich Mallorca „in einem besonderen Dilemma”. „Wird die Reisemöglichkeit zu früh geöffnet, kann es zu einer zweiten Infektionswelle kommen. Bleibt Mallorca geschlossen, werden noch mehr Menschen ihre wirtschaftliche Existenz verlieren.” Nimmt die touristische Saison schon bald an Fahrt auf, wenn der Virus im Griff ist? „Die Menschen in Deutschland haben derzeit mehrheitlich wohl andere Sorgen, als den nächsten Urlaub zu planen.” Aber Hummelt hat auch Hoffnung: „Mallorca wird auch diese Krise wie schon die von 9/11 und die Finanzkrise überwinden und zur Normalität zurückfinden.“

Helga und Klaus Schiechel haben kein Haus und keine Wohnung hier. Ihr „Zweitwohnsitz” befindet sich trotzdem auf der Insel. Im Wohnmobil hat das Paar, das in der Nähe von Baden bei Wien lebt, schon weite Teile der Welt erkundet. Im Winter 2015/16 stand das erste Mal Mallorca auf dem Programm. Es folgten drei weitere Besuche, immer fast ein halbes Jahr. Jetzt ist die rollende Behausung, mit der die Schiechels bevorzugt in Can Pastilla stehen, bei einem Park-Service untergestellt. Dass sie diesmal mit dem Flieger zurück nach Österreich wollten, hatte sich in den vergangenen Monaten abgezeichnet. Mitte März wurde es nach Ausrufung des Ausnahmezustands dann aber doch etwas hektisch mit dem Rückflug. „Wir konnten einen der letzten Flüge nach Wien ergattern.” Vor ihrem Erstbesuch auf Mallorca hatten die heute 75-jährige Helga und ihr Mann Klaus, der im September 77 wird, es nicht erwartet, aber heute sagen sie: „Wir haben uns gleich in die Insel und die Leute verliebt. Wir vermissen Mallorca, besonders Can Pastilla, den Donnerstags-Stammtisch im Phönix, die Dartabende bei Peter, das Meer, die Sonne und die vielen lieben Menschen.“ Sobald es möglich ist, wollen die Schiechels wiederkommen. Es wird dann das erste Mal sein, dass sie die Insel mit dem Flieger erreichen und nicht mit der Fähre.

(aus MM 15/2020)