Modest Cuixart (1925-2007) ist als einer der bedeutendsten Vertreter der spanischen Nachkriegsmalerei in die Annalen der Kunstgeschichte eingegangen. Der Meister übte sich früh. Schon mit zehn Jahren pflasterte er die Wände seines Elternhauses in Barcelona mit seinen Zeichnungen: Es war seine erste Ausstellung, die Vater Joan, ein Arzt, seinem talentierten Sprössling organisiert hatte.
75 Jahre seines Lebens malte Cuixart. Um sich ganz der Kunst widmen zu können, schmiss er sogar sein Medizinstudium und schuf in seiner langen Karriere um die 3000 Werke. Einen Ausschnitt aus diesem Oevre präsentiert nun die Fundación Juan March in Palma. Dort wird am Mittwoch, 5. Februar, die Ausstellung „Cuixart: los años cruciales (1955-1966)“ („Cuixart: Die entscheidenden Jahre“) eröffnet.
Kuratorin der Schau ist die Cuixart-Expertin Raquel Medina de Vargas. Unter anderem schuf und leitete sie das Taller Cuixart BCN in Palafrugell, das Sitz und Museum der Modest-Cuixart-Stiftung ist. In Anbetracht der Fülle des Gesamtwerks des Künstlers wählte sie 70 Arbeiten aus, die aus den führenden Museen und Sammlungen – darunter auch die der Fundación Juan March – stammen. Hinzu kommen 60 dokumentarische Exponate, darunter Fotografien, Bücher und Zeitschriften. Und es werden Fragmente des 1963 gedrehten Kurzfilms „Cuixart, Permanencia del barroco“ (Cuixart. Beständigkeit des Barocks) vorgeführt. Er zeigt den Künstler bei der Arbeit an seinen enormen Gemälden.
Der Titel der Ausstellung verrät es: Die Auswahl der Werke ist alles andere als beliebig. Medina richtete ihr Augenmerk auf die Zeit zwischen 1955 und 1966, die sie als „wahre Achse“ von Cuixarts künstlerischen Laufbahn ausmacht und „die seine beste und repräsentativste Produktion umfasst“. Mithin beginnt die Schau mit dem Ende der Avantgardegruppe und -zeitschrift Dau al Set, die Cuixart zusammen mit seinem Cousin Antoni Tàpies und anderen Künstlern 1948 gegründet hatte. Deren magischer Surrealismus hatte es mit sich gebracht, dass Cuixart frühere Materialexperimente aufgab.
Ein Stipendium des Institut Français an diese Gruppe ermöglichte es Cuixart und Tàpies, 1950 nach Paris zu reisen. Bereits Monate später zog Cuixart weiter nach Lyon. In Folge zeichnete sich 1955 in seinen Gemälden eine Rückkehr zum Experimentieren mit materiellen Aspekten ab. Ab 1958 zielte dies auf die Sublimation von Materie ab. Charakteristisch dafür sind seine Bilder mit dem Dripping metallisch schillernder Farbe auf dunklen Hintergründen. Die renommiertesten Kritiker der damaligen Zeit priesen Cuixart dafür als den wahren Erneuerer des internationalen Informel. Diese Strömung der abstrakten Kunst zeigte Ende der 1950er Jahre allerdings bereits Anzeichen von Erschöpfung.
Auch Cuixart entwickelte seine Kunst längst weiter. 1963 überraschte er in Barcelona mit einer Ausstellung mit massakrierten Puppen aus seiner Serie „Nins sense nom“. Diese „Kinder ohne Namen“ spielten auf eine schreckliche Erinnerung an seine Kindheit an: Während der Bombardierung Barcelonas im Spanischen Bürgerkrieg hatte er Lastwagen mit zerstückelten Leichen, darunter viele Kinder, ankommen sehen. Gut ein Vierteljahrhundert später war die Serie „Nins sense nom“ eine bildnerische und seelische Beschäftigung mit der Natur des Menschen. Sie führte Cuixart zu seiner ersten klaren Ausdrucksform, die sich mit der Darstellung des Menschlichen befasste.
Mit einer Ausstellung 1966 in Barcelona brach Cuixart endgültig mit dem Informel. Die neue Schau löste eine Kontroverse aus. Die subtil anstößigen Töne einiger Werke wurden von fundamentalistischen Geistern in Grund und Boden kritisiert. Was sie nicht verstanden: Die Grundlage dieser Etappe bildeten Angst, Tod und Sex – kurz, die Umstände des Menschseins.
Mit diesem Bruch endete das Jahrzehnt des internationalen Durchbruchs Cuixarts. Unter anderem gewann er bei der Biennale in São Paulo 1959 den ersten Preis, stellte in Kassel auf der documenta aus sowie in Galerien und Museen, darunter in der Tate Gallery in London und im Guggenheim Museum.
Die Ausstellung in der Fundación March im Carrer Sant Miquel 11 in Palma ist bis Samstag, 16. Mai, zu sehen. Sie ist werktags von 10 bis 18.30 Uhr und samstags von 10.30 bis 14 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei.
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