Die gute Nachricht zuerst: Das Interesse an Tieradoptionen steigt. Das gilt selbst für staatliche Tierheime wie Son Reus in Palma. Ende September präsentierte die Einrichtung ihre zur Adoption bereitstehenden Hunde, und das Interesse war groß. Früher waren staatliche Einrichtungen dagegen eher als Tötungsstationen verpönt. 15 Tage betrug die Gnadenfrist für die Tiere. Konnte bis dahin kein neuer Besitzer gefunden werden, drohte die Einschläferung. 2013 erlitten in Palmas Tierheim noch 132 Hunde dieses Schicksal, in diesem Jahr war es nur einer.
Allein in Son Reus warten zurzeit etwa 130 Hunde und Katzen auf eine Vermittlung. Zahlreiche weitere ausgesetzte, von ihren Besitzern abgegebene oder herrenlose Hunde hoffen in privaten Tierheimen der Insel darauf, ein neues Zuhause zu finden. Wer eins dieser Tiere bei sich aufnehmen will, muss aber einige Regeln beachten und damit rechnen, dass Kosten auf ihn zukommen. Generell gilt: Private Tierheime übernehmen mehr Leistungen als die gesetzlich vorgeschriebene Mindestversorgung mit Chip und Tollwutimpfung als staatliche Einrichtungen.
„Wer sich für ein Tier interessiert, muss Adoptionsgebühren zahlen, die je nach Gemeinde variieren. Bei uns in Calvià sind es 35 Euro”, erklärt Maxi Lange, Vorstand der Tierschutzorganisation SOS Animal Mallorca. Außerdem werden sogenannte Schutzgebühren fällig. „In unserem Tierheim sind das 180 Euro”, so Lange. Nach Angaben der balearischen Tierschutzorganisation Baldea kostet die Adoption eines gechipten, geimpften und meist auch kastrierten Hundes aus einem privaten Tierheim zwischen 150 und 250 Euro. Damit wird ein Teil der Kosten, die das Tier verursacht hat, wieder hereingeholt.
Bei staatlichen Auffangstationen wie Son Reus fallen diese Schutzgebühren zwar weg, dafür muss der neue Hundebesitzer aber medizinische Behandlungen oft selbst tragen. Während das öffentliche Tierheim Natura Parc bei Santa Eugènia die Kastration übernimmt, werden in Son Reus nur Kampfhunde kastriert. Allein eine Kastration kann je nach Größe des Hundes aber schon mit 200 Euro zu Buche schlagen.
Hinzu kommen Kosten für weitere Behandlungen beim Tierarzt. Dort wird das neu adoptierte Familienmitglied untersucht, entwurmt, von Flöhen befreit und erhält eine Mehrfachimpfung gegen Parvovirose (Katzenseuche), Staupe, Leptospirose, Zwingerhusten und Hepatitis. Die Eurotierklinik in Arenal nimmt für die Impfung beispielsweise 30 Euro. „Sinnvoll ist auch ein Test auf Leishmaniose”, sagt die dort tätige Tierärztin Marianne de Wal. „Außerdem klären wir die neuen Hundebesitzer über die Eigenarten und Bedürfnisse ihres Tiers auf und empfehlen ihnen gegebenenfalls den Besuch einer Hundeschule”, berichtet sie.
„Viele treffen die Entscheidung zu einer Hunde-Adoption vorschnell”, sagt Maxi Lange. „Dabei bedeutet es, rund 15 Jahre Verantwortung für ein Tier zu übernehmen.” Die Folge: Bei einer Rückkehr nach Deutschland landen Hunde vieler ehemaliger Residenten im Tierheim, denn Billigairlines transportieren keine Tiere mehr. Ebenfalls vorher bedacht werden sollte, ob die Hundehaltung in der eigenen Wohnung erlaubt ist, genügend Zeit für das Tier und finanzielle Mittel für den Krankheitsfall vorhanden sind, empfiehlt Baldea. „Auf Mallorca ist außerdem ein Auto von Vorteil, denn in Bussen sind Hunde nur teilweise erlaubt”, ergänzt Lange.
Um überhastete Adoptionen zu vermeiden, praktiziert SOS Animal Mallorca ein mehrstufiges Adoptionsverfahren. „Die Bewerber kommen zunächst mehrmals ins Tierheim, um den Hund kennenzulernen”, berichtet Lange. Denn zwischen Tier und Mensch sollte eine gegenseitige Sympathie vorhanden sein. Danach wird ein Pflegevertrag über eine Zeit von zehn bis 15 Tagen geschlossen. Er verbietet unter anderem eine Haltung im Zwinger oder das Anketten des Tiers. „Das wird auch kontrolliert”, so Lange. Erst wenn diese Probezeit positiv verläuft, wird der Chip des Hundes umgeschrieben und der endgültige Schutzvertrag geschlossen. Auch in Son Reus gibt es übrigens eine Probezeit von zwei Wochen, innerhalb der der neue Besitzer das Tier auf Wunsch zurückgeben kann.
SOS Animal vermittelt 100 bis 200 Hunde pro Jahr, meist an Residenten. „Beliebt sind kleine, wuschelige Hunde. Kampfhunde sind dagegen problematisch”, so Lange. Sie wünscht sich daher eine Kastration dieser Hunderassen. Und vor allem, dass sich die Adoptionswilligen vorher gut über die Bedürfnisse ihres künftigen Hausgenossen informieren.
(aus MM 41/2018)
13 Kommentare
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Tja, Nadine, Sie können ja neue Gesetze schaffen...! Was dabei wohl raus kommen würde !?
Wie kann ein Lebewesen eine Sache sein??? Habe ich noch nie verstanden. Ein Fernseher ist eine Sache.
@Nadine, sehr witzig! @Metti, Tiere können niemals gleiche Rechte wie Menschen haben! Rechtlich sind sie übrigens eine Sache. Damit ist nichts gesagt gegen die Pflicht des Menschen, Tiere unter Umständen sachgemäß zu schützen.
Heinz, da irrst du dich. Die Tiere haben nicht mehr Rechte, sie haben GLEICHE Rechte wie der Mensch. Für sehr viele ist das Tier Familienmitglied, der gute Freund. Ich halte es mehr so: Tier sollte Tier bleiben, Artgerecht halten. Wir haben und hatten so einige Katzen und 2 Hunde. Aber nicht eins kam zB mit zum Schlafen ins Bett usw. Da wir ländlich leben blieben und bleiben alle Tiere aus draussen. Von der allzu Vermenschlichung bin ich kein Freund. Mir wird allerdings auch nicht flau, wegen nen freilaufenden Hund, nicht jeder ist agro drauf. Du hattest in ein anderen Bericht, meine ich, mal geschrieben, was du für Erfahrungen mit Hunden hattest. Meine waren auch nicht nur positiv.
@Heinz. Ich war am 23.11.18 von morgens 9.00 Uhr bis abends (Black Freitag) in Palma unterwegs. Ich habe nur angeleinte Hunde getroffen. Wenn Ihnen flau im Magen war, hatten Sie sicher einfach nur Hunger :-)
...da geht doch mal z.B. durch Palma und zählt die frei rumlaufenden großen Hunde. Mir wird heute noch flau in der Magengegend. Aber die Tiere haben offensichtlich mehr Rechte als ich Mensch!
@Heinz Da muss aber einiges "schief" gelaufen sein, bei Ihnen! Ein Wunder, dass Sie überlebt haben! Ironie ;-) Am Ende der Leine ist das Problem anzusiedeln!! Nämlich die Ihren Hund ohne Leine durch die Gegend laufen lassen: Nach dem Motto: Der will nur spielen. Aber wehe man sagt etwas! Das ist echt ein Problem, den die "Halter" haben. Vor meine Haustür scheißen zu lassen, egal, ist ja nicht meine! Da sollte man ansetzen, die zur Kasse zu bitten. Ich hatte bisher nur einmal ein Problem, als ich versuchte, den Dackel am Schwanz festzuhalten, als er weglaufen wollte. War damals 6 Jahre alt. Geblieben ist bis heute eine Narbe unterhalb des linken Auges.
Ein "Kampfhund" ist und bleibt ein problematisches Tier, das sollte man auch nicht schön reden. Ein guter Halter, kann dieses Tier allerdings unter Kontrolle halten und die agressive Seite des Tieres nicht zum Vorschein kommen lassen. Der Trieb bleibt bei diesen Tieren...es sind keine Schoßhunde und bedarf eine bewusste Haltung dahingehend. Viele Tierschützer vergessen das gern und stellen diese Tiere gleich zB. mit einem Pudel. Das funktioniert nicht. Heinz hat da teils nicht unrecht..
Wünsche ich Ihnen nicht unbedingt: Ein Biß in den Unterschenkel einer in den Oberschenkel einer in den Unterarm einer ins Schulterblatt. Der Hund - jedesmal ein Schäferhund. Angriff auf mein Kind, mehrere Bisse durch einen Dobermann. Zwar nicht alles an einem Tag. Reicht aber auch so. Deshalb: Weg mit diesen Viechern. Ab in den Zoo oder sonstwohin wo sie keinen Schaden anrichten können. Schaun Sie mal in die internationale Presse - jeden Tag ein Beißproblem mit bösen Folgen, oft eben auch auf kleine Kinder. Reichts?
Das ist eine dumme und rassistische Einstellung.