Im Rathaus von Santanyí wird diesen Freitag, 8. September, um 20 Uhr eine Ausstellung eröffnet. "Eterns Paradisos" heißt sie und zeigt Malerei von Dorothee Schäfer. Erstmals nach langer Zeit präsentiert die Künstlerin, die seit 1994 auf Mallorca lebt, wieder neue Arbeiten.
Wenn Schäfer über das Paradies spricht, klingt das sehr geerdet: "Kein Mensch weiß, was das Paradies ist, jeder hat seine eigenen Vorstellungen von dem, was überhaupt nicht zu fassen ist", sagt sie. Ihre eigene Vorstellungen bezeichnet die Künstlerin so: "Sehnsucht nach einem Zustand in mir selber: Geborgenheit, Einfachheit, Natürlichkeit, friedlich, zurückgezogen, ruhig." Ebenso beinhaltet das Paradies für Schäfer die Sehnsucht nach Einheit mit der Natur, mit allem, was sie umgibt. "Ich projiziere das Paradies also gleichzeitig in einen Ort", sagt sie.
Vielleicht aber auch die Idealisierung der eigenen Vergangenheit. Denn lange Jahre war dieser Ort eine Finca außerhalb Algaidas. Dort konnte Schäfer das Paradies in vielen Momenten leben, mit ihrem Mann, in Zurückgezogenheit, im Einklang mit der Natur, unterbrochen freilich von den üblichen Problemen des Alltags.
Vor zweieinhalb Jahren geschah dann, was die Künstlerin als Vertreibung aus dem Paradies erlebte. Unerwartet starb ihr Mann, die nicht-motorisierte Künstlerin musste sich in ihrer neuen Umgebung, allein in einer Wohnung in Llucmajor, neu ins Leben finden.
Umso überraschter war sie nun von dem, was da aus ihrem Innern auf die Leinwand floss: weiche sanften Farben, vor allem rot, orange, rosa, im Hintergrund auch beige und grau-blau, schwebende Formen ohne Ecken und Kanten, Umrisse von Figuren, nicht Himmel, nicht Erde. "Wenn man das in Bilder ausdrücken kann, ist es in mir, auch wenn es eben in den letzten Jahren nicht zugänglich war", lautet ihre Schlussfolgerung. Dass Schäfer dieses Fazit ziehen kann, hat auch mit ihrer Herangehensweise an die Malerei zu tun. Konzepte, Techniken und Trends bedeuten ihr wenig, Perfektion beansprucht sie nicht. Für sie ist Malerei vor allem der Ausdruck archetypischer Symbole und innerer Bilder. "Beim Malen", sagt sie, "stehst du immer vor dir selbst."
Mit der Manifestation der Bilder auf Holz oder Leinwand treten bei ihr innere Prozesse an die Oberfläche des Bewusstseins. Dieser Ansatz bedingt den Malprozess. Wenn Schäfer den Pinsel zur Hand nimmt und an die Leinwand tritt, dann ohne Idee oder Vorgabe. Sie schaue einfach, was sich daraus entwickle, sagt sie. Die Künstlerin lässt sich überraschen - von sich selbst. Oder wie sie es ausdrückt: "In meinen Bildern will durchscheinen, was mein Verstand nicht fassen kann."
Und als Schäfer nun nach getaner Arbeit ihre Bilder anschaute, fiel ihr auf, was ihr nach langer Trauer schier unfassbar schien: Die neuen Arbeiten zeigen, was vielleicht nie weg, ihr die letzten Jahre jedoch verschlossen war: einen paradiesischen Zustand.
INFOS ZUR AUSSTELLUNG.
Vernissage: FR, 8. September, 20 Uhr
Dauer: Bis SA, 7. Oktober
Öffnungszeiten: MO bis FR 9 bis 20.30 Uhr, SA 9 bis 13 Uhr
Ort: Rathaus Santanyí, Sala Bússer, Plaça Major 12, Santany
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