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Laut kracht es, als der gelb-rote Überlandbus und der kleine Pkw kollidieren. Mehrere Meter wird das Auto über die Straße geschleudert, bleibt schließlich am Bürgersteig stehen, die Fahrertür nach innen gedrückt.

Unfälle wie dieser, der sich Mitte Juli in Cala Rajada abspielte, sind nicht selten. Gerade im Sommer, wenn deutlich mehr Autos auf der Insel unterwegs sind als im Winter, rummst es fast täglich. Viele der Unfälle gehen harmlos aus, doch für die Fahrerin des Pkw in Cala Rajada endet es tragisch: Als die Lokalpolizei nach wenigen Minuten eintrifft, ist die 70-jährige deutsche Residentin noch bei Bewusstsein. Doch der Notarztwagen lässt auf sich warten. Zehn Minuten verstreichen, dann 20, dann 30 und die Frau ist immer noch in ihrem Auto eingeklemmt.

Schließlich treffen ein Rettungswagen mit Sanitätern und ein Krankentransportwagen mit Notarzt sowie ein Arzt aus dem Gesundheitszentrum in Capdepera ein. Bis die Schwerverletzte im Son-Espases-Hospital in Palma - also am anderen Ende der Insel - ankommt, vergehen Stunden. Die Deutsche wird in künstliches Koma versetzt, wenige Wochen später stirbt sie - ihr Gehirn hatte zu lange ohne Sauerstoffzufuhr auskommen müssen.

Fälle wie dieser werfen die Frage auf, wie es tatsächlich um das Rettungswagennetz auf Mallorca bestellt ist - gerade im Sommer, wenn die Insel mit Urlaubern überflutet wird. Fakt ist: Die öffentliche Notdienststelle "Samu 061" ("Servicio de Atención Médica de Urgencia") betreibt auf der Insel derzeit 19 Rettungswagen, in denen je zwei Sanitäter mit Erste-Hilfe-Ausbildung mitfahren. Hinzu kommen acht Notarztwagen mit einem Arzt, einem Krankenpfleger und einem Sanitäter an Bord. Und auch die Privatkliniken der Insel verfügen über insgesamt zehn Notarztwagen. Macht insgesamt 18 Fahrzeuge mit Notarzt.

Das klingt passabel. Allein: Die Koordination der Fahrzeuge lief bisher wenig geordnet. Die öffentlichen "Samu"-Wagen wurden bisher von der 061-Zentrale aus entsandt, die Privaten machten ihr eigenes Ding. "Teilweise kamen mehrere Wagen gleichzeitig zu einem Unfallort und an anderen Stellen dauerte es lange, bis ein Wagen eintraf", berichtet Manuel Palomino. Er ist Generalsekretär von IB-Salut und vertritt damit die öffentliche Seite. Wie lange die Wagen im Durchschnitt brauchen, das will der Rettungsdienst nicht bekannt geben. "Die Dienste sind angemessen", hielt sich Antonio Francisco Bellver, Leiter der balearischen Gesundheitsbehörde, Ende vergangener Woche dem MM gegenüber bedeckt und fügte an: "Aber von 061 aus versuchen wir immer, uns zu verbessern, gerade im Sommer, wenn viele Touristen auf der Insel sind."

Dass auf Worte auch Taten folgen können, wurde schnell deutlich: Wenige Tage später, am vergangenen Dienstag, trafen sich Vertreter der privaten und der öffentlichen Rettungskräfte, um eine Vereinbarung zu verkünden: Ab sofort sollen die Kommunikationsdefizite zwischen privaten und öffentlichen Ambulanzen vermieden werden. Die 061-Zentrale wird nun auch die zehn privaten Notarztwagen koordinieren. "Dadurch soll schneller und besser auf Notfälle reagiert werden können", beteuert Juli Fuster, Generaldirektor des Gesundheitsdienstes Servei de Salut. Die privaten Notarztwagen werden nun mit einem GPS-System ausgestattet und können zentral zur Unfallstelle zitiert werden.

"Bei der Frage, welcher Wagen wohin geschickt wird, steht im Vordergrund, um welche Art von Unfall es sich handelt und in welchem Zustand die Patienten sind", so Manuel Palomino. Ärzte in der Zentrale entscheiden aufgrund der Angaben der Hilferufenden, welche Unterstützung sie benötigen. Braucht es einen Arzt? Oder reicht ein Sanitäter? Und welche Utensilien sind wichtig? Dann wird geschaut, welcher Wagen, der diese Anforderungen erfüllt, gerade in der Nähe ist. "Ab sofort können wir nun auch auf die privaten Ambulanzen zählen."

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Bisher waren diese ohne Absprache mit 061 auf der Insel umhergefahren, während die öffentlichen Einsatzfahrzeuge ihre festen Einsatzgebiete und Basisstationen hatten. Cala Rajada beispielsweise, wo die deutsche Residentin verunglückte, gehörte bisher wie 15 Gemeinden im Inselosten zu der Zone Manacor. "Hier hat 'Samu 061' zwei Notarztwagen und fünf Rettungswagen im Einsatz", so Antonio Francisco Bellver. Durch die neue Kooperation sollen ähnliche Zonen nun auch für die privaten Notdienste gelten. "Wir sichern so eine ständige Abdeckung aller Gebiete."

Selbst wenn die Einsatzkräfte in Zukunft schneller und gezielter am Unfallort eintreffen - der Transport in die Kliniken kostet gerade von entlegenen Gemeinden wie Cala Rajada aus wertvolle Zeit. "Auch das soll sich bald bessern", verspricht die Präsidentin des Verbands der privaten Gesundheitsanbieter, Carmen Planas. Je nach Fall bringen die privaten Ambulanzen die Patienten nun sowohl in öffentliche als auch in private Kliniken, Gleiches gilt für die öffentlichen 061-Wagen. Auch der Wille des Betroffenen kann dabei berücksichtigt werden.

Ob die Frau in Cala Rajada durch das neue System hätte überleben können? Die Frage ist müßig. Fest steht nur eins: Je besser die Kooperation, desto besser stehen die Chancen.

WAS TUN IM NOTFALL?

- Die 112 ist eine allgemeine Notrufnummer. Die Zentrale in Es Pinaret wird vom balearischen Verwaltungsministerium geführt. Hier werden jegliche Art von Einsatzkräften wie Polizei, Rettungsdienste und Feuerwehr koordiniert.

- An die 061 wurden im Jahr 2015 rund 25 Prozent der 112-Anrufe weitergeleitet. Mit der 061 erreicht man die balearischen medizinischen Notfalldienste, die im Koordinationszentrum im früheren Landeskrankenhaus Son Dureta untergebracht sind und vom regionalen Gesundheitsministerium geführt werden.

- Bei Vorfällen, die allein medizinischer Natur sind, wie beispielsweise Infarkte innerhalb der eigenen Wohnung, liegen die medizinischen Notfalldienste der 061 nah, bei Autounfällen auf öffentlicher Straße eher die 112. "Aber im Prinzip ist es egal und macht für Hilfesuchende kaum Unterschiede, da beide Stellen eng zusammenarbeiten", so Juli Fuster von 061.

(aus MM 33/2016)