Der Hochstapler hatte sich auf Notarztbehandlungen spezialisiert. | Foto: P. Lozano

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Vor laufenden Kameras versorgte Marc K. Verletzte im Mega-Park. Unter einem aristokratisch klingenden Namen setzte der vermeintliche Doktor Spritzen, behandelte Patienten mit Cortison, verschrieb Antibiotika. Nun ist der 48-Jährige wegen Hochstapelei und Urkundenfälschung zu sechs Monaten Haft verurteilt worden, die aber gegen eine Geldstrafe zu Tagessätzen von 6 Euro zur Bewährung ausgesetzt werden. Da der Angeklagte sich zuvor mit der Staatsanwaltschaft geeinigt hatte, ist das Urteil des Strafgerichts Palma Nr. 6 rechtskräftig (Az. 151/2016).

Bekannt war der Möchtegern-Mediziner vor allem in der deutschen Community auf der Insel. Er praktizierte als freiberuflicher Notarzt in Diskotheken, empfing aber auch Patienten in einer bescheidenen Wohnung an der Playa de Palma, bis eine Fernsehreporterin Verdacht schöpfte. Wie sich schnell heraus stellte, hatte der Mann weder auf den Balearen noch in Deutschland eine Zulassung. Seine Approbation aus Baden-Württemberg hatte er kurzerhand gefälscht, um Auftraggebern wie im Mega-Park ein Papier vorlegen zu können.

Seit dem Sommer 2011 dauerten die Ermittlungen der spanischenJustiz fast fünf Jahre lang an, bis es nun endlich zu einer Verurteilung kam. Misstrauisch werden können hätte man aber schon früher: Marc K. führte in den 90er Jahren eine Kneipe in der Schinkenstraße, ging dann nach Deutschland zurück, wo er nach MM-Informationen in Bruchsal eine Freiheitsstrafe wegen Betrugs verbüßte.

Die Masche, mit der der Mann vorging, war offenbar immer die gleiche. Laut Pressesprecher Franz Billinger von der Allianz liegt der größten deutschen Versicherung ein Fall vor, in dem sich Marc K. auf Rezeptpapier als Mitglied einer Praxisgemeinschaft in Deutschland ausgegeben hatte. Diesem Trick fiel auf Mallorca auch ein deutscher Arzt aus Palma zum Opfer. Dr. S. war nach eigenen Worten wie vom Donner gerührt, als ein Patient mit einem Antibiotika-Rezept in seiner Praxis vorstellig wurde, da das verordnete Medikament nicht geholfen hatte. Ausgestellt worden war das Papier von Marc K., der seinen Namen neben den von Dr. S. und dessen Zulassungsnummer geschrieben hatte. Auf diese Art konnte er in einer Apotheke an der Playa de Palma Medikamente ergattern und bei seinen Behandlungen einsetzen. Meist spielte er seine Rolle so erfolgreich, dass die Patienten zufrieden waren. Es konnte aber auch passieren, dass bei einer akuten Angina Antibiotika für den Harn- und Darmwegsbereich verschrieben wurden. So etwa bei dem Opfer, das in seiner Not die Praxis von Dr. S. aufgesucht hatte.

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Auch sonst ging Marc K. nicht zimperlich zu Werke. Bei der privaten Krankenversicherung der Allianz ging nach einem Notarzteinsatz jedenfalls eine Rechnung über 2334,72 Euro ein. „Bei der Überprüfung haben sich Ungereimtheiten ergeben”, sagt Franz Billinger von der Allianz. Zahlungen seien nicht geleistet worden. Im Gegenteil, man habe zum Schutz der Kunden Ermittlungen eingeleitet und auch Anzeige bei der Staatsanwaltschaft Karlsruhe erstattet. Dort war der Vorgang auf MM-Anfrage allerdings nicht mehr rekonstruierbar.

Fest steht, dass Marc K. nicht nur als falscher Arzt tätig war, sondern unter falschen Identitäten auch als Versicherungsnehmer auftrat. „Wir haben alle sechs Namen recherchiert, wahlweise mit von und zu oder auch ohne”, resümiert Franz Billinger den Fall, der bei der Allianz noch gut in Erinnerung ist.

Nach dem erzwungenen Aus als falscher Arzt führten Marc K. und sein Ehemann übrigens eine Zeit lang ein Travestie-Kabarett an der Playa de Palma – weiterhin mit dem „Dr. med.” als Namensattribut. (mic)

(aus MM 26/2016)