Weit auseinander liegen die Forderungen von Anklage und Verteidigung im Korruptionsfall Nóos, über den auf Mallorca seit Januar vor Gericht verhandelt wird. Geht es nach der Staatsanwaltschaft, soll Iñaki Urdangarin – Ex-Handballer und Ehemann von Spaniens Infantin Cristina – 19,5 Jahre ins Gefängnis. Seinem Geschäftspartner Diego Torres drohen 16 Jahre Haft.
Dem Duo und 15 mutmaßlichen Komplizen wird vorgeworfen, die Regionalregierungen in Palma, Valencia und Madrid um 6,2 Millionen Euro betrogen zu haben. Bei den Vorwürfen geht es um Tagungen und Sportveranstaltungen, die angeblich keinerlei Nutzen hatten oder nicht einmal stattfanden, von der vermeintlich gemeinnützigen Nóos-Stiftung jedoch teuer abgerechnet wurden. Urdangarin und sein ehemaliger Hochschullehrer Diego Torres sind hingegen der Meinung, als Organisatoren eines komplizierten Geflechts von Beratungsfirmen rund um die Nóos-Stiftung stets korrekt gehandelt zu haben und fordern einen Freispruch – ebenso wie die Mitangeklagten aus Madrid und Valencia.
Der frühere TUI-Manager und Ibatur-Chef Juan Carlos Alía sowie Segel-Olympiasieger und Ex-Sportfunktionär José Luis Ballester sowie zwei weitere Beschuldigte aus Mallorca haben sich mit Bewährungsstrafen zwischen ein und zwei Jahren einverstanden erklärt. Der frühere Balearen-Präsident Jaume Matas, den die Staatsanwaltschaft fünf Jahre ins Gefängnis schicken will, ist lediglich zur Zahlung einer Geldstrafe von 45.000 Euro bereit.
Gänzlich unschuldig sieht sich hingegen Infantin Cristina. Die mittlerweile in Genf lebende Schwester des amtierenden Königs Felipe VI. wird von der Nebenklage der Beihilfe zur Steuerhinterziehung beschuldigt. Die umstrittene Antikorruptionsvereinigung „Manos Limpias” (saubere Hände) beantragt acht Jahre Haft für die Adlige, während Staatsanwalt Pedro Horrach von ihrer Unschuld überzeugt ist.
Verteidiger Pau Molins geht noch einen Schritt weiter: Er bezeichnet die Nebenklage als missbräuchlich. Er fordert, die „Antikorruptionsgewerkschaft” und ihre Anwältin Virgina López Negrete zu einer Geldstrafe zu verurteilen. Hintergrund ist, dass die Chefs von „Manos Limpias” seit einigen Wochen in U-Haft sitzen. Sie sollen Firmen und Privatleute mit unbegründeten Klagen erpresst haben. Für die Einstellung des Verfahrens gegen Cristina wurden angeblich drei Millionen Euro verlangt.
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