„Der Vermieter hat uns Frühstück besorgt, weil wir erst Sonntagabend angekommen sind", erzählen die Studenten und sind zufrieden mit ihrer Wahl. Sie mieten vier Nächte lang ein Zimmer zum Preis von 35 Euro pro Übernachtung. Badezimmer, Küche und Pool teilen sie mit anderen Urlaubsgästen und dem Vermieter. „Es bleibt noch Geld für einen Mietwagen übrig, mit dem wir die Insel erkunden", sagt Laura Hesse.
Airbnb erlangte bisher den größten Bekanntheitsgrad unter Online-Vermittlern. Auch andere Anbieter wie Wimdu und Homeaway sind auf Mallorca vertreten. Sie vermitteln das Gefühl im Urlaub kein Tourist zu sein, sondern dazuzugehören. Airbnb erntete für Werbeslogans wie „Schlafe in ihren Betten, damit du ihre Träume kennst" viel Spott in den sozialen Netzwerken. Die Plattformen agieren als Vermittler zwischen einem Vermieter, der seine Wohnräume zu Verfügung stellt, und Touristen, die eine Alternative zum Hotel suchen. Für die Vermittlung verlangen die Anbieter von beiden Seiten eine Gebühr.
42 Prozent aller Spanien-Urlauber steigt mittlerweile in einem Appartement oder Haus ab, das geht aus Zahlen des spanischenTourismusministeriums hervor. „Der Trend der Tourismus-Wohnung ist nicht mehr aufzuhalten", sagt Enrique Sarasola, Gründer der Hotelkette Room Mate Hotels. Er rief deshalb die Vermietungsplattform Bemate ins Leben, die bisher in zehn Städten Appartements vermietet. Sarasola will mit Bemate als weiterer Konkurrent auf den mallorquinischen Markt drängen. „Wir vermieten ausschließlich Wohnungen mit Genehmigung", betonte der Hotelier. Er wolle zukünftig Appartements in Palmas historischemStadtkern anbieten. Ab wann steht allerdings noch aus.
Denn bisher ist die Ferienvermietung in Mehrfamilienhäusern auf den Balearen illegal. Sie dürfen zudem im Internet nicht beworben werden. „Solche Angebote machen bereits die Mietpreise in den Vierteln kaputt", sagt Pilar Carbonell, Generaldirektorin im balerarischen Tourismusministerium. Denn die touristische Vermietung sei oftmals finanziell reizvoller, als Langzeitmieter einziehen zu lassen.
15 Inspektoren gehen derzeit auf Mallorca solcher illegaler Vermietung nach. Empfindliche Strafen von bis zu 40.000 Euro werden für die Vermieter fällig, wenn sie erwischt werden. Doch die Kontrollmöglichkeiten der Kontrolleure sind begrenzt, sie dürfen beispielsweise Wohnungen nicht betreten. Die Inspektoren gehen Hinweisen aus der Bevölkerung nach oder schauen selbst auf den entsprechenden Plattformen im Internet. Häufig bekomme man die konkrete Adresse jedoch erst bei der Buchung mitgeteiteilt, das gestalte die Suche schwierig, erklärt die Generaldirektorin.
Die Regierung plant nun für die Ferienwohnungen Mindeststandards einzuführen, um so einenTeil der Angebote zu legalisieren. „Zurzeit wird jede Absteige im Internet vermietet", sagt Pilar Carbonell. Anforderungen wie Höchstzahl der Betten und Mindestanzahl der Bäder gelten bereits für Ferienhäuser – 8400 sind davon derzeit auf Mallorca registriert. Natürlich werde nicht jedes Appartement dadurch legalisiert, betont die Politikerin, doch die Regierung behalte den Markt im Blick.
Galeristin Alejandra Bordoy vermietete vier Jahre lang Lofts und Studios in Palmas historischem Zentrum über Internetplattformen. Aus Zeitgründen gab sie die Aufgabe nun an eine Firma ab. 200 Reisende kommen jährlich bei ihr unter. „Mein Mann hat Gebäude in der Altstadt gekauft und im mallorquinischen Stil saniert", erzählt die 38-Jährige, dann kam die Krise und die Wohnungen wurden schwer verkäuflich. „So begannen wir die Ferienvermietung, denn ich mag das Konzept, das dahinter steht", erzählt sie. 2009 begann der Boom der privaten Vermietung im Netz.
Der persönliche Kontakt zu den Reisenden, die aus ganz Europa kommen, sei ihr wichtig. Sie gab ihnen Ratschläge, um Stadt und Insel zu erkunden. Alejandra Bordoy und ihre Familie verbrachten selbst ihren Urlaub in Dänemark in einer Ferienwohnung, die sie über Airbnb fanden. „Ich denke, so ist das Reisen viel befriedigender, man ist einfach freier." Auch Mallorca würde solche Art der touristischenUnterbringen nützen: „Denn die Urlauber haben kein All-inclusive, sie geben ihr Geld auf der Straße aus."
Jede ihrer vier Wohnungen hat eine Lizenz: „Weil uns das gesamte Haus gehört", erklärt die Galeristin. Sie kann eine Legalisierung anderer Ferienwohnungen nur begrüßen: Gewisse Standards wie Sauberkeit müssten eingehalten werden. „Außerdem zahlt jeder Selbstständige Abgaben – also sollten das auch die Ferienvermieter", sagt Alejandra Bordoy. „Für den Verbraucher bringt Airbnb Vorteile", sagt Laura Hesse, man sei flexibel, die Angebote seien günstig und „man lernt Mallorca von seiner ursprünglichen Seite kennen."
1 Kommentar
Um einen Kommentar schreiben zu können, müssen Sie sich registrieren lassenund eingeloggt sein.
http://www.sueddeutsche.de/reise/kolumne-schoen-doof-warum-bei-airbnb-alles-wunderbar-ist-1.2651207