Mallorca steht vor einem tiefgreifenden Wandel: Der Tourismus garantiert nicht mehr den Wohlstand der Inselbevölkerung. Experten fordern vor allem eine bessere Bildungspolitik, damit die Insel fit für die Zukunft wird.

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Die Weitsicht der Politiker auf Mallorca reicht meist nur bis zur nächsten Sommersaison. Die Zahl der Touristen, die auf der Insel ihren Urlaub verbringen, ist der wichtigste aller Gradmesser: Volle Strände, volle Kassen, voller Erfolg. Die Finanz- und Wirtschaftskrise, die spanienweit Millionen Menschen in die Arbeitslosigkeit gestürzt hat, verstärkt noch diese Fixierung auf das Hier und Jetzt.

Einen Blick in die Zukunft wagt kaum jemand. Alles dreht sich um die Frage, wann es endlich wieder aufwärts geht. Kommt die Trendwende noch in diesem Jahr? Oder doch erst im nächsten? Und dann steht 2015 auch schon wieder die nächste Balearen-Wahl an. Keine gute Zeit, um Visionen zu entwickeln.

Dabei mehren sich die Anzeichen, dass das bisherige Wirtschaftsmodell an seine Grenzen stößt: Obwohl im vergangenen Sommer so viele Touristen die Insel besuchten wie nie zuvor, verharrte auch die Arbeitslosenzahl auf Rekordniveau. Obwohl Politiker aller Parteien seit Jahren eine Stärkung der Nebensaison beschwören, waren im vergangenen Winter so viele Hotels geschlossen wie noch nie. Die Zeiten, in denen der wichtigste Wirtschaftsmotor der Insel Mallorcas Wohlstand garantierte, sind vorbei. Im Gegenteil: Wie in ganz Spanien sinkt aufgrund der massiven Sparmaßnahmen auch hier der Lebensstandard.

Experten sind sich zudem einig, dass Mallorca als Tourismusdestination zuletzt vor allem von der schwächelnden Konkurrenz profitierte: Die Rekordbesucherzahl war vor allem der unsicheren Lage in Nordafrika geschuldet, nicht etwa einer gelungenen Strategie der Politik oder der Tourismusbranche. Selbst Großprojekte, wie die Modernisierung der Playa de Palma oder der Bau des Kongresspalastes, die für Mallorcas Zukunft entscheidende Bedeutung haben, kommen nicht voran.

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Außerdem: Je größer die Abhängigkeit vom Geschäft mit den Urlaubern, desto größer die Abhängigkeit von externen Faktoren. Streiks oder Naturkatastrophen, die den steten Fluss des Urlauberstroms stören, können das ganze System zum Wanken bringen.

Wer nach langfristig angelegten Zukunftsentwürfen fragt, stößt bei der Balearen-Regierung lediglich auf eine "Weiter so!"-Strategie. Dabei hat sich die Überzeugung, dass ein mehr oder weniger radikales Umdenken nötig ist, längst durchgesetzt (Mehr dazu lesen Sie in der MM-Printausgabe oder auf E-Paper).

Umfassender Reformen bedarf vor allem die Bildungspolitik. Denn die Herausforderungen der Zukunft wird die Insel nur mit gut ausgebildeten Menschen bestehen. Darüber herrscht weitgehend Konsens. Die Bilanz des öffentlichen Schulwesens allerdings fällt an kaum einem anderen Ort Europas derart verheerend aus, wie auf den Balearen. Rund 40 Prozent aller Schüler erfüllen lediglich die Schulpflicht. Dabei verschärft die derzeitige Sparpolitik die Lage nur noch weiter.

Das gilt nicht nur für die Schulen und die Balearen-Universität, die mit deutlich weniger Personal auskommen müssen. Auch eine jetzt veröffentliche Studie der EAE Business School über die Investitionen der öffentlichen Hand in Forschung und Entwicklung gibt keinen Grund zum Optimismus. Demnach sind die Balearen die spanische Region, in der am wenigsten Geld in diesen Bereich fließt. Im Jahr 2011 lagen die Investitionen bei lediglich 40 Millionen Euro - deutlich weniger als ein Prozent des Bruttoinlands-produktes und ganze zwölf Prozent unter dem Vorjahreswert.