Mit Bestürzung und Betroffenheit, aber auch mit Erleichterung haben die Menschen auf Mallorca auf die Festnahme des potenziellen Amolkläufers reagiert, der nach Angaben der Polizei an der Balearen-Universität Rohrbomben explodieren lassen wollte.
Mit der Festnahme des 21 Jahre alten Juan Manuel Morales sei vorraussichtlich ein Massaker verhindert und viele Menschenleben gerettet worden, sagte der spanische Innenminister Jorge Fernández Díaz nach Bekanntwerden des Polizeizugriffs. Die Festnahme des jungen Mannes war am Donnerstagabend die Hauptmeldung in den spanischen Fernseh-Nachrichten gewesen.
Der balearische Ministerpräsident José Ramón Bauzá lobte die Arbeit der Polizei und mahnte zur Besonnenheit. Es handle sich bei dem verhinderten Attentäter um den "isolierten Fall eines Gestörten". Die spanische Tageszeitung "Ultima Hora" beschrieb den 21-Jährigen als "einsamen Wolf", der seinen natürlichen Lebensraum in Internet gefunden hatte.
Juan Manuel Morales war vor einem Monat aus seinem Elternhaus ausgezogen. Er lebte in einer Wohnung in Palmas Altstadt-Viertel Sa Gerreria, das bei auch bei Touristen für die Tapas-Touren am Dienstag und Mittwoch beliebt ist. Bislang hatte der Mann einzig einen Elektriker-Lehrgang absolviert. Weder arbeitete noch studierte er.
Der Einzelgänger, der als verschrobener Eigenbrötler beschrieben wurde, lebte lediglich von Einahmen, die er im Internet mit Pokern gewann. Er soll Erfolg mit Glücksspielen gehabt haben.
Im Internet wurde die Polizei auch auf die Hasstiraden aufmerksam, die der 21-Jährige in Foren unter Psuedonym gegen Studierende äußerte. Dort identfizierte sich der junge Mann auch mit den Attentätern des Massakers an der "Columbine"-Highschool 1999 in Littleton im US-Staat Colorado.
Daraufhin wurde Morales seit fünf Monaten rund um die Uhr von der Polizei observiert. Die Beamten verfolgten alle seine Schritte und beobachteten, wie er unter anderem mehrfach illegal versuchte, in den Besitz von Schusswaffen zu gelangen. Als ihm dies misslang und auch sein Antrag auf einen regulären Waffenschein abgelehnt wurde, bestellte der 21-Jährige per Internet große Mengen an sprengfähigen Chemikalien sowie Metallhülsen.
In seinen Tagebucheinträgen konnten die verdeckt operierenden Ermittler nachlesen, wie der Mann entschlossen war, Rohrbomben mit Metallteil-Füllungen zu fabrizieren und sie an strategischen Punkten an der Balearen-Universität zu platzieren. Als die von ihm georderte Ware am Mittwoch eintraf – mit Zubehör insgesamt 140 Kilo, davon allein 125 Kilo Ammoniumnitrat – schritten die Polizisten ein und nahmen Morales fest.
Der 21-Jährige sollte am Freitag dem Haftrichter vorgeführt werden. Ihm wird der illegale Besitz von Sprengstoff und Waffen vorgworfen. Des Terrorismus wird der Mann nicht beschuldigt, da er weder einer bewaffneten Gruppe noch einer terroristischen Organisation angehörte.
Die Rektorin der Balearen-Universität, Montserrat Casas, rief am Donnerstag die Studierenden auf, Ruhe zu bewahren. Das Leben auf dem Campus "als Raum der Demokratie und der Freiheit" vor den Toren der Stadt verlief ohne Störungen, wie Casas betonte. Sie dankte der Polizei, mit ihrer Arbeit "eine Tragödie" verhindert zu haben.
Beim Massaker an der Columbine-Highschool, für deren Attentäter der 21-Jährige im Internet seine Bewunderung ausgedrückt hatte, waren am 20. April 1999 zwölf Schüler und eine Lehrkraft getötet sowie 24 Menschen verletzt worden. Die beiden Täter, selbst Schüler der Lehranstalt, begingen nach der Tat Selbstmord.
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