4. August – Wie soll man einen Nachruf
schreiben auf jemanden, den man so gut gekannt hat? Mit dem man so
oft gelacht hat. Mit dem man lange Abende diskutiert hat. Diese
Zeilen fallen mir wirklich schwer. Ich habe einen Freund
verloren.
Schlagersänger Bernd Clüver, dessen großer Hit „Der Junge mit
der Mundharmonika” die Jahrzehnte überdauerte, ist tot. Donnerstag
früh klingelte das Handy: „Bernd liegt im Sterben!” Wenige Stunden
später war es Gewissheit. Eine Berliner Anwaltskanzlei bestätigte
den Tod. Die Rede war von einem „häuslichen Unfall”.
Der Sänger ist am Vorabend zu Besuch bei Freunden in Illetes
gewesen. Er wollte offenbar nach Hause gehen, stürzte die Treppe
hinunter und brach sich den Schädel. Für eine Rettung war es zu
spät.
Es ist normal, dass die Boulevardmedien jetzt jedes Detail
recherchieren. Jeder will die beste Story. Ist es aber nicht
ziemlich egal, ob der 63-Jährige 17 oder 23 Stufen gefallen ist? Ob
er viele Promille Alkohol im Blut hatte oder vollkommen nüchtern
war? Für mich jedenfalls zählt: Ich werde nie wieder einen Abend
mit meinem Freund verbringen.
Bernd Clüver und seine Frau Anja, die er immer nur „Mausi”
nannte, haben sich 1994 auf ihrer Finca in der Nähe von Llucmajor
niedergelassen. Wir kannten uns 16 Jahre. In dieser Zeit gab es
viele gemeinsame Unternehmungen mit Freunden. Bootsausflüge,
etliche Treffen beim legendären Thai in Can Pastilla,
Geburtstagsfeiern auf der Finca, Abende in unserem Stammlokal
„Cuba's”.
Bernd Clüver war der Kumpel von nebenan. Einer, mit dem man
Pferde stehlen konnte. Und der ehemalige Jura-Student ist sehr
intelligent gewesen, verfügte über eine überdurchschnittliche
Allgemeinbildung. Es gab kaum ein Thema, über das man nicht mit ihm
diskutieren, ja regelrecht philosophieren konnte.
Viele Jahre trat „Clüvi” regelmäßig im „Oberbayern” auf. „Für
Hundefutter und Haushaltsgeld”, wie er oft sagte. Durch die
Engagements in der Kult-Diskothek hatte er auch Mallorca kennen-
und lieben gelernt. Er genoss das Leben auf der Insel, flog von
hier zu Auftritten in Deutschland.
Anders als andere Schlagerstars aus den 70ern produzierte Bernd
Clüver noch lange Zeit neue Lieder, brachte CDs auf den Markt. Doch
er zehrte vor allem von den großen Hits wie „Der Junge mit der
Mundharmonika”, „Der kleine Prinz” oder „Das Tor zum Garten der
Träume”. In den vergangenen Jahren wurde es beruflich ruhiger um
den Sänger.
Viel ist jetzt über seine letzten Jahre berichtet worden.
Angebliche Freunde gaben Details preis. Man kann sich darüber
streiten, was in die Öffentlichkeit gehört und was nicht. Aber
eines stimmt: Bernd Clüver hatte zuletzt eine schwere Zeit.
Die Trennung von „Mausi” im vergangenen Jahr, die folgende
Scheidung und der Tod seiner Mutter vor ein paar Monaten. Und an
der Playa de Palma war es kein Geheimnis, dass der Hitparaden-Star
von einst zuweilen den einen oder anderen Drink zu viel nahm.
Dass Bernd Clüver gesundheitlich nicht mehr der war, der er vor
zehn Jahren gewesen ist, blieb auch denen nicht verborgen, die ihn
flüchtig kannten. Dass er aber ein zurückgezogenes Leben geführt
hat, ist sicher die falsche Beschreibung.
Er besuchte Restaurants, nahm einmal pro Woche am Stammtisch mit
Freunden teil, spielte Golf. Vor Kurzem noch machte er zum Beispiel
beim Benefizturnier zugunsten von „Dolphin Aid” mit.
Wie es tief im Innersten seiner Seele ausgesehen hat, das weiß
vielleicht niemand. Es ist auch müßig, darüber zu spekulieren.
Bernd Clüver weilt nicht mehr unter uns. Dieser Gedanke tut weh.
Vielleicht hat er ja im Himmel schon zusammen mit Roy Black und Rex
Gildo eine Band gegründet.
Kein Kommentar
Um einen Kommentar schreiben zu können, müssen Sie sich registrieren lassenund eingeloggt sein.
Noch kein Kommentar vorhanden.