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Ibiza ist ein Erfolgsmodell. Dafür spricht nicht nur das Heer prominenter, zahlungskräftiger und hipper Leute, die die Insel in den Sommermonaten aufsuchen. Dass Ibiza funktioniert, zeigt auch die Tatsache, dass die Wirtschaft der Insel zuletzt so stark gewachsen ist, wie in keiner anderen spanischen Region. Erfolg aber lässt sich nicht kopieren. Versuche in diese Richtung sind schon oft genug gescheitert. Das gilt auch für das Modell Ibiza: Eins zu eins ist dieses zweifellos nicht auf Mallorca übertragbar. Zu vielfältig sind die Gründe für den Erfolg der kleinen Nachbarinsel: Da ist etwa die bessere Übersichtlichkeit, die zum Funktionieren des dortigen touristischen Modells beiträgt, ebenso wie die größere Beschaulichkeit und Exklusivität, die gerade den prominenten Urlaubern wichtig sind. Auch die spezielle Zusammensetzung der Inselbevölkerung, die das Ibiza-Flair zum guten Teil ausmacht, ist einzigartig.

Mallorca hat jedoch ohnehin keinen Grund, vor Neid zu vergehen, angesichts der coolen kleinen Schwester im Südwesten. Denn Mallorca hat fraglos eine Menge Vorteile: die bessere Anbindung etwa, die größere Vielfalt und das bessere kulturelle Angebot. Zudem leidet Ibiza noch stärker als Mallorca unter der Abhängigkeit von der touristischen Hauptsaison. Und dennoch: Lernen kann Mallorca ganz gewiss so einiges von Ibiza, denn es gibt enormes, ungenutztes Potenzial. Was die Entwicklung des Qualitätstourismus angeht, ist Ibiza offensichtlich einen großen Schritt voraus. Hier haben Unternehmer und Politiker frühzeitig erkannt, dass ein positives Image sorgsam gepflegt sein will. Auf Mallorca setzt sich diese Erkenntnis erst allmählich durch.

Wie viel Luft nach oben Mallorca aus touristischer Sicht noch hat, wird am deutlichsten, wenn man die „Hauptstädte” beider Inseln vergleicht. Während Ibiza-Stadt praktisch rund um die Uhr eine Touristenattraktion ersten Ranges ist, liegen weite Teile der Altstadt Palmas des Nachts selbst in der Hochsaison vollkommen verwaist da. Dies wäre durchaus zu ändern – vorausgesetzt, der Wille ist da.