Mallorca lebt vom Meer, von seinen Stränden und von seiner
Schönheit. Dies ist die Grundlage des Wohlstands der allermeisten
Inselbewohner. Darum sind die Pläne, nun die Erdölsuche im
Mittelmeer zu intensivieren, besorgniserregend. Die enormen
Gefahren, die die Förderung aus großen Meerestiefen birgt, sind
spätestens seit der Ölkatastrophe im Golf von Mexico nicht mehr zu
leugnen. Ein solcher Unfall würde auf einen Schlag die natürliche
und wirtschaftliche Lebensgrundlage Mallorcas vernichten. Ein
solches Risiko ist nicht vertretbar.
Aber es gibt noch ein gewichtiges Argument gegen das Projekt: Es
ist nicht in die Zukunft gerichtet. 99'82 Prozent des hierzulande
verbrauchten Erdöls kommen aus dem Ausland. Dem spanischen Staat
geht es bei der Vergabe der Schürflizenzen an das schottische
Unternehmen Cairn Energy PLC darum, diese Abhängigkeit vom
Erdölimport zu verringern. Dieses Ziel wird aber nicht zu erreichen
sein, dafür reichen die Vorkommen im Mittelmeer bei Weitem nicht
aus, zumal der Bedarf an Erdöl in Spanien weiterhin steigt. Statt
die letzten Reste fossiler Energieträger auch noch aus den
hintersten Winkeln der Erde zu pressen, statt auch noch die
entlegensten Reserven anzuzapfen und dabei große Risiken
einzugehen, braucht Spanien eine echte Energiewende.
Studien belegen etwa, dass der gesamte Strombedarf aller
Bewohner Mallorcas problemlos aus erneuerbaren Energien gedeckt
werden könnte. Dafür bedarf es lediglich entschlossenen Handelns
und einer klaren Prioritätensetzung: Wer saubere Energie will, muss
anderswo Verzicht üben. Es kann nicht sein, dass jedes Projekt zur
Gewinnung von Wind- oder Solarstrom sogleich massive Bürgerproteste
hervorruft, nach dem Motto: „Windräder? Ja, gerne! Aber bloß nicht
in Sichtweite.” Wenn es darum geht, See-Windparks in Küstennähe zu
errichten, dann darf auch Mallorca nicht tabu sein. Bohrplattformen
dagegen haben im Mittelmeer nichts zu suchen.
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