, 16. Juni – Das Gelände der Fundació Pilar i
Joan Miró ist eine Oase der Ruhe und Schönheit“, sagt Ana Thorborg.
Sie leitet die geführten Rundgänge durch die Miró-Stiftung in
Calamajor, gibt einen Einblick in Leben und Werk des vielleicht
größten Künstlers Mallorcas. Auch wenn Joan Miró nicht auf der
Insel geboren wurde, hat er doch den wichtigsten Teil seines Lebens
hier verbracht. Von 1956 bis zu seinem Tod 1983. Damit hat er
Mallorca in die Schlagzeilen der internationalen Kunstszene
katapultiert.
Das rund 1000 Quadratmeter große „Ter.ritori Miró“ – so nennen
die Mallorquiner das gesamte Gelände der Stiftung – besteht aus
drei Teilen: Da ist zum einen das Museumsgebäude selbst, entworfen
und gebaut von dem international renommierten Architekten Rafael
Moneu und 1993 offiziell eingeweiht. Natürlich kann man auch auf
eigene Faust die Miró-Stiftung besuchen. Doch mit Ana Thorborg
erfährt man viel mehr über den Künstler: Sie führt Rundgänge in
deutscher Sprache durch das Museum, die nächsten am 24. und am 26.
Juni.
„Der Bau richtet sich im Grundriss nach einer der wichtigsten
Formen von Miró, dem Stern“, erzählt Ana Thorborg. „Die
Alabasterfenster lassen nur indirektes Licht ein, so dass die Werke
ganz besonders gut zur Geltung kommen. Außerdem hat das Gebäude
verschiedene Ebenen, so dass in einem Bau unterschiedliche
Ausstellungen gezeigt werden können. Neben den wechselnden Werken
von Miró aus dem Fundus der Stiftung auch Arbeiten anderer
zeitgenössischer Künstler.“ Dazu gibt es in dem Museumsgebäude ein
Auditorium, Museumshop und Büros.
Die Dächer des Gebäudes haben eine Wasserfläche: „Das Meer“,
sagt Ana Thorborg, „war für Miró besonders wichtig. Als er sein
Haus hier bezog, konnte er das Meer direkt sehen. Heute versperren
einige Hochhäuser teilweise den Blick. In der Architektur hat Moneo
die Vorliebe des Künstlers für Wasser und Meer berücksichtigt.“
Schräg gegenüber liegt das Studio des Künstlers, Son Abrines,
gebaut 1994 von einem Freund von Joan Miró, dem katalanischen
Architekten Josep Lluis Sert. Der Bau mit dem geschwungenen Dach
lässt, wie es Mirós Wunsch war, viel Nordlicht herein, das die
Farben nicht verändert. Es ist ein einziger großer Raum mit Galerie
mit direktem Zugang zum Wohnhaus, in dem heute ein Enkel von Miró
wohnt.
Das Studio atmet Arbeitsatmosphäre: Etliche, zum Teil unfertige
Bilder stehen auf Staffeleien. „Miró arbeitete immer an mehreren
Bildern gleichzeitig“, sagt Ana Thorborg. Es war Mirós Traum „Platz
zu haben, für viele Leinwände, denn je mehr ich arbeite, desto mehr
Lust habe ich zu arbeiten“. So sagte er selbst. Miró habe Son
Abrines als einen „Gemüsegarten, der tägliche Pflege braucht“
bezeichnet. „Und hier sind auch viele der Gegenstände zu sehen, die
Miró sammelte: Steine, Muscheln, Siurells, Seepferdchen. Alles bis
heute liebevoll aufbewahrt.“
Hinter dem Atelier führt ein Treppenweg in den oberen Teil des
Geländes zur Finca Son Boter. Dieses historische Landhaus kaufte
Joan Miró, nachdem er 1958 für sein Werk im Gebäude der Unesco in
Paris mit dem Guggenheim-Preis ausgezeichnet wurde. Der Weg ist
gesäumt von Johannisbrotbäumen, der Lieblingsbaum des Künstlers:
„Miró ist immer mit einer Johannisbrotschote gereist“, erzählt Ana
Thorborg.
Ursprünglich wollte Miró hier an seinen Skulpturen arbeiten.
„Doch Son Boter wurde für ihn so etwas wie die Höhlen von Altamira,
der perfekte Rückzugsort, ein Platz zum Meditieren und Denken“,
erzählt Ana Thorborg. Das Schönste an Son Boter sind die Graffiti,
die Miró auch oft als Entwürfe für spätere Werke nutzte. Er selbst
bezeichnete sie als „kleine Gesten an der Wand“. Heute ist Son
Boter restauriert, die Feuchtigkeit wurde aus den Wänden entfernt,
unter Bewahrung fast aller Graffiti. In der ehemaligen Küche des
Hauses sind Gegenstände aufbewahrt, die Miró zur Vorbereitung
seiner Werke nutzte. In einem Nebengebäude sind die Werkstätten, in
denen Stipendiaten der Stiftung lernen. So, wie Miró es wollte:
„Ich brauche kein Mausoleum. Hier soll gearbeitet werden.“
Fundació Pilar i Joan Miró, Calamajor, Carrer Saridakis 29.
Geführte Rundgänge in deutscher Sprache am Freitag, 24., und
Sonntag, 26. Juni, jeweils um 10.30 Uhr, um 12 Uhr in Englisch.
Preis inklusive Tapa und Erfrischung 12 Euro. Anmeldung: Telefon
971-701420. Ansonsten ist die Stiftung täglich außer Montag von 10
bis 19 Uhr, Sonntag von 10 bis 15 Uhr geöffnet.
Kein Kommentar
Um einen Kommentar schreiben zu können, müssen Sie sich registrieren lassenund eingeloggt sein.
Noch kein Kommentar vorhanden.