Das hat vor ihr noch kein deutscher Staatsbürger geschafft: Elke
Wilhelm sitzt als erste Deutsche in einem mallorquinischen
Gemeinderat. Als Nachrückerin wurde sie am Samstag als
Gemeinderätin von Calvià vereidigt. Auf Listenplatz zwölf hatte sie
bei der Lokalwahl für die Sozialisten (PSOE) kandidiert, die elf
Sitze gewann. Da eine der Kandidatinnen vor ihr kurzfristig
zurückzog, sprang ElkeWilhelm ein.
„Dass ich die erste Deutsche in einem mallorquinischen
Gemeinderat bin, wusste ich gar nicht”, sagt die 43-Jährige. „Das
zeigt, dass das Zusammenleben funktionieren kann.” Elke Wilhelm
wirkt wie ein Paradebeispiel gelungener Integration. Mehr als die
Hälfte ihres Lebens hat sie nun schon auf der Insel verbracht, ist
mit einem kubanischstämmigen Spanier verheiratet, spricht
dementsprechend nahezu perfekt Castellano und engagiert sich nun
sogar in der Lokalpolitik. „Als ich nach Mallorca kam, habe ich
mich sofort integriert”, sagt sie. „Ich bin hier längst zu Hause,
mich kennt hier im Ort jeder.”
Auch Calviàs Sozialisten sehen in Elke Wilhelm mehr als nur eine
Quoten-Deutsche. „Wir waren davon ausgegangen, dass sie direkt in
den Gemeinderat einzieht”, sagt José Alcover, PSOE-Pressesprecher
in der Küstengemeinde. Dafür fehlten dann aber rund 500 Stimmen.
„Wir haben sie nicht nur als Deutsche nominiert, sondern wegen
ihrer Qualitäten als Kandidatin, wegen ihrer Werte und
Überzeugungen”, sagt Alcover. Dabei gehört sie der Partei gar nicht
an.
„Bisher nicht”, schiebt Elke Wilhelm ein. Sie ist als
unabhängige Kandidatin auf der PSOE-Liste angetreten. „Im Lokalen
spielen Ideologien keine allzu große Rolle”, findet sie. Ihre
Aufgabe sieht Elke Wilhelm darin, die Interessen der europäischen
Ausländer in der Gemeinde zu vertreten, die es dort reichlich gibt:
In Calvià leben mehr als 4000 Deutsche und mehr als 5700 Briten –
sie stellen rund 20 Prozent der Bevölkerung.
Kein Wunder also, dass in Calvià nun nicht nur zum ersten Mal in
Mallorcas Geschichte eine Deutsche im Gemeinderat sitzt, sondern
bereits 2003 auch die erste Ausländerin überhaupt ein Mandat
errang: die Schottin Kate Mentink.
Elke Wilhelm wird jedoch nur begrenzten Spielraumhaben: Die
konservative PP hat im Gemeinderat die absolute Mehrheit, auf die
Sozialisten wartet Oppositionsarbeit. „Wir müssen Druck machen”,
sagt Wilhelm, „damit die Gemeindeverwaltung schneller und besser
arbeitet.”
Als Ratsmitglied kann sie Anfragen an die Dezernenten sowie
Anträge stellen. Diese Möglichkeiten will sie nutzen, um Vorschläge
oder Kritik ausländischer Bewohner weiterzugeben, wie sie sagt. Wie
das klappen soll, muss sich erst noch zeigen. Denn ihre Arbeit als
Erzieherin gibt Elke Wilhelm nicht auf: Vollzeitpolitiker sind
Calviàs Gemeinderäte nicht, auch wenn ihnen ein kleines Gehalt
zusteht. Schon an diesem Freitag steht die erste Ratssitzung an.
Bis dahin ist dann vielleicht auch der Schreibfehler auf Elke
Wilhelms Namensschild verbessert. Bei ihrer Amtseinführung fehlte
dort noch ein „L”.
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