Auch im "normalen Leben", erzählt Daniel
Brühl, sei er schon das eine oder andere Mal in einem Casino
gewesen, das richtige "feeling" dafür habe er aber erst jetzt
bekommen: "Ich liebe die Atmosphäre dort, die Menschen, die
Stimmung, das Spiel." Beim Roulette gewinne er fast immer: "Beim
Black Jack habe ich dagegen verloren - jetzt spiele ich nur noch
Roulette."
In der spanischen Produktion "Los Pelayo" von Regisseur Eduard
Cortés, in der es um die (wahre) Geschichte einer Familie geht, die
in den 1990er Jahren die Spielcasinos dieser Welt mit einer ebenso
genialen wie legalen Methode um Millionen erleichtert, mimt der
32-Jährige den Sohn des Clan-Oberhaupts: Ivan. Das "Casino de
Mallorca" bietet dafür den idealen Rahmen, auch wenn die Drehtage
hart sind: Sie starten morgens um fünf und dauern zehn Stunden.
Trotz dieses "Intensivtrainings" ist der Schauspieler in einer
Hinsicht schon jetzt beruhigt: "Spielsuchtgefährdet bin ich
nicht."
Als Sohn einer katalanischen Mutter und eines deutschen Vaters -
geboren 1978 in Barcelona, danach zweisprachig in Köln aufgewachsen
- liebt er es, immer wieder in spanischen Produktionen spielen zu
können. Dabei kämen seine "spanischen Wurzeln" auch stärker zum
Tragen, hat er festgestellt: "Wenn ich in Spanisch drehte, habe ich
eine deutlich ausgeprägtere Körpersprache. Ich rede viel mehr mit
den Händen, auch die Stimme ändert sich." An seiner Rolle des Ivan
gefällt dem 32-Jährigen vor allem dessen "Verantwortungsgefühl und
Familiensinn": "Sie halten zusammen, egal, was kommt." Auch das
Thema "Freiheitsdrang ganz normaler Leute, die einfach mal ihre
Alltagsroutine hinter sich lassen und den Duft der weiten Welt
kosten wollen", habe ihm an dem Filmstoff gefallen: "Die Pelayos
sind ja keine Kriminellen, sie sind Menschen mit teils
überdurchschnittlichen Talenten, denen der große Wurf einfach nicht
gelingen will - bis sie die Roulette-Tische dieser Welt entdecken."
Einiges an seiner Rolle als Ivan sei ihm eher fremd, etwa dass Sohn
und Vater sich gegenseitig die Frau ausspannen: "Das ist mir
persönlich erspart geblieben", lacht er.
Gedreht wurde zuvor auch im "Gran Casino Costa Brava" in Lloret
de Mar (bei Barcelona), auf Mallorca hat das Filmteam auch andere
Locations genutzt: den Sporthafen von Alcúdia, ländliche Regionen
der Tramuntana, die Steilküste von Formentor wie auch die Altstadt
von Palma. Die Insel-Atmosphäre, so Regisseur Eduard Cortés, der
schon mehrmals hier gedreht hat, habe eine Art von Exotik, die ihn
fasziniere: "Dahinter verbergen sich visuelle Momente von großer
Kraft." Auch Daniel Brühl kennt und schätzt Mallorca von früheren
privaten Urlauben. Der begeisterte und bekennende Liebhaber des
Wanderns - "Auch wenn viele das nicht cool finden" - kommt schon
seit rund sieben Jahren auf die Insel: "Das erste Mal war ich zwei
Wochen ganz allein hier und bin im Norden und Nordosten der Insel,
rund um Lluc, viel gewandert. Die Landschaft ist einfach ein
Traum."
Zum Wandern ließ der Drehplan diesmal keine Zeit, nur sonntags,
da sei er "ein bisschen rausgefahren". Am Wochenende heißt es auch
für Daniel Brühl "Adiós, Mallorca" und gleich darauf "!Hola,
Cuba!": "Ich drehe dort mit Julio Médem, ein weiterer spanischer
Regisseur, den ich sehr schätze." Und zwischendurch, da müsse er
nach Berlin, wo er in Kreuzberg seit einiger Zeit auch noch die
"bar Raval" betreibt: "Mal nach dem Rechten sehen." Er ist wohl
doch ein Wanderer - zwischen den Welten.
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