Die Förderung des Radtourismus auf Mallorca
ist eine Erfolgsgeschichte. Der Sektor hat sich in den vergangenen
Jahren zu einem florierenden Wirtschaftszweig entwickelt und ist
das beste Beispiel für die als Zukunftsmodell viel beschworene
Ausweitung der touristischen Saison auf andere Jahreszeiten als den
Sommer.
„Wir können heilfroh sein, dass wir den Radtourismus haben”,
sagt der balearische Generaldirektor für die Entwicklung des
Tourismus, Antoni Munar. Seit dem Jahr 2002 sei die jährliche Zahl
der Personen, die ihren Urlaub auf diese Weise auf der Insel
verbringen, von etwas mehr als 70.000 auf rund 90.000 gestiegen.
„Das sind zwar keine Massen”, räumt Munar ein, dennoch trage der
Radtourismus jährlich rund 65 Millionen Euro zur
Balearen-Wirtschaft bei.
„Radurlauber sind besonders treu, die meisten kommen wieder”, so
Munar. Außerdem gäben sie rund zehn Prozent mehr Geld während ihres
Urlaubs aus als andere Touristen. Und sie kommen in der
Nebensaison, vornehmlich von März bis Mai. „Für die Hoteliers, die
auch in den Frühlingsmonaten geöffnet haben, ist der Radtourismus
von entscheidender Bedeutung”, sagt Munar.
Mehr als 40 Hotels auf Mallorca haben ihr Angebot bereits auf
die Radurlauber abgestimmt. Nicht nur deshalb gilt die
Infrastruktur für Radfahrer als hervorragend: Laut Munar gibt es
inselweit 450 Kilometer ausgeschilderte Radwege. Nicht zuletzt die
Tatsache, dass in jedem Frühjahr auch reihenweise Profiradteams
anreisen, unterstreicht die herausragenden Bedingungen.
Im krassen Gegensatz dazu steht allerdings die Entwicklung in
Palma. In der größten Stadt der Insel herrscht nach wie vor ein
fahrradfeindliches Klima – trotz vielfältiger Bemühungen der
aktuellen Stadtverwaltung unter der sozialistischen Bürgermeisterin
Aina Calvo.
In der laufenden Legislaturperiode wurde das städtische
Radwegenetz um 15 auf nun 43 Kilometer ausgebaut. Vor allem die
Einrichtung der Radfahrer-Spur auf den zentralen Avenidas, für die
ein Fahrstreifen für den Autoverkehr geopfert wurde, sorgte jedoch
vielfach für völliges Unverständnis und harsche Kritik.
„Es hat sich durchaus einiges zum Positiven verändert in den
vergangenen Jahren”, sagt Carles Valentí, Sprecher der
Bürgervereinigung „Massa Crítica”. „Auf politischer Ebene existiert
nun erstmalig die Bereitschaft, die Nutzung des Fahrradverkehrs in
Palma zu fördern.” 25 Jahre lang sei ausschließlich in die von
Autos genutzte Infrastruktur investiert worden.
„Wir haben enormen Aufholbedarf”, sagt Valentí. Die Förderung
alternativer Fortbewegungsmittel sei die einzig richtige Wahl.
Schon allein wegen des Klimawandels. „Trotzdem gibt es vielfältige
Widerstände gegen die jüngste positive Entwicklung zugunsten des
Fahrrads.”
Kein Kommentar
Um einen Kommentar schreiben zu können, müssen Sie sich registrieren lassenund eingeloggt sein.
Noch kein Kommentar vorhanden.