Wenn Anita Ekberg und Marcello
Mastroianni in „La Dolce Vita“ in den Trevi-Brunnen steigen, wenn
Donald Sutherland in „Casanova“ die Kerzenkrone trägt, wenn sich
Giulietta Massina in „La Strada“ bekreuzigt – kein Filmfan wird
diese Szenen je vergessen.
Federico Fellini (1920 bis 1993) gilt als einer der wichtigsten
Filmemacher und Regisseure des 20. Jahrhunderts. Die Ausstellung im
Gran Hotel La CaixaForum in Palma „Fellini – Zirkus der Illusionen“
wird dem Meister gerecht. Gezeigt werden mehr als 300 Exponate:
Fotos, Filmausschnitte, Plakate, alte Zeitungsartikel, Zeichnungen,
Dokumente, Originalinterviews – mit Kopfhörer in spanischer und
katalanischer Übersetzung zu hören.
„Fellinis Bilder sind zu mystischen Eindrücken geworden“, sagt
Kurator Sam Stourdzé. „Wir wollen jungen Menschen, die mit dem
Regisseur vielleicht nicht vertraut sind, die Möglichkeit geben,
seine Arbeit kennenzulernen. Und wir wollen den schöpferischen
Prozess erläutern, wollen zeigen, woher seine Kreativität kam.“
Fellini widmete sich in jungen Jahren dem neorealistischen Film,
nachdem er einige Jahre als Journalist und Karikaturist gearbeitet
hatte. Er schrieb Teile des Drehbuchs „Rom – Offene Stadt“ von
Roberto Rossellini. Viele Eindrücke jener Jahre tauchen in seinen
späteren Filmen auf.
„So waren seine ersten Filme von der Realität geprägt“, sagt
Stourdzé. Es entstanden Filme wie „La Strada“ oder „Die
Müßiggänger“. „Später vertraute er mehr und mehr seiner eigenen
Vorstellungskraft und schuf sich seine Welt. Wobei sich Realität
und Vorstellung vermischen und ins Surreale transponiert werden.“
Stourdzé erinnert in diesem Zusammenhang an die Szene aus „Roma“,
bei der eine Christusfigur von einem Helikopter über die Straßen
der Stadt transportiert wird: „Das war Realität. Wie Fellini es in
Szene setzt, wird es surreal“, sagt Stourdzé. Die Frage, was
Realität ist, zieht sich wie ein roter Faden durch Fellinis
Schaffen. Wenn er die Wirklichkeit verlässt, werden seine Bilder
zur Wahrheit.
Fast zur Obsession wurden seine Bilder von Frauen. „Er hat sie
alle verewigt, von der Urmutter mit riesigen Brüsten über die Femme
Fatale oder die Prostituierte bis zum unschuldigen Mädchen“, sagt
Stourdzé. „In dem Film Stadt der Frauen kommen sie alle
zusammen.“
Neben Giulietta Masina, mit der Fellini seit 1943 bis zu seinem
Tod verheiratet war, spielt Anita Ekberg eine entscheidende Rolle
in seinen Filmen. „Ihre Schönheit ist übermenschlich. Als ich sie
zum ersten Mal in einem amerikanischen Magazin sah, sagte ich mir:
Mein Gott, mach', dass ich sie niemals kennenlerne.“ Er lernte sie
kennen und drehte mir ihr „La Dolce Vita“, „Bocaccio 70“ und
„Intervista“. Wie sehr die Schwedin zum Sexsymbol der 1950er Jahre
wurde, zeigt eine Sammlung von Titelfotos internationaler
Zeitschriften. „Filmen an sich“, hat Fellini gesagt, „ist tief
weiblich.“
Dennoch kommt der männliche Aspekt der Spezie Mensch in seinen
Werken nicht zu kurz: „Marcello Mastroianni ist in vielen Rollen
Fellinis Double, sein Alter Ego“, sagt Stourdzé. „Er repräsentiert
immer wieder den suchenden Menschen. Gerade in Rollen als schöner
Macho.“
1961 hatte Fellini den Psychoanalytiker Ernst Bernhard
kennengelernt, ein Schüler von C. G. Jung. Von da an beschäftigte
sich der Regisseur eindringlich mit Traumdeutung. Einige seiner
„Traumbücher“ – Zeichnungen seiner Träume und Ängste aus dreißig
Jahren – sind wichtiger Teil der Ausstellung. Auch die Zeichnungen
von einzelnen Filmszenen aus verschiedenen Epochen sind neben den
Standfotos und den Filmausschnitten aufschlussreich.
Der „Zirkus der Illusionen“ erzählt viel von Fellini: „In einer
Ausstellung über Film muss man einen Dialog zwischen bewegten
Bildern und Foto schaffen. Dann wird sie zur Zeitgeschichte“, sagt
Stourdzé. „Fellini macht kein Kino der Antworten. Fellini macht ein
Kino der Fragen.“
„Fellini – Zirkus der Illusionen”: Eröffnung am Donnerstag, 17.
Februar, um 20 Uhr, La CaixaForum im Gran Hotel in Palma. Geöffnet
bis 22. Mai. Während der Ausstellung werden jeweils am Dienstag,
Donnerstag und am Samstag geführte Rundgänge in Spanisch und
Katalanisch angeboten.
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