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Am Anfang stand ein Wortspiel des Psychoanalytikers Jacques Lacan: Extimität – Intimität. Darauf basierend hat Pau Waelder gemeinsam mit zehn internationalen Künstlern die Ausstellung „Extimidad. Arte, intimidad y tecnología” (Extimität. Kunst, Intimität und Technologie) entwickelt.

Waelder beschäftigt sich seit zehn Jahren mit Kunst der neuen Medien. So zeigt die aktuelle Ausstellung im Museum für Moderne und Zeitgenössische Kunst Es Baluard auch vor allem interaktive Installationen. „Die Mitwirkung der Betrachter ist unbedingt gefordert, ohne das interaktive Tun sind die Arbeiten fast inexistent. In der Ausstellung gibt es nur ein Beispiel für Malerei“, sagt Waelder.

Der Begriff der Intimität hat sich in den vergangenen zehn Jahren verändert. Die sozialen Netzwerke, Blogs, virtueller Austausch, Webcams oder Google Street View haben Vorteile und Nachteile. Die an der Ausstellung beteiligten Künstler wollen die neuen Medien nicht bewerten, sondern die möglichen Konsequenzen darstellen.

„Wir sind transparent geworden“, sagt Waelder, „von Internet-Daten über die Inhalte der sozialen Netzwerke bis hin zum Airport-Scanning. Das geschieht ohne unser Zutun, wir initiieren es aber auch selbst, etwa durch Fotos der letzten Party, die wir in Facebook stellen.“

Waelder sieht dadurch auch folgende Perspektive: „Ich kann mir vorstellen, dass ,alte‘, von uns längst gelöschte Fotos in Facebook, in sagen wir 50 Jahren ein lukratives Geschäft sein können. Unter dem Motto: Kaufe deine Jugend zurück.“ Zum Thema „Extimität“ gibt es viele Aspekte: „War einst unser Ich ein geschlossener Zirkel, ist es heute durch den Außenbereich weitaus stärker beeinflusst. Wir wollen uns projizieren, man denke nur an den Aufdruck von Idolen auf T-Shirts. Die Grenze zwischen innen und außen ist schwimmend, innen und außen wechseln sich ab“, sagt Waelder. „Und wenn wir nach außen schauen, dann häufig in Reflektion auf uns selbst.“

Auch der Begriff Distanz hat sich verändert: „Die neuen Technologien brechen die Distanz auf, machen Nähe zu Ferne und umgekehrt. Eltern können ihre Kinder per Handy kontrollieren, aber nicht immer direkt kommunizieren.

War früher ein Zimmer auch ein Fluchtpunkt, ist er heute die Bühne für Selbstdarstellung per Youtube. Publikum ist das anonyme Internet. Intimität ist interessant geworden.“ (G.K.)

„Extimidad. Arte, intimidad y tecnología” im Museum Es Baluard, Palma, Plaça Porta Santa Catalina. Vernissage Freitag, 28. Januar, 20 Uhr.