Es hätte so schön sein können: Peter
Boddenberg bekommt einen angemessenen Preis für seine Villa und ein
Glücklicher gewinnt ein Traumhaus für 99 Euro. Daraus wird nichts:
Die erste staatlich genehmigte Hausverlosung auf Mallorca ist
ausgefallen. Der Veranstalter Peter Boddenberg aus Cala Murada
sagte die für Dienstagmittag vorgesehene Ziehung des Gewinners
kurzfristig ab.
"Es ist für uns eine traurige Angelegenheit, Ihnen mitteilen zu
müssen, dass die Hausverlosung nicht stattfinden wird", heißt es in
einem Schreiben, das an die Loskäufer verschickt und auf
Boddenbergs Internetseite veröffentlicht wurde. Der Grund für die
Absage ist demnach, dass die Lottobehörde, die die Verlosung vor
einem Jahr genehmigte, seine "Bemühungen konterkariert" habe, so
der 67-Jährige.
Seine Vorwürfe beziehen sich auf einen Artikel über die
Verlosung, den die Lotteriebehörde im Februar 2010 wenige Wochen
nach Beginn des Losverkaufs auf ihrer Internetseite veröffentlicht
hatte. Darin warnt die Behörde die Loskäufer: "Derjenige, der das
Chalet gewinnt, wird an das Finanzamt 43 Prozent des Gewinnwertes
abführen müssen." Fällig würden in diesem Fall also 290.379 Euro -
eine stolze Hypothek für jemanden, der erwartet hatte, nur die 99
Euro für das Los zu bezahlen. Gewinne aus Verlosungen, die von der
Lotteriebehörde angeboten werden, unterlägen dagegen keiner
Besteuerung, heißt es weiter.
Dieser Artikel - von dem er erst vor wenigen Wochen erfahren
habe - hat laut Boddenberg zu großer Verunsicherung geführt und sei
schuld daran, dass der Losverkauf einbrach. Nur 1600 Gewinnscheine
sei er losgeworden, sagte er am Mittwochmorgen. Insgesamt hatte er
11.000 Lose zu einem Preis von je 99 Euro verkaufen und so
1.089.000 Euro einnehmen wollen.
Jetzt plant Boddenberg ein Anfechtungsverfahren. Darüber habe er
die Lottobehörde schriftlich informiert. Tatsächlich betrage der
Steuersatz, den der Gewinner zahlen muss, nicht 43 Prozent, sondern
deutlich weniger. "Ich hoffe sehr, dass die Behörde einsieht, nicht
korrekt gehandelt zu haben und meinem Antrag stattgibt."
Andernfalls droht Boddenberg ein dramatisches Verlustgeschäft:
Den Teilnahmebedingungen der Verlosung zufolge muss in jedem Fall
ein Gewinner gezogen werden, ganz egal, wie viele Lose verkauft
wurden. Im schlimmsten Fall wird Boddenberg also sein Haus los
sein, ohne dafür auch nur einen einzigen Cent zu sehen. "Ich habe
durch den Losverkauf noch nicht einmal die Genehmigungsgebühr
wieder reinbekommen." Der Deutsche war bei der Lotteriebehörde mit
163.350 Euro in Vorkasse getreten.
"Natürlich ist das ein Risiko", hatte Boddenberg vor einem Jahr
gesagt, als er gerade wohlgemut den Losverkauf gestartet hatte. Das
entspreche aber seinem Naturell. Er hatte geglaubt, in der
Verlosung einen eleganten Weg gefunden zu haben, trotz
Immobilienkrise einen guten Preis für sein Haus zu bekommen. Er
wollte die Immobilie im Inselosten zu Geld machen, um sich dann
"was zur Miete zu suchen, etwas fürs Alter zurückzulegen und den
Rest zu verleben", erklärte er damals.
Vor Boddenberg hatten bereits mehrere andere Besitzer einer
Mallorca-Immobilie versucht, eine Verlosung auf die Beine zu
stellen - allesamt ohne Genehmigung aus Madrid und bis auf eine
Ausnahme auch ohne Erfolg. In einigen Fällen ging es von vornherein
vermutlich um nichts anderes, als gutgläubige Loskäufer
abzuzocken.
Bei der Lotteriebehörde in Madrid will man sich nicht zum Thema
äußern. Bislang sei nichts darüber bekannt, dass die Ziehung des
Gewinners abgesagt worden sei, hieß es am Mittwoch. Die ersten
Losbesitzer allerdings lassen ihrem Unmut bereits freien Lauf. "Ich
finde es nicht fair, das ehrliche Leute immer wieder von solchen
Typen abgezockt werden", so einer der Teilnehmer der Verlosung.
Peter Boddenberg jedoch hofft auf ein gutes Ende für alle
Beteiligten. Er verspricht allen Losbesitzern, das eingesetzte Geld
zurückzuzahlen - samt zwei Prozent Zinsen.
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