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Auch wenn es bis zum Wahlsonntag im Mai noch fünf Monate sind, hat der Kampf um die Stimmen doch längst begonnen. Die Presse veröffentlicht erste Meinungsbarometer, die politische Auseinandersetzung gewinnt an Schärfe und hinter verschlossenen Türen loten die Parteivorsitzenden mögliche Bündnisse aus. Es steht eine Richtungsentscheidung an. Nicht nur, weil neben dem Balearen-Parlament auch Inselrat und Gemeindevertretungen neu gewählt werden, sondern vor allem, weil eine Vielzahl dringender Entscheidungen anstehen.

So gilt es, eine ganze Reihe großer und wichtiger Projekte zu beschließen und anzupacken – allen voran die Umgestaltung der Playa de Palma, immer wieder groß angekündigt und von allen Seiten als dringend notwendig erachtet. Jedoch: Weil es sich in Vorwahlzeiten niemand mit dem Wahlvolk verscherzen will, liegt das Projekt auf Eis. In welche Richtung es an Mallorcas wichtigster Touristenmeile geht, wird erst nach der Wahl entschieden.

In der Schwebe befindet sich auch ein weiteres Großprojekt, das für die Zukunft der Insel von großer Bedeutung ist. Nach dem Willen der regierenden Sozialisten soll 2011 der Bau einer Straßenbahn von Palma zum Flughafen beginnen, der das Gesicht der Stadt gründlich verändern würde. Die konservative Partei dagegen setzt weiter auf die U-Bahn. Die Wähler werden im Mai auch darüber abstimmen.

Nicht zuletzt dürfte auch das Thema Sprachpolitik in den kommenden Monaten in die öffentliche Debatte zurückkehren. Während die Regierung von Ministerpräsident Francesc Antich in den vergangenen vier Jahren eine catalánfreundliche Politik gemacht hat und vehement für eine Stärkung des Gebrauchs der Inselsprache eingetreten ist, setzt die konservative Opposition (Partido Popular, PP) auf die spanische Mehrheitssprache, das Castellano. Auch bei diesem Thema wird die Wahl zur Richtungsentscheidung.

Von Bedeutung aber wird vor allem und trotz aller parteipolitischen Gegensätze sein, wie es der neuen Regierung gelingt, die zähe Krise zu meistern, die Mallorca weiter fest im Griff hat. Besonders eine wirksame Arbeitsmarktpolitik ist angesichts von mehr als 20 Prozent Arbeitslosen gefragt. Sollte es zum Regierungswechsel auf den Balearen kommen, droht eine weitere Erschwernis: Die Regional-Regierung könnte nicht mehr auf uneingeschränkte Unterstützung aus Madrid zählen. Denn dort regiert voraussichtlich noch bis 2012 der Sozialist José Luis Rodríguez Zapatero.

Bislang deuten Umfragen auf eine knappe Entscheidung wie vor vier Jahren hin, als die kleine Regionalpartei Unió Mallorquina (UM) das Zünglein an der Waage spielen durfte. Die konservative PP liegt jedoch in den Umfragen klar vorne – mit einem Denkzettel an den Urnen für Dutzende Korruptionsfälle in der Legislaturperiode 2003-2007 ist offenbar nicht zu rechnen.

Eines jedoch ist mehr als klar: Es könnte keinen ungünstigeren Zeitpunkt für ein Wahljahr auf Mallorca geben. Der derzeitige Stillstand muss sich spätestens im Juni in einen Aufbruch verwandeln, wenn Mallorca 2011 die Kurve kriegen soll.