Untätigkeit kann man Utz Claassen nicht
vorwerfen. Der neue deutsche Miteigentümer des Fußballklubs Real
Mallorca geht seine Aufgabe beim Inselklub mit Tatkraft an. Er hat
weder eine Sitzung des Verwaltungsrats noch ein Heimspiel der
Inselkicker versäumt, seit er Anfang November bei dem Klub als
Investor eingestiegen ist. Am Sonntag erlebte er live von der
Präsidentenloge aus den 2:0 (0:0)-Heimsieg gegen den FC Málaga.
Was er sah, gefiel ihm. „Das war ein ordentliches Spiel mit
einem super Ergebnis”, sagte der ehemalige Vorstandvorsitzende des
Energieunternehmens ENBW. Der Kameruner Pierre Webó und der
Uruguayer Gonzalo Castro erzielten die beiden ansehnlich
herausgespielten Tore zum Sieg. „Die Mannschaft hat keine Topstars,
ist aber gut organisiert und steht kompakt”, lobte Claassen nach
dem Spiel.
Sportlich sieht es derzeit tatsächlich ziemlich gut aus. Das
Team steht auf dem sechsten Tabellenplatz und scheint wie schon in
der vergangenen Saison mit dem Abstieg nichts zu tun zu haben. „Bei
dem gehaltenen Elfmeter hat man dann gesehen, wie emotional das
Publikum werden kann.” Mallorcas israelischer Torwart Dudu Aouate
hatte in der 90. Minute einen Strafstoß von Málagas Eliseu
entschärft und mit seiner Parade die Zuschauer von den Sitzen
gerissen.
„Es geht jetzt darum, die sportliche Leistung besser zu
vermarkten”, sagte Claassen. Hier sieht er seine Aufgabe. Dafür
habe er bereits mehrere Gespräche geführt, auch außerhalb Spaniens.
„Die deutschen Touristen müssen Trikots von Real Mallorca kaufen,
nicht von Barça oder Real Madrid.” Am 20. Dezember will er seinen
Kollegen im Verwaltungsrat ein Konzept über die zukünftige
Marketingstrategie des Klubs vorlegen.
Claassens Ziele sind ehrgeizig. So ist ein ausverkauftes Stadion
Teil seiner Zukunftsvision. „Die Bundesliga hat gegenüber der
spanischen Liga den Vorteil, dass alle Stadien immer voll sind.
Dahin müssen wir auch kommen.” Der Zuschauerschnitt beim Inselklub
liegt derzeit bei etwas mehr als 12.000 Zuschauern (Kapazität:
23.142). Ein ausverkauftes Stadion gab es seit Jahren nicht mehr,
auch nicht gegen Real Madrid oder den FC Barcelona.
„Mallorca ist einfach zu schön”, vermutet Claassen. „Es gibt zu
viele Alternativen zum Fußball.” Wenn man in Gelsenkirchen lebe,
dann sei der Fußball nun einmal das Ein und Alles. Real Mallorca
stehe angesichts des reichhaltigen Freizeitangebots in einem ganz
anderen Wettbewerb. „Ich bin aber dennoch überzeugt, dass wir in
Zukunft irgendwann Woche für Woche ein ausverkauftes Stadion
erleben werden”, so Claassen. Zumindest sportlich scheinen die
Voraussetzungen dafür geschaffen.
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