Haben wir auf Mallorca eine
Zwei-Klassen-Gesellschaft im Bildungssystem? Es scheint so, denn
wie sonst ist der „Run“ auf die halbprivaten „concertados“ zu
erklären? Nach Ansicht des Elternverbandes „CEAPA“ tut sich eine
gesellschaftliche Kluft auf zwischen Schülern der unterschiedlichen
Einrichtungen.
Besonders der hohe Ausländeranteil macht vielen „colegios
públicos“ zu schaffen, das Leistungsniveau ist durch große Klassen
oft schlechter als an den privaten Schulen.
Noch aus den 80er Jahren stammt dieses gern zitierte Bild beider
Modelle: liberale, moderne Bildungseinrichtungen für jedermann auf
der einen Seite; elitäre, konservative „Lernakademien“ für
Besserverdienende auf der anderen Seite. Doch heute, beinahe 30
Jahre später, hat sich das Bild erneut gewandelt. Es sind die
öffentlichen Schulen, die stärker den nationalen und kommunalen
Gesetzen unterliegen, und so weniger Möglichkeiten haben in der
Gestaltung ihrer schulischen Angebote.
Dass sie deswegen durchweg schlechter sind als die Privaten,
kann man keinesfalls behaupten. Es ist ähnlich wie in Deutschland:
Die Schulen in gehobenen Wohngegenden haben in der Regel einen
guten Ruf. Je konfliktreicher das soziale Umfeld ist, umso mehr
färbt dies auf die dortige Schule ab.
Die hohe Zahl der Pflichtstunden für Katalanisch empfinden nicht
nur ausländische Eltern als einen Rückschritt in die Vergangenheit.
Nachdem direkt nach der Franco-Diktatur der Unterricht in den
Regionalsprachen wieder verstärkt eingeführt wurde, hatte sich dies
im Laufe der 80er Jahre unter der Regierung des Sozialisten Felipe
Gonzalez wieder „normalisiert”.
Die heutige Regelung geht vor allem an den öffentlichen Schulen
auf Kosten anderer Fremdsprachen oder Informatik. Ob das den
Zukunftschancen der mallorquinischen Schulabgänger förderlich ist,
darf zu Recht bezweifelt werden. Und ein weiterer Aspekt der
schulischen Leistungen auf den Balearen gibt zu denken: 45 Prozent
aller Jugendlichen strömen ohne Schulabschluss auf den
Arbeitsmarkt. Nur in den spanischen Exklaven Melilla und Ceuta ist
die Quote der Abbrecher noch höher als auf dem Archipel.
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