Das Tourismusgeschäft auf Mallorca
schwächelt, auch der Anteil an deutschen Urlaubern ist gesunken,
die Aussichten für die Insel in diesem Sommer und für den kommenden
Winter sind nicht allzu positiv.
Während die Türkei - mittlerweile Mallorcas größter Konkurrent
in Sachen Bade-Sommer - in diesem Jahr einen wahren Urlauberboom
registriert, ist die Nachfrage nach "Sol y playa en España"
unübersehbar zurückgegangen.
"Die Buchungen für Gesamt-Spanien liegen für diesen Sommer bei
minus drei Prozent gegenüber Vorjahr. Für Mallorca dürfte es noch
ein bisschen schlechter aussehen", sagte TUI-Deutschland-Chef
Volker Böttcher gegenüber den Inselmedien am Rande der Präsentation
der Winterkataloge in Fleesensee, dem größten deutschen
Urlaubsresort der TUI in Mecklenburg-Vorpommern.
Böttcher berief sich dabei auf jene Zahlen, die Europas größter
Tourismuskonzern als börsennotiertes Unternehmen zuletzt am 11. Mai
bekannt gegeben hatte.
Spanien, und damit auch Mallorca, seien "schwach in den Sommer
gestartet", hätten sich dann aber gefangen, resümierte Böttcher.
Einzig die kleine Balearen-Insel Menorca liege aufgrund eines
erweiterten Flugangebotes deutlich im zweistelligen Plus.
Zum Vergleich: Für die Türkei geht der TUI-Chef für diesen
Sommer von einem Zuwachs von zehn Prozent aus. Das Land am Bosporus
sei "mittlerweile das drittwichtigste Reiseziel von
TUI-Deutschland".
Den Buchungsrückgang für Spanien und insbesondere Mallorca
nehmen die Touristikverantwortlichen der TUI nach Böttchers Worten
"ernst", denn "Spanien macht für unser Gesamt-Portofolio noch immer
knapp die Hälfte unseres Umsatzes aus".
Andererseits sei ein solcher Rückgang nicht allzu
"beunruhigend", weil es Möglichkeiten gebe, gemeinsam mit den
Hotelpartnern gegen diese Situation anzuarbeiten. "Aber wir müssen
schauen, dass nicht jedes Jahr ein Minus von drei Prozent
eintritt."
An die Adresse der Hoteliers auf Mallorca formulierte Böttcher
indirekt zwei Botschaften, die auf der Insel mit höchster
Aufmerksamkeit zur Kenntnis genommen wurden. Zum einen forderte der
Vorsitzende der Geschäftsführung der TUI Deutschland GmbH für die
Sommersaison im kommenden Jahr eine Ausweitung des
All-inclusive-Angebotes. "Spanien und Mallorca haben da einen hohen
Nachholbedarf, wie ich schon immer sagte."
Das Angebot richte sich zwar weniger an Urlauber, die sich als
Stammbesucher auf Mallorca bestens auskennen und ihre Reisen per
Internet selbst organisieren würden. Aber All-inclusive erfreue
sich hoher Beliebtheit bei bestimmten Zielgruppen wie klassischen
Familien und Pauschaltouristen. Würde diese Klientel die gesuchten
Angebote nicht auf der Insel finden, gebe es für sie Alternativen
in anderen Regionen des Mittelmeeres.
Die zweite Botschaft betraf den Wintertourismus auf Mallorca.
Der Reisekonzern zeigte sich unzufrieden mit den Anstrengungen, die
Abhängigkeit von der Sommersaison zu verringern. Reiseveranstalter
und Hoteliers können nach Böttchers Worten wenig bis gar nichts
ausrichten, wenn das Komplementärangebot in den touristischen
Zentren (Bars, Restaurants, Geschäfte) während der Wintermonate
geschlossen bleibe.
Es gebe Zonen, in denen in den Wintermonaten so wenig geboten
sei, dass sie aus dem TUI-Winterprogramm 2011 gestrichen werden
könnten, falls sich keine Umkehr der Entwicklung einstelle. Konkret
wurde als gefährdete Zone Cala Millor genannt.
Ungeachtet des rückläufigen Wintertourismus in den vergangenen
drei Jahren plant und rechnet die TUI für die kalte Jahreszeit
wieder mit mehr Besuchern. Aus diesem Grund habe es für den Winter
2010/11 keine Abstriche bei den Einkaufskontingenten in den Hotels
gegeben.
Hinzu komme, dass die TUI jetzt mit dem "größten
Winter-Flugangebot aller Zeiten" aufwartete. Die Kapazitäten
steigen dabei um den Ausbau sogenannter flexibler
Sitzplatzkontingente insgesamt um 14 Prozent. Sie können je nach
Nachfrage genutzt oder an die Fluggesellschaft zurückgegeben
werden, ohne dass sich dabei das unternehmerische Risiko für den
Reiseveranstalter erhöhe.
Profitieren dürfte der Spanien- und Mallorca-Tourismus auch
davon, dass die Reisepreise für Ziele auf der Mittelstrecke zum
kommenden Winter um gut ein Prozent günstiger werden.
Ein weiteres neues Angebot dürfte für Langzeitüberwinterer auf
Mallorca interessant sein: Für Reisen ab 60 Tagen verschenkt TUI
seinen Dauergästen einen Rückflug für eine Urlaubspause in der
Heimat.
Dieser "Heimaturlaub" sei für Touristen gedacht, die etwa nach
einem Monat in der Ferne sich vergewissern möchten, dass zu Hause
alles in Ordnung ist, bevor sie die zweite Hälfte ihrer Ferien
antreten.
Die schwächelnde Nachfrage nach Mallorca als Reisedestination
kontrastiert mit den Prognosen, die die TUI für ihr Gesamtgeschäft
bekannt gegeben hat. Das Unternehmen sieht sich weiter auf
Wachstumskurs und rechnet mit einem Rekord bei Fernreisen.
Für die aktuelle Saison registriert der Konzern eine "anhaltend
große Reiselust der Bundesbürger" und erwartet ein zum Vorjahr
"nahezu stabiles Sommergeschäft". Es sei möglich, am Ende des
Sommers sogar ein "kleines Plus" erreichen zu können.
Neben Mallorca und Spanien liegen auch die übrigen
traditionellen Bade-Destinationen Griechenland, Italien und
Portugal im Minus. Zu den Gewinnern zählen neben der Türkei
Ägypten, Kroatien und Israel. Nach Böttchers Worten hat der
Rückgang der Klassiker nichts mit der Einführung der Euro-Währung
zu tun.
"Spanien und Griechenland müssen sich stark bemühen, Produkte zu
liefern, die attraktiv und zeitgemäß sind. Die Kunden sind heute
über Internet viel besser informiert als früher, um entscheiden zu
können, wofür sie ihr Geld ausgeben wollen."
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