Obwohl Mallorca Jahr für Jahr Ziel von Millionen Urlaubern ist,
gibt es doch abgelegene Winkel auf der Insel, die abseits des
Touristenrummels ein ruhiges Dasein fristen. Der Levante-Naturpark
bei Artà ist ein Beispiel dafür, dass die touristische Erschließung
nicht überall im gleichen Maße fortschreitet. Das hat nun sogar den
Gemeinderat des Ortes im Nordosten der Insel dazu bewogen, in
ungewohnter Einmütigkeit über alle Parteigrenzen hinweg vom
Tourismusministerium mehr Werbung für das fast 1700 Hektar große
Naherholungsgebiet einzufordern. Auf dass die gesamte Region vom
zunehmenden Ausflüglerstrom profitiere.
Tatsächlich ist der Naturpark eine der zu Unrecht weniger
bekannten Gegenden Mallorcas. Während das Tramuntana-Gebirge
mittlerweile international den Ruf eines hervorragenden
Wandergebietes hat (zurecht, wohlgemerkt), ist der
Levante-Naturpark doch noch vielfach unterschätzt. "Viele wissen
gar nicht, was für ein Kleinod sie hier vor der Haustür haben",
sagt etwa der Buchautor und leidenschaftliche Wanderer Eric
Kellermann, der seinen Lebensmittelpunkt seit mehreren Jahren in
Artà hat und die Gegend regelmäßig zu Fuß erforscht.
Mehr als ein halbes Dutzend ausgeschilderte Wanderwege führen
durch den im Jahr 2001 zum Schutzgebiet erklärten Park, zu dem auch
zwei Meeresreservate vor der Küste gehören. Ein Grund dafür, dass
es bislang vergleichsweise wenige Wanderer hierher verschlägt, mag
sein, dass es keine Rundwanderwege gibt und man sich auch nicht am
Ziel mit dem Auto abholen lassen kann. Wer einer der Routen folgt,
muss unweigerlich am Ende den Rückweg antreten.
So etwa auf der Strecke nach s'Arenalet (zuerst die braune, dann
die lilafarbene oder blaue Route). Zunächst führt ein gut
befestigter Weg vom Parkplatz am Eingang des Parks den Berg hinauf.
Vorbei an verfallenem Gemäuer tut sich bald schon eine
eindrucksvolle Sicht über das zerklüftete Gelände auf. Rechts und
links rücken steinerne Ruinen in den Blick - Überbleibsel der
Vergangenheit, als hier nach dem Bürgerkrieg politische Gefangene
kaserniert waren und Zwangsarbeit verrichten mussten. Am Horizont
erhebt sich wie schon seit Jahrhunderten ein Wachturm und erinnert
an die einstige militärische Bedeutung dieser Gegend: Von hier aus
ließ sich jedes feindliche Schiff frühzeitig erblicken.
Nach rund eineinhalb Stunden gelangt man an den Abzweig, der
hinab nach s'Arenalet führt. Hier ist der Weg nun schroffer, in
engen Kurven geht es den Berg hinab. Nach einer weiteren Stunde ist
das Ziel erreicht: Nur wenige Schritte vom menschenleeren Strand
entfernt liegt eine Wanderhütte - vor allem im Sommer ein
einzigartiges Ausflugsziel. Denn wer das "Refugio" rechtzeitig
mietet (wie das geht: siehe Kasten), kann hier erleben, was es auf
Mallorca eigentlich gar nicht gibt - er hat die ganze Bucht für
sich allein.
Beschwerlich führt der Rückweg geradewegs den Berg hinauf. Auf
halber Höhe zeugen frisch gepflanzte Bäume von dem Versuch, der
seit den verheerenden Waldbränden kargen Pflanzenwelt wieder etwas
von ihrer ursprünglichen Vielseitigkeit zurückzugeben. In Zukunft
soll hier ein Wald die sanften Hügel überziehen.
Es tut sich etwas im Nordosten. Und um schon kurzfristig für
etwas mehr Aufmerksamkeit zu sorgen, bedarf es allerdings gar nicht
großer Werbeaktionen, wie sie nun die Lokalpolitiker aus Artà
gefordert haben. Ein vielversprechender Anfang wäre schon gemacht,
wenn sich die Gemeinde dazu durchringen würde, im Ort ein paar
Hinweisschilder aufzustellen. Bisher ist der Abzweig zum
Levante-Park nämlich mangels Wegweisern nur von Ortskundigen oder
nach dem Zufallsprinzip zu finden.
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