Der 9. August ist für Ernest Hasicevic weit weg. „Wie ein Traum,
der lange her ist”, sagt der 45-Jährige. An jenem Sonntag
explodierte in seinem Lokal eine der ETA-Bomben, die die Insel in
diesem Sommer erschütterten. Die Attentatsserie sorgte weltweit für
Schlagzeilen.
Heute erinnert in dem Lokal „Enco” im Stadtteil Portitxol nichts
mehr an jenen Tag. Die Frauentoilette, in der die Bombe versteckt
war, ist renoviert. Auf der Terrasse sitzen zufrieden aussehende
Leute. Und auch Ernest Hasicevic wirkt nicht wie einer, der einen
Schreck fürs Leben mit sich herumträgt. „Es wurde keiner verletzt,
es war keine schwere Explosion, es ging nur darum, einen Schrecken
einzujagen”, sagt er. „Ich komme aus einem Land, in dem es Krieg
gab. Dort habe ich gelernt, dass alles passieren kann. Ich habe
dort alles verloren. Das härtet ab.” Aus der Heimat floh Hasicevic
einst nach Deutschland. Zunächst lebte er in Hechingen, später dann
in Reutlingen, und lernte dort das Gastronomen-Handwerk – in der
Pizzeria der Eltern von Ex-„Brosis”-Star Giovanni Zarrella. Nach
mehreren Jahren im Schwabenland zog es ihn dann gen Süden, nach
Mallorca.
Dass Hasicevic jenen 9. August nicht mehr allzu gegenwärtig hat,
dürfte auch daran liegen, dass er damals gar nicht auf der Insel
war. Die Nachricht von der Bombe erreichte ihn per Telefon im
Heimaturlaub. „Das war schon hart im ersten Moment”, gibt er zu.
Zwar war schnell klar, dass die Polizei alle Menschen rechtzeitig
in Sicherheit gebracht hatte, wie gravierend die Schäden aber
waren, blieb lange ungewiss. Erst am späten Abend konnte sich eine
Mitarbeiterin ein Bild vom Ausmaß der Zerstörung machen.
Er hatte Glück. Während der Besitzer der ebenfalls von einer
ETA-Bombe betroffenen „Bar Nica” in der Innenstadt erst jetzt
wiedereröffnen konnte, blieb das „Enco” nur eine Woche lang
geschlossen. Dann kehrte schon wieder der Alltag ein. „Meine
Stammkunden waren sofort wieder da”, sagt Hasicevic. In den ersten
Tagen kamen auch viele Schaulustige und wollten ihre Neugier
stillen. Noch heute wird er immer wieder angesprochen. Viele wollen
wissen, ob ihm denn in der Zeit nach dem Attentat Hilfe zuteil
geworden sei.
Das bejaht er dann stets mit voller Überzeugung. „Es war eine
sehr positive Erfahrung, so viel Unterstützung zu bekommen”, sagt
Hasicevic. „Mehr als 100 Anrufe hatte ich nach dem Anschlag.” Die
Entschädigung als Terrorismusopfer kam rasch, bis es so weit war,
stundeten ihm die Bauarbeiter ihren Lohn. Die Polizei war immer
freundlich, auch wenn drei Wochen lang fast täglich Beamte kamen,
um immer wieder Fragen zu stellen. Zu brauchbaren Ergebnissen
führte das jedoch nicht: Zu den Tätern, die die Bombe vermutlich
Wochen vor der Explosion versteckt hatten, konnten weder Hasicevic
noch seine Angestellten Angaben machen. „Wie auch”, sagt er. „Hier
gehen so viele Leute ein und aus.”
Am dankbarsten aber ist Hasicevic seinen Mitarbeiterinnen, die
damals die Stellung hielten. „Super, wie die das in die Hand
genommen haben.” Auch die Polizei habe die Kellnerinnen für ihre
Tapferkeit gelobt. Als er das sagt, muss eine von ihnen lächeln:
Auch Dijana Jusufbegovic-Lukac kommt aus Bosnien.
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