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Die Bibliothek „Can Torró”, sagt deren stellvertretende Direktorin Francina Rincón, wird gemeinsam mit dem Rathaus ihrem Gründer Reinhard Mohn noch ein besonderes Gedenken widmen. Dem Ehrenbürger von Alcúdia und Vorsitzenden der Bertelsmann-Stiftung, der am Samstag im Alter von 88 Jahren verstarb, hat die Gemeinde im Inselnorden in der Tat viel zu verdanken. Und das brachte sie bereits 2005 zum Ausdruck, als sie ihm als ersten Ausländer überhaupt die Ehrenbürgerwürde verlieh. Damit dankte die Kommune ihrem großzügigen Mitglied vor allem für seinen außergewöhnlichen kulturellen Einsatz in seiner zweiten Wahlheimat Mallorca, wo er mit Ehefrau Liz seit vielen Jahren regelmäßig weilte.

Schon 1968 war Reinhard Mohn erstmalig nach Mallorca gekommen: „Wegen des Klimas”, wie er 1998 in einem MM-Interview verriet, weil eine seiner Töchter lebensgefährlich an einer Lungenentzündung erkrankt war. Die Familie übernachtete im Haus eines Freundes in Bonaire (Alcúdia), und am nächsten Morgen habe ihn seine Frau mit den Worten geweckt: „Einen so wunderbaren Blick auf Meer und Berge habe ich noch nie in meinem Leben gesehen.” Sie hätten dann ein Haus gekauft und „die Wahl dieses Urlaubsortes später nie bereut”.

Auch sein kulturelles Engagement in Spanien begann schon Mitte der 1960er Jahre, als spanische Verleger Interesse an seinem in Deutschland entwickelten System des Buchvertriebs zeigten und der „Circulo de Lectores” entstand. Ende der 1980er Jahre wendete sich Reinhard Mohn dann an die Gemeinde in Alcúdia, um mit ihr gemeinsam eine Publikumsbibliothek zu errichten: Can Torró gilt heute als die fortschrittlichste Bibliothek auf den Balearen.

Dabei versteht sie sich eher als Multimedia-Stätte – keine Bibliothek mit Bücherstapeln, sondern ein Ort zur dynamischen Freizeitgestaltung für jede Altersklasse: Kinder toben sich hier kreativ im Spielsaal aus, Schüler machen ihre Hausaufgaben, Erwachsene schauen einen Film oder suchen ein Fachbuch. Im Sommer 1998 bekam Can Torró einen eigenen „Reinhard-Mohn-Saal”. Bei seiner Einweihung sprach neben dem Bürgermeister von Alcúdia auch Francesc Antich, damals als Mitglied des Inselrates, dem Stifter seinen Dank aus: „Alle Mallorquiner sind stolz, in Alcúdia eine solche Bibliothek zu haben.” Nur wenige Wochen später – fünf Jahre zuvor hatte Mohn die Spanische Bertelsmann-Stiftung gegründet – überreichte Kronprinz Felipe dem Ex-Chef des Gütersloher Konzerns in Oviedo den renommierten Prinz-von Asturien-Preis. Den „Preis der Kommunikation und Menschlichkeit” verdiene er, so Felipe, weil er „eine Persönlichkeit ist, die die Medien dazu bewegt hat, den Horizont der Menschen zu erweitern”.

Und ein Visionär. Schon im MM-Interview 1998 nannte er als Zielsetzung im Hause Bertelsmann „nicht Maximierung des Gewinnes”, sondern „Erbringung eines guten Leistungsbeitrages für die Gesellschaft”. Sein Leben war ein Spiegel dieses Ziels.