Es war wie eine Demütigung: Übermüdet, unrasiert und mit
Handschellen gefesselt hat die Polizei am vergangenen Samstag die
Hauptbeschuldigten im Skandal um die „Palma Arena” zum
Ermittlungsrichter gebracht. Die Beamten kannten kein Pardon: Die
Männer, die zuvor tagelang in Untersuchungshaft gesessen hatten,
mussten durch den Haupteingang ins Gerichtsgebäude. Dort aber
warteten Fotografen und Fernsehteams, die die inselweit bekannten
Politiker denn auch in unvorteilhafter Pose festhielten.
Während die Empörung über den vermeintlichen Korruptionsskandal,
der am Mittwoch vergangener Woche zu den Verhaftungen geführt
hatte, schon bald wieder abgeflaut war, entflammte in den
vergangenen Tagen ein erbitterter Streit über den Umgang mit den
Beschuldigten. „Man will uns schaden”, heißt es in einer Erklärung
der konservativen Partei (Partido Popular, PP) auf den Balearen.
„Es wird versucht, die Matas-Regierung zu verteufeln.”
Damit liegt die balearische PP auf einer Linie mit ihren
Parteikollegen auf dem Festland, die sich ebenfalls seit Tagen über
eine vermeintliche „Kampagne” beschweren. Auch in anderen Gegenden
Spaniens ermitteln Staatsanwälte wegen vermeintlicher
Korruptionsaffären konservativer Politiker. Zuletzt polterte die
PP-Generalsekretärin María Dolores de Cospedal, die sozialistische
Regierung missbrauche die Staatsanwaltschaft, um „die Opposition zu
verfolgen, anstatt sich um ETA zu kümmern”. Als einen Beleg dafür
nannte sie auch die Geschehnisse in Palma.
Bei den Hauptbeschuldigten im Fall „Palma Arena” handelt es sich
um José Luis „Pepote” Ballester, den ehemaligen Generaldirektor für
Sport der Regierung von PP-Ministerpräsident Jaume Matas
(2003-2007) und Olympiasieger im Segeln von 1996, sowie den
Ex-Sportdezernenten im Rathaus von Palma und jetzigen Sprecher der
PP-Fraktion im Gemeinderat, Rafael Durán. Ferner wurden Unternehmer
und Funktionäre dem Richter vorgeführt. Gegen Zahlung einer Kaution
sind jetzt alle wieder auf freiem Fuß.
Sie alle stehen unter dem Verdacht, für die Kostenexplosion beim
Bau des Velodroms „Palma Arena” verantwortlich zu sein. Das Projekt
verschlang statt der veranschlagten 48 Millionen Euro am Ende rund
110 Millionen. Wo all das Geld geblieben ist, wird vermutlich ein
Prozess klären müssen. Mittlerweile laufen mehr als ein Dutzend
Ermittlungsverfahren wegen vermeintlicher Unregelmäßigkeiten aus
der Regierungszeit der Balearen-PP (die dicksten Skandale siehe
Fotostrecke rechts).
Die PP hat nun aber einen Teilerfolg erzielt. Denn nach den
lautstarken Protesten der vergangenen Tage läuft eine
polizeiinterne Untersuchung, um herauszufinden, warum die
Beschuldigten nicht durch die Tiefgarage ins Gerichtsgebäude
gebracht wurden. Geklärt werden soll auch, warum zwei der Männer
bei ihrer Ankunft am Gerichtsgebäude entgegen der sonstigen
Gepflogenheiten am rechten Handgelenk aneinander gekettet waren.
Seltsam verrenkt mussten sie beim Marsch durch das Spalier der
Presseleute zu allem Überfluss Acht geben, dass sie sich nicht auf
die Füße traten.
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