Die Trümmer sind beiseite geräumt,
Straßensperren gibt es nur noch ausnahmsweise. Inselbewohner und
Urlauber haben ihre gewohnten Plätze wieder eingenommen. Schon am
Tag nach den erneuten Bombenanschlägen herrscht in Palma wieder
Alltag, zumindest auf den ersten Blick.
Nur wer genauer hinsieht, spürt auch die Anspannung, die noch
nicht vollends verflogen ist. Immer wieder rasen Polizeiwagen mit
Blaulicht durch die Stadt. Mehrfach gab es seit dem Wochenende
Bombenalarm - jede herrenlose Tasche ist in diesen Tagen
verdächtig. Der Terror hat Spuren hinterlassen, auch wenn bei den
Explosionen niemand zu Schaden kam. Gibt es weitere Bomben? Sind
die Terroristen mitten unter uns?
Dass die Polizei, die weiterhin mit einem Großaufgebot inselweit
die Terroristen jagt, keinen schnellen Fahndungserfolg melden kann,
steigert die Verunsicherung. Bisher gebe es keine heiße Spur, sagt
Spaniens Innenminister Alfredo Pérez Rubalcaba. Die Attentäter
können sowohl auf der Insel sein als auch längst über alle Berge,
so der offizielle Ermittlungsstand. Die Fahndung verläuft unter
höchster Geheimhaltung. Tappen die Ermittler also tatsächlich
vollkommen im Dunkeln? Oder wollen sie sich bloß nicht in die
Karten schauen lassen?
Als sicher gilt, dass die Bomben schon Tage vor der Explosion
versteckt wurden. Schließlich war die "Bar Nica", in der am
Sonntagmittag der erste Sprengsatz hochging, seit Freitagnachmittag
geschlossen. Also waren wohl Zeitzünder im Spiel. Ferner geht die
Polizei offenbar davon aus, dass zumindest eine Frau unter den
Attentätern ist - schließlich waren alle vier Bomben auf einer
Damentoilette deponiert. Das soll alles sein? Mehr Informationen
hat die Polizei nicht?
Laut Medienberichten kontrolliert die Polizei sämtliche
Passagierlisten von Schiffen, die am Tag vor dem Bombenanschlag von
Palmanova am 30. Juli die Insel verlassen haben. Innenminister
Rubalcaba räumt derweil ein, dass alle Videobänder, auf denen die
Terroristen zu sehen sein könnten, ausgewertet sind. Zu den
Ergebnissen könne er aber leider nichts sagen - um die Ermittlungen
nicht zu gefährden. "Kann sein, kann auch nicht sein", ist einer
der häufigsten Sätze, die in diesen Tagen aus Ermittlerkreisen
verlauten. So kann denn auch niemand mit Gewissheit sagen, was nun
als Nächstes geschehen wird. Gibt es bald Verhaftungen? Ist nun
wieder Ruhe?
Ratlosigkeit herrscht offenbar auch beim deutschen Auswärtigen
Amt. Hier mag man nicht grundsätzlich vor Reisen auf die Insel
warnen. "Mallorca ist nicht Somalia oder der Gaza-Streifen", sagt
Außenminister Frank-Walter Steinmeier. Man möge "den örtlichen
Sicherheitsbehörden Folge leisten", sich "umsichtig verhalten" und
"Menschenansammlungen meiden", riet das Auswärtige Amt unmittelbar
nach den Anschlägen. Mittlerweile heißt es dort: "Reisende werden
zu besonders umsichtigem Verhalten aufgerufen." Auch der deutsche
Botschafter in Madrid, Wolf-Ruthart Born, beschwichtigt: "Wenn der
König auf Mallorca ist, können auch die Deutschen kommen", findet
er.
Trotz aller Zweifel und Unklarheiten gibt es nun jedoch
zumindest eine Gewissheit: Die baskische Terrororganisation ETA hat
sich mittlerweile zu dem tödlichen Anschlag von Palmanova bekannt.
Und auch die Attentatsserie in Palma ist telefonisch im Namen der
Terrororganisation angekündigt worden. Die Anrufe waren allerdings
so verworren, dass die Ermittler zunächst nicht wussten, welche
Lokale sie räumen mussten.
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