Joachim Löw ist in Plauderlaune. Entspannt
sitzt der deutsche Fußball-Nationaltrainer auf der Terrasse des
Golfclubs Son Gual und blinzelt in die Sonne. Er scherzt mit den
Journalisten, begrüßt die Fotografen und lächelt freundlich. Nur
eines will er nicht an diesem Montagnachmittag: über Fußball
reden.
Fragen zu dem Thema sind nicht erwünscht. Es soll einzig und
allein um die TUI-Imagekampagne gehen, wegen der Löw in diesen
Tagen auf der Insel weilt. Im mediterranen Umfeld posiert er für
die Kameras der Werbeabteilung des Reisekonzerns, dessen
Marketingdirektor Michael Lambertz neben ihm sitzt.
Ein Fußballtrainer, der nicht über Fußball sprechen will – das
ist wie ein Feinschmeckermenü ohne Wein. Stattdessen gibt es
Brause.
Heraus kommen dann Sätze wie dieser: „Mallorca bietet viel Schönes,
viele Möglichkeiten. Zu baden, Sport zu machen, Fahrrad zu fahren.”
Das Essen sei auch gut und jeder Deutsche liebe die spanische
Küche.
Die anwesenden Tourismusjournalisten der spanischen
Tageszeitungen blicken fragend. Auch das Fernsehen ist da. In der
Ferne quakt ein Frosch. „Die Deutschen kommen immer gerne nach
Mallorca”, weiß der Bundestrainer. „In Urlaub zu fahren ist für uns
Deutsche schon auch wichtig: die freie Zeit mit der Familie zu
verbringen.” „Freie Zeit” – gutes Stichwort, findet einer der
Jounalisten. Was macht denn der Bundestrainer in seiner Freizeit
auf Mallorca, wenn er nicht gerade für die Kameras posieren muss?
„Ich bin Mountainbike gefahren”, verrät Löw. „Auch die schönen
Strände habe ich ein bisschen genutzt.” Schweigen. Jetzt vielleicht
doch eine Fußball-Frage? Man kann es ja versuchen. „Und an Fußball
denken Sie in diesen Tagen gar nicht, Herr Löw?” Der Bundestrainer
zögert, Lambertz schluckt. „Nun ja, auch im Urlaub denke ich
manchmal daran, was die nächsten Schritte sind”, sagt er. „Aber ich
habe gelernt abzuschalten und einfach nur zu genießen.” Na also,
geht doch. Und der FC Barcelona? Dazu wird der Bundestrainer doch
wohl auch eine Meinung haben. „Ich verfolge den spanischen Fußball
genau”, sagt Löw. „Die Spanier haben eine klare Philosophie und
lassen diese in die Ausbildung der Spieler einfließen. Davon können
wir viel lernen.” Interessant. Und wie ist das eigentlich mit dem
Trainingslager vor der Weltmeisterschaft im nächsten Jahr. Wird die
Nationalelf da wieder nach Mallorca kommen? „Mal sehen”, sagt Löw
nun schon ganz unbefangen. „Die Bedingungen auf der Insel sind
ideal.” Die Weltmeisterschaft aber wird 2010 im südafrikanischen
Winter stattfinden, da biete es sich an, auch die Vorbereitung in
kühleren Gefilden zu absolvieren. „Eigentlich hatte ich mir ja
vorgenommen, nach dem verlorenen Finale gegen die spanische
Nationalmannschaft nicht mehr nach Spanien zu kommen”, scherzt Löw.
Aber es sei so schön hier, da habe er den Vorsatz nicht lange
durchgehalten.
Und Real Mallorca? Was sagt Löw zum Inselklub? „Hauptsache, sie
sind gerettet”, sagt er. Immerhin sei er vor rund zehn, elf Jahren
zum ersten Mal nach Mallorca gekommen, um ein Spiel der Inselkicker
zu verfolgen.
Allmählich geht das Gespräch aber doch in die falsche Richtung,
findet Lambertz. „Joachim Löw ist für uns der perfekte
Werbepartner”, sagt der Marketing-Chef. „Er steht für Werte wie
Sicherheit, Qualität, Vertrauen.” Die Pressekonferenz des
Bundestrainers ist vorbei.
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